Warum Deutschland Straßen aufreißt und andere nicht - Timotheus Hofmeister (Tracto)
29 Minuten
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vor 3 Wochen
Timotheus Hofmeister sitzt im Sauerland, spricht aber mit
globalem Blick. Als CEO der Maschinenbaufirma Tracto-Technik hat
er eine Mission: Schluss mit dem deutschen Reflex, bei jeder
Baustelle die gesamte Straße aufzureißen. Sein Unternehmen
entwickelt Maschinen für den grabenlosen Leitungsbau. Damit
können Rohre und Kabel unterirdisch verlegt werden, ohne dass die
Oberfläche zerstört wird. "Unser Ziel ist, dass jede Baumaßnahme
auf dieser Welt zuerst grabenlos angedacht wird", sagt
Hofmeister.
Wer ihn reden hört, versteht, warum er von diesem Ansatz
überzeugt ist. Denn was Hofmeister wirklich ärgert, ist das
deutsche Beharrungsvermögen. "Der Deutsche an sich ist nicht ganz
so mutig für neue Wege", sagt er. Statt sich offen mit
Alternativen auseinanderzusetzen, setzen viele Kommunen beim
Glasfaserausbau auf altbekannte Methoden: Bagger, Flex, Dreck.
Hofmeister hat es selbst erlebt, direkt vor seiner
Firmeneinfahrt. Eine nagelneue, versiegelte Straße sollte
kurzerhand wieder aufgerissen werden. "Ich bin sofort mit meinem
Auto stehen geblieben, sodass der gar nicht weiter flexen
konnte". Dass man die Bauarbeiter erst überzeugen musste, nicht
mit der Flex durch den Asphalt zu gehen, sagt für ihn alles über
die fehlende Sensibilität im Umgang mit moderner
Infrastrukturtechnik.
Dabei liegen die Vorteile der grabenlosen Bauweise auf der Hand:
weniger Eingriffe in die Umwelt, geringere Kosten über den
Lebenszyklus, kürzere Bauzeiten. In Ländern wie Schweden oder
Norwegen ist das längst Standard. Dort werden offene Gräben in
vielen Städten schlicht verboten. In Deutschland hingegen
herrscht oft Planungswirrwarr. Bauämter, Straßenlastträger,
private Investoren reden mit, haben aber selten eine gemeinsame
Linie. "Es gibt kaum jemanden, der die besten Lösungen objektiv
prüft."
Besonders scharf kritisiert Hofmeister das deutsche Förderwesen.
Lange Zeit wurde der Glasfaserausbau massiv subventioniert.
Unternehmen wie Tracto fuhren Produktionskapazitäten hoch und
stellten Mitarbeiter ein. "Dann wurden die Fördermaßnahmen
einfach gestoppt. Jetzt stockt der Ausbau, viele Unternehmen
stehen mit vollen Lagern da".
Auch ausländische Firmen, die in Erwartung eines Booms nach
Deutschland kamen, ziehen sich wieder zurück. Eine Entwicklung,
für die Hofmeister nur ein Wort einfällt: Horror.
Warum der deutsche Mittelstand trotzdem Zukunft hat, erklärt
Timotheus Hofmeister in der neuen Folge von "So techt
Deutschland".
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