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Episoden
13.10.2025
36 Minuten
Zum dritten Mal hat die Rhön Stiftung eine Scorecard beauftragt, um
zu sehen, wie es um die Einführung der elektronischen Patientenakte
(ePA) im europäischen Vergleich steht. Fazit: Während die ePa in
Deutschland bei den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen
sehr gut aufgestellt ist, mangelt es im Bereich Inhalt und Funktion
– Deutschland landet damit im Vergleich von 26 Ländern lediglich
auf Platz 19. „Wenn wir uns die hohen Pro-Kopf-Ausgaben im
deutschen Gesundheitssystem anschauen, müsste bei der ePA deutlich
mehr herauskommen als lediglich Mittelmaß“, so Professor Volker
Amelung, der die von der inav GmbH durchgeführte Studie geleitet
hat. Die Einführung von Innovationen gehe grundsätzlich mit einer
kurzfristigen Ineffizienz einher, so Amelung weiter. Eingespielte
Abläufe müssten neu organisiert werden, was gerade in den
überlasteten Arztpraxen ein Problem im Alltag darstelle. Er
empfiehlt deshalb, gezielte Anreize zu schaffen und dafür zu
sorgen, dass die ePA auch für die Ärztinnen und Ärzte einen
spürbaren Nutzen bietet. Ein weiterer Bremsfaktor sei die deutsche
Perfektionsmentalität. International hat sich vielerorts die
sogenannte 80:20-Regel bewährt: Man führt Systeme für 80 Prozent
der Fälle ein – und verbessert sie schrittweise. In Deutschland
heißt es hingegen oft: „Ja, aber…“. Wenn etwas in einem Teilbereich
nicht funktioniert, gilt das als Grund, es insgesamt zu
verschieben. Zudem wäre es von Vorteil, die ePA mit anderen
Nutzungsvorteilen zu verbinden. In anderen Bereichen sind
gebündelte digitale Services bereits breit etabliert,
beispielsweise beim Banking. Die Digitalisierung des
Gesundheitswesens in eine digitale Gesamtstrategie einzubinden,
könnte dem Thema insgesamt mehr Schubkraft verleihen. Dennoch sieht
Amelung Deutschland bei der Implementierung der ePa auf einem guten
Weg: „Die Weichen wurden richtig gestellt. Wir sind nicht
schlechter als andere – nur langsamer.“
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19.09.2025
30 Minuten
Ganz Deutschland diskutiert über das Primärarztsystem: Patienten
gehen erst zu einem Hausarzt, der dann entscheidet, ob und welcher
Facharzt hingezogen werden muss. Das Ziel wäre es, durch diese
Steuerung viele unnötige Facharztbesuche zu vermeiden. Damit wären
für die Patienten mit Bedarf dort dann schneller Termine vorhanden.
Doch bereits jetzt sind in Deutschland rund 5.000 Hausarztstellen
unbesetzt und insbesondere in ländlichen Regionen haben Patienten
Probleme, einen Hausarzt zu finden. Können die vorhandenen
Hausärzte also die zusätzlichen Patienten überhaupt schultern? Und
wird damit die freie Arztwahl konterkariert? Professor Andreas
Beivers hält das Primärarztsystem für grundsätzlich gut und
richtig. Doch alleine auf den Hausarzt zu setzen, reicht in seinen
Augen nicht. Das Thema ist vielschichtig und es braucht einen
holistischen Ansatz. Dieser, so ist er überzeugt, muss in dieser
Legislaturperiode gefunden werden: „Sicherung der
Gesundheitsversorgung ist auch Sicherung der Demokratie und wider
Populismus. Deshalb sind alle politischen Akteure gefragt, das
hinzubekommen.“
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10.09.2025
33 Minuten
Beim BrainSnack sprach Sebastian Balzter im November 2024 mit
Professor Achim Wambach, dem Präsidenten des Leibniz-Zentrums für
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), über Wettbewerb im
Krankenhaussektor. Der Ökonom ist überzeugt, dass Wettbewerb für
eine gute Versorgung nötig ist, denn er führt zu neuen Wegen und
Ideen und kann insbesondere zur Qualität beitragen. Nötig sei
jedoch, dass Patienten informierte Entscheidungen treffen können.
Hier sieht er die Krankenkassen in der Pflicht, die Informationen
zur Verfügung stellen und verpflichtend Beratung anbieten sollten.
Kommen die im KrankenhausverbesserteVersorgungsGesetz (KHVVG)
geplanten Vorhaltepauschalen, sollten diese womöglich
ausgeschrieben werden. Außerdem plädiert Wambach für einen
wissenschaftlichen Beirat, der die Entwicklung der
Vorhaltepauschalen prüft und weiterentwickelt.
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09.09.2025
33 Minuten
Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung findet sich der Begriff
der „stambulanten Altenversorgung“: Eine Expertengruppe soll
prüfen, ob diese in die Regelversorgung überführt werden kann. Beim
BrainSnack sprach Sebastian Balzer mit dem Mann, der diesen Begriff
erfunden hat: Kaspar Pfister. Er gründete vor gut 20 Jahren eine
Pflegegruppe. Nachdem der Gesetzgeber 2012 mit dem
„Pflegeneuausrichtungsgesetz“ den Auftrag gab, neue Modelle und
Konzepte zu entwickeln, zögerte er nicht und entwarf das Modell des
„Mitmachheimes“. Dabei leben die pflegebedürftigen Menschen in
einem Haus mit 4 Wohngemeinschaften und je WG 14 Bewohnern. Den
Alltag gestalten Bewohner, Angehörige und Mitarbeiter gemeinsam
nach den Bedürfnissen der Menschen. Jeder bringt ein, was er kann.
Pflegefachkräfte sind als Mitarbeiter rund um die Uhr anwesend,
externe Pflegedienste kommen dazu, wenn weitere Leistungen
anfallen. Es gibt strenge Qualitätskriterien, die eingehalten und
regelmäßig überprüft werden müssen. 56 Menschen werden derzeit in
den vier Wohngemeinschaften so betreut. Das Projekt wurde mehrfach
und unabhängig evaluiert. Ergebnis: nicht nur die Qualität der
Betreuung und die Lebenssituation der pflegebedürftigen Menschen
hat sich verbessert, sondern auch die Kosten konnten deutlich
reduziert werden: rund 1.000 Euro weniger Eigenanteil pro Monat
müssen die Bewohner tragen. Würde man das Projekt deutschlandweit
einführen können, könnten Kosten in Milliardenhöhe gespart werden –
und das bei besserer Qualität. Nach neun Jahren konnte das Projekt
nun in die Regelversorgung überführt werden. Allerdings lediglich
in Form eines integrierten Versorgungsauftrags. Es fehlt die
juristische Grundlage für die, so Pfister, lediglich ein bis zwei
Sätze im SGB aufgenommen werden müssten, um dies in ganz
Deutschland als Regelleistung zu ermöglichen. Pfister könnte für
seine Form der „stambulanten Versorgung“ rund 500 Plätze an
konkreten Standorten realisieren. Für die Kosten in Höhe von rund
100 Millionen Euro wären keine Fördergelder nötig. „Wir brauchen
nur die Genehmigung“, so Pfister. Er fordert eine rasche
Entscheidung der neuen Gesundheitsministerin und schlägt vor, dass
Modellprojekte, die sich fünf Jahre bewährt haben und
wissenschaftlich positiv evaluiert sind, automatisch in die
Regelversorgung übergehen. „Wir brauchen mehr Mut und Vertrauen der
Regierung in die Basis“, formuliert er.
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27.08.2025
30 Minuten
Über sinnvolle neue Anwendungen im Gesundheitssystem und
bürokratische Hürden sprach Sebastian Balzer mit Diana Heinrichs
beim aktuellen BrainSnack. Stürze sind eines der größten Probleme
in einer alternden Gesellschaft. Rund 500.000 ältere Menschen
müssen nach einem Sturz jedes Jahr in Deutschland ins Krankenhaus
und dort behandelt werden. Das ist nicht nur schlecht für die
Gesundheit, sondern verursacht auch hohe Kosten von rund 10.000
Euro oder mehr je Patient. Diana Heinrichs hat eine Lösung
entwickelt, mit Künstlicher Intelligenz (KI) gestützten
Bewegungsanalysen systematisch Sturzrisiken zu reduzieren – und das
denkbar einfach: Mit einem Smartphone oder Tablet werden etwa drei
Schritte aufgezeichnet und ein paar Fragen beantwortet. Daraus wird
das individuelle Risiko abgeleitet und leitlinienkonforme Maßnahmen
vorgeschlagen. Die Lösung wird seit 2017 angeboten, die Wirksamkeit
wurde mehrfach evaluiert: es zeigte sich eine signifikante Abnahme
der Stürze und Krankenhauseinweisungen. Als 2022 die digitalen
Pflegeanwendungen (DiPas) eingeführt wurden, machte sich Diana
Heinrichs auf den Weg, um ihre Lösung eintragen zu lassen. Doch
trotz Kooperation mit dem BfArM im Vorfeld und allen positiven
Erfahrungen mit der App wurde eine Anerkennung als DiPa abgelehnt –
überraschend für Viele im Gesundheitswesen. Über KI in der Pflege,
bürokratische Hürden und den Mut, nicht aufzugeben, sprach
Heinrichs mit Sebastian Balzter beim BrainSnack.
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Über diesen Podcast
BrainSnack – der Podcast der Rhön Stiftung für alle, die das
Gesundheitssystem besser verstehen wollen. In kurzen Wissens-Snacks
erklären Expertinnen und Experten aktuelle Entwicklungen, digitale
Innovationen und politische Entscheidungen – klar und verständlich.
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