„Stambulante Altenversorgung“

„Stambulante Altenversorgung“

Ein Erfolgsmodell und die Hürden für die Einführung in die Regelversorgung
33 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten
Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung findet sich der Begriff
der „stambulanten Altenversorgung“: Eine Expertengruppe soll
prüfen, ob diese in die Regelversorgung überführt werden kann. Beim
BrainSnack sprach Sebastian Balzer mit dem Mann, der diesen Begriff
erfunden hat: Kaspar Pfister. Er gründete vor gut 20 Jahren eine
Pflegegruppe. Nachdem der Gesetzgeber 2012 mit dem
„Pflegeneuausrichtungsgesetz“ den Auftrag gab, neue Modelle und
Konzepte zu entwickeln, zögerte er nicht und entwarf das Modell des
„Mitmachheimes“. Dabei leben die pflegebedürftigen Menschen in
einem Haus mit 4 Wohngemeinschaften und je WG 14 Bewohnern. Den
Alltag gestalten Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter gemeinsam
nach den Bedürfnissen der Menschen. Jeder bringt ein, was er kann.
Pflegefachkräfte sind als Mitarbeiter rund um die Uhr anwesend,
externe Pflegedienste kommen dazu, wenn weitere Leistungen
anfallen. Es gibt strenge Qualitätskriterien, die eingehalten und
regelmäßig überprüft werden müssen. 56 Menschen werden derzeit in
den vier Wohngemeinschaften so betreut. Das Projekt wurde mehrfach
und unabhängig evaluiert. Ergebnis: nicht nur die Qualität der
Betreuung und die Lebenssituation der pflegebedürftigen Menschen
hat sich verbessert, sondern auch die Kosten konnten deutlich
reduziert werden: rund 1.000 Euro weniger Eigenanteil pro Monat
müssen die Bewohner tragen. Würde man das Projekt deutschlandweit
einführen können, könnten Kosten in Milliardenhöhe gespart werden –
und das bei besserer Qualität. Nach neun Jahren konnte das Projekt
nun in die Regelversorgung überführt werden. Allerdings lediglich
in Form eines integrierten Versorgungsauftrags. Es fehlt die
juristische Grundlage für die, so Pfister, lediglich ein bis zwei
Sätze im SGB aufgenommen werden müssten, um dies in ganz
Deutschland als Regelleistung zu ermöglichen. Pfister könnte für
seine Form der „stambulanten Versorgung“ rund 500 Plätze an
konkreten Standorten realisieren. Für die Kosten in Höhe von rund
100 Millionen Euro wären keine Fördergelder nötig. „Wir brauchen
nur die Genehmigung“, so Pfister. Er fordert eine rasche
Entscheidung der neuen Gesundheitsministerin und schlägt vor, dass
Modellprojekte, die sich fünf Jahre bewährt haben und
wissenschaftlich positiv evaluiert sind, automatisch in die
Regelversorgung übergehen. „Wir brauchen mehr Mut und Vertrauen der
Regierung in die Basis“, formuliert er.

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