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Episoden
08.04.2021
34 Minuten
Gendergerechte, inklusive Sprache hat einen zweifachen Nutzen:
Zum einen wird Sprache ohne generischen Maskulin präziser, und
zum anderen bildet gendergerechte Sprache die reale
gesellschaftliche Vielfalt besser ab.
Doch gendergerechte Sprache hat auch viele Kritiker*innen. In der
heutigen Folge wollen wir die verstehen, ob es gute Gründe gibt,
gendergerechte Sprache abzulehnen. Dafür analysieren wir drei
Texte, die inklusive Sprache bestenfalls als Verschlimmbesserung
erachten, schlimmstenfalls als Ausdruck einer totalitären
Diktatur. Empirische Evidenz oder logische Schlüssigkeit suchen
wir bei den Kritiker*innen dabei vergebens.
Warum gibt es so viel so emotionalen Widerstand gegen inklusive,
gendergerechte Sprache? Wir vermuten, dass es nicht so sehr um
die Sprache an sich geht, sondern mehr um ein Unbehagen mit
gesellschaftlichem Wandel. Machtstrukturen, die es lange gab und
die sich auch in unserer Sprache reproduzieren, werden heute
hinterfragt und teilweise aufgelöst. Das gefällt nicht allen –
besonders nicht jenen, die von den alten Machtstrukturen
profitierten.
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23.03.2021
36 Minuten
Anfang März 2021 haben 78 Tamedia-Redaktorinnen einen offenen
Brief veröffentlicht, in dem sie Sexismus und Diskriminierung von
Frauen auf den Redaktionen beklagen. Frauen erhielten bei
gleicher Arbeit weniger Lohn, hätten Schwierigkeiten, ihre Themen
durchzusetzen und hätten schlechtere Karrierechancen.
Diese Protestaktion hat für Aufsehen gesorgt. In der heutigen
Folge diskutieren wir mit drei Journalistinnen über ihre
Einschätzung des Problems von Sexismus in der Medienbranche.
Aleksandra Hiltmann ist Redaktorin im Ressort Kultur und
Gesellschaft beim Tages-Anzeiger und Mitunterzeichnerin des
offenen Briefs. Nicole Döbeli ist Ressortleiterin Region beim
Landboten, Co-Präsidentin des Vereins Medienfrauen Schweiz und
ebenfalls Mitunterzeichnerin des offenen Briefes. Nadine Brügger
ist Chefin vom Dienst im Nachrichtenressort der Neuen Zürcher
Zeitung.
Im Gespräch argumentieren Aleksandra, Nicole und Nadine, dass und
wie Sexismus ein oft subtiles strukturelles Problem ist, welches
mit anderen Probleme wie Machtgefällen, Mobbing und ökonomischen
Zwängen zusammenhängt. Sexismus auf journalistischen Redaktionen
bleibt nicht ohne Konsequenzen. Studien zeigen beispielsweise,
dass Frauen systematisch weniger oft Gegenstand von oder Stimmen
in der journalistischen Berichterstattung sind.
Wie kann die Situation verbessert werden? Nebst strukturellen
Reformen in Medienorganisationen wie transparenteren Kriterien
für die Karriereentwicklung können auch wir als Publikum einen
kleinen Beitrag leisten. Indem wir journalistische Beiträge von
Frauen und über Frauen häufiger lesen, hören, sehen und teilen,
helfen wir mit, den Kreislauf der sich reproduzierenden
Ungleichbehandlung von Frauen in den Medien, aber auch allgemein
in der Gesellschaft zu durchbrechen.
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26.02.2021
40 Minuten
Am 7. März 2021 stimmt die Schweiz über die Volksinitiative "Ja
zum Verhüllungsverbot" ab, die ein landesweites Verbot der
muslimischen Gesichtsverschleierungen Niqab und Burka vorsieht.
Über diese Burkaverbots-Initiative wird hitzig debattiert. Das
ist für sich genommen auch gut, aber die Befürworter*innen und
Gegner*innen der Initiative versteifen sich auf
Schwarz-Weiss-Sichtweisen in einer Frage mit vielen Grautönen.
Das Ja-Lager rund um das islamophobe Egerkinger Komitee verkauft
das Burkaverbot als Massnahme zur Gleichstellung von Frau und
Mann und der Stärkung der Rechte der Frau. Das mutet reichlich
heuchlerisch an, wenn man die ansonsten sehr wertekonservativen
Haltungen der Initianten in Betracht zieht. Auch ist die Rede von
"politischem Islam" und Terrorismus, die mit einem Burkaverbot
bekämpft würden. Dass Burkaverbote in Ländern wie Frankreich oder
Österreich nichts dazu beigetragen haben, das Problem des
Islamismus zu reduzieren, wird aber verschwiegen.
Das Nein-Lager verkauft Vollverschleierung als weitgehend
autonomen, selbstbestimmten Entscheid unabhängiger Frauen – werde
eine Frau aber doch zur Verschleierung "gezwungen", gebe es schon
heute juristische Wege, dagegen anzukämpfen. Das ist ein
doppelter Hohn und eine Verniedlichung des Sachverhaltes.
Sozialisierung, Tradition, latenter Druck sind allesamt keine
explizite Nötigung, können die individuelle Lebensgestaltung aber
"unfrei" machen. Und zu meinen, dass eine betroffene Frau ohne
Weiteres Anlaufstellen kontaktieren kann, wenn sie leidet, ist
geradezu lächerlich.
Insgesamt kommt die "Islamdebatte", die seit 20 Jahren auf der
politischen Agenda steht, auch mit dieser Initiative kein Stück
weiter. Solange die Komplexität der Thematik nicht berücksichtigt
wird, drehen wir uns nur im Kreis.
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12.02.2021
31 Minuten
Hass, Desinformation, Verschwörungstheorien, Rassismus,
Antisemitismus, Faschismus: Auf Social Media-Plattformen
kursieren zahlreiche hässliche Ideen. Doch viele von ihnen
entstehen nicht auf Facebook und Co., sondern werden dort nur
gross. Der Ursprung extremistischer Ideen sind oft kleine,
unbekannte Ecken im Internet. Wie zum Beispiel 4chan.
4chan ist ein unscheinbares Online-Diskussionsforum, das in
technischer Hinsicht ziemlich veraltet wirkt. Doch 4chan hat eine
riesige kulturelle Kraft: Auf 4chan entstehen viele
reaktionär-faschistoide Memes, Aktionen und Bewegungen, die auf
andere Social Media-Plattformen und damit in den politischen
Alltag überschwappen. Einige Beispiele dafür sind der
Gamergate-Hassmob von 2014 oder die QAnon-Verschwörungstheorie,
die 2017 auf 4chan ihren Anfang nahm.
Darüber hinaus, und vielleicht noch wichtiger, wird auf 4chan mit
Sarkasmus und Tabubrüchen reaktionär-faschistoider Hass
normalisiert und für ein breites Publikum aufbereitet. Die
meisten Leute wollen nichts mit Neonazis zu tun haben – aber die
Hemmschwelle, über ein Meme mit der Comicfigur Pepe in SS-Uniform
zu lachen, ist viel tiefer.
Dieser 4chan-Habitus, reaktionär-faschistoide Ideen in Sarkasmus
zu verpacken und damit subtil Hass gegen "kulturellen Marxismus",
gegen "Social Justice Warriors", gegen braune und schwarze
Menschen, gegen Transgender-Menschen usf. zu normalisieren, ist
längst nicht mehr auf 4chan beschränkt. Der 4chan-Habitus hat den
breiteren politischen Diskurs infiziert – und die meisten Leute,
die heute die diskursive 4chan-Brille tragen, haben nie von 4chan
gehört.
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29.01.2021
32 Minuten
Journalistische Medien, die sich über Werbung finanzieren,
stecken seit Jahren in einer Krise. Werbekunden gehen lieber zu
Google, Facebook und Co., weil man dort Werbung viel billiger
schalten kann. Der Wegbruch der Werbegelder ist für viele
Medienhäuser eine existenzielle wirtschaftliche Bedrohung. Was
tun?
Native Advertising könnte der Retter in der Not sein. Native
Advertising ist Werbung, die so verpackt ist, dass sie wie
journalistischer Inhalt aussieht. Werbekunden lieben Native
Advertising, weil sie damit das Publikum auf eine intime,
authentische Art erreichen. Und die Medienhäuser ihrerseits
verdienen mit Native Advertising richtig gutes Geld.
Also Ende gut, alles gut? Nicht ganz. Native Advertising
bedeutet, dass das Publikum aktiv und bewusst getäuscht wird und,
dass die Mauer zwischen Redaktion und Anzeigeverkauf
verschwindet. Journalismus verkommt damit zum unglaubwürdigen
Zudiener für die Höchstbietenden.
Über die Probleme des Native Advertising unterhalten wir uns mit
Dennis Bühler. Dennis ist Journalist beim Online-Magazin
Republik, und er ist Mitglied des Schweizer Presserates.
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Über diesen Podcast
Ein Podcast über Medien, Macht und Ideologie.
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