Deutungshoheit, KI und Demokratie – wohin steuert die Medienbranche?

Deutungshoheit, KI und Demokratie – wohin steuert die Medienbranche?

Im Gespräch mit Robert Kuhne, Chefredakteur und Geschäftsführer TAG24
49 Minuten
Podcast
Podcaster
FLURFUNK ist der Medien-Podcast für Sachsen und Mitteldeutschland

Beschreibung

vor 4 Tagen
Wie verändert sich Journalismus in einer Welt, in der Künstliche
Intelligenz Inhalte filtert, formt und personalisiert? Wer bestimmt
künftig, was als Wahrheit gilt – und was bedeutet das für
Medienvielfalt und Demokratie? In dieser FLURFUNK-Podcastfolge
spreche ich mit Robert Kuhne, Geschäftsführer und Chefredakteur von
TAG24, über einen tiefgreifenden Umbruch der Medienbranche.
Ausgangspunkt ist Roberts Reise ins Silicon Valley und seine
direkten Einblicke in die Strategien von OpenAI, Perplexity,
Google, Amazon, Microsoft und Co. – und die ernüchternde
Erkenntnis, welche Rolle Journalismus dort künftig spielen soll.
Wenn KI entscheidet, was wir wissen Im Gespräch wird deutlich:
Viele Tech-Konzerne denken Medien nicht mehr als zentrale Akteure
demokratischer Öffentlichkeit, sondern als austauschbare
Zulieferer. Ein, zwei Agenturen reichen – der Rest wird von KI so
aufbereitet, wie es zur Erwartungshaltung der Nutzer passt.
Pluralismus? Medienvielfalt? Kritische Einordnung? All das, so der
Eindruck aus Kalifornien, soll künftig „im Kopf des Users
entstehen“. Deutungshoheit unter Druck Robert Kuhne beschreibt, wie
sich Deutungshoheit verschiebt: weg von Redaktionen, hin zu
Plattformen, Algorithmen und personalisierten KI-Assistenten.
Inhalte werden nicht mehr konfrontativ oder überraschend, sondern
bestätigend ausgespielt. Das birgt Risiken – für journalistische
Standards ebenso wie für die demokratische Meinungsbildung.
Besonders alarmierend: die Vorstellung einer Medienwelt ohne
Websites, ohne klassische Absender, ohne klar erkennbare
journalistische Verantwortung. „Ich bekomme nur noch das, was ich
erwarte – nicht das, was mir helfen würde, die Welt zu verstehen.“
Lokaler Journalismus als letzte Bastion? Gleichzeitig sieht Kuhne
eine Chance: Gerade lokaler, recherchierter Journalismus könnte im
KI-Zeitalter an Wert gewinnen. Denn lokale Wirklichkeit lässt sich
nicht einfach generieren – sie muss beobachtet, überprüft und
eingeordnet werden. Doch genau dieser Journalismus steht
wirtschaftlich und strukturell massiv unter Druck. Sorge um die
Demokratie Am Ende läuft das Gespräch auf eine Grundsatzfrage
hinaus: Was passiert mit Demokratie, wenn Vertrauen in Medien,
Institutionen und gemeinsame Wirklichkeitsannahmen erodiert? Kuhne
formuliert es klar: Demokratie lebt vom Vertrauen – und
Journalismus ist ein zentraler Anker dieses Vertrauens. Wenn dieser
Anker verloren geht, droht eine fragmentierte Öffentlichkeit, in
der jede und jeder nur noch die eigene Wahrheit konsumiert. Diese
Folge ist ein ebenso persönliches wie strategisches Gespräch über
Machtverschiebungen, Medienökonomie, KI-getriebene Öffentlichkeit –
und die Frage, warum Journalismus heute wichtiger ist als je zuvor.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15