Das spricht für Deutschlands technologisches Comeback - Thomas Knüwer (Tech-Blogger)
34 Minuten
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vor 1 Woche
Die deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle. Viele Unternehmen
klagen über hohe Kosten, Fachkräftemangel und lähmende
Bürokratie. Der Internationale Währungsfonds rechnet nur mit
minimalem Wachstum, der Ifo-Geschäftsklimaindex bleibt schwach.
Kurz: Die Stimmung ist mies. Viele erwarten den deutschen
Abstieg.
Thomas Knüwer widerspricht. "Wir sehen Deutschland nicht so
pessimistisch wie die allermeisten Leute", sagt der
Techjournalist, Blogger und Digitalberater. Knüwer glaubt an ein
technologisches Comeback, hauptsächlich durch die starke
industrielle Basis: "Dass zum Beispiel die 500 Milliarden
Sondervermögen, die jetzt in das Thema Rüstung fließen sollen,
ganz stark an deutsche Unternehmen gehen - das ist der Hammer",
sagt er im Podcast.
Auch beim autonomen Fahren sieht Knüwer Deutschland vorn: "Es
gibt zwei Autos, die in Europa mit der höchsten Autonomiestufe
zugelassen sind. Das ist der Mercedes EQS und das ist der
7er-BMW."
Gemeinsam mit Richard Gutjahr und Frank Horn hat Knüwer das Buch
"2035 - Warum vieles besser wird, als Sie glauben" geschrieben.
Es basiert auf 180 Trendbeobachtungen aus 15 Jahren - mit einer
beachtlichen Trefferquote von 70 Prozent.
Knüwer beobachtet, dass Fortschritt in Deutschland häufig
unterschätzt wird. Während über Rückstand und Verzagtheit
diskutiert werde, verändert sich der Alltag vieler Menschen
längst. "Digitales Bezahlen ist im Restaurant oder im Laden
inzwischen normal", sagt er. Auch das Umbauen von Parkhäusern, in
denen kein Ticket mehr gezogen werden muss, sei ein Zeichen
dafür, dass sich Digitalisierung in spürbaren Schritten
durchsetzt.
Trends erkennt Knüwer nicht am lautesten Hype, sondern an breiten
Mustern: "Church Essence". Ob beim Fußball, bei
Taylor-Swift-Konzerten oder in Online-Communitys: Menschen suchen
ihm zufolge nach gemeinschaftlichen Erlebnissen. "Dieses Gefühl
des gemeinsamen Rituals ist der eigentliche Grund, ins Stadion zu
gehen", sagt Knüwer.
Auch beim Lieblingsfeind vieler Unternehmer - der Bürokratie -
wirbt Knüwer für Differenzierung. "Wir können uns aufregen über
die deutsche Bürokratie, aber sie sorgt auch dafür, dass man ein
hohes Maß an Sicherheit hat." Lebensmittel seien hierzulande
sicher, Zulassungen gründlich, Standards verlässlich. Das dauere
länger, schaffe aber Vertrauen - und damit langfristig
wirtschaftliche Stabilität.
Skeptisch ist Knüwer dagegen, wenn er an humanoide Roboter denkt.
Während weltweit Milliarden in die Entwicklung solcher Maschinen
fließen, sieht er die Branche weit von echter Autonomie entfernt.
"Derzeit weiß keiner, wie man einen vollautonomen Roboter bauen
sollte", sagt er. Das Problem liege weniger in der Mechanik als
in der Software: "Eine KI braucht einen räumlichen Kontext und
das fehlt bisher." Erst wenn Maschinen ihre Umgebung verstehen
könnten, werde Autonomie Realität.
Knüwers Analyse ist ein Plädoyer für einen realistischeren Blick.
Deutschland habe Schwächen, aber auch Stärken: eine starke
industrielle Basis, technologische Kompetenz und eine Kultur der
Gründlichkeit. Wer diese Faktoren erkenne, müsse nicht
pessimistisch in die Zukunft blicken, sagt Knüwer. "Insgesamt ist
Deutschland besser aufgestellt, als die Stimmung vermuten lässt."
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