#281 Matthias C. Kettemann – Wege aus der digitalen Betäubung
38 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Monat
Falsches wird zum Normalfall – nicht, weil wir dümmer, sondern
weil wir überfordert sind. Matthias C. Kettemann beobachtet eine
kommunikative Überlastung, die unser „kognitives Immunsystem“
schwächt. Inmitten digitaler Dauerreizung reagieren Menschen wie
Allergiker auf zu viele Pollen: verunsichert, panisch oder gar
wütend. Doch Matthias bleibt Optimist. Für ihn ist Bildung das
stärkste Gegenmittel – nicht allein in Schulen, sondern als
gesamtgesellschaftlicher Prozess, der selbst Großeltern erreicht.
Auffällig ist seine Warnung vor einer sich selbst erfüllenden
Prophezeiung: Wer zu viel über Desinformation redet, sieht bald
nichts anderes mehr. Die permanente Beschwörung von Manipulation
erschafft ein Klima der Ohnmacht – ein Zustand, in dem
Zornunternehmer einfache Erklärungen bieten: Schuld sind „die
Ausländer“, „die Öffentlich-Rechtlichen“, „die da oben“. Das
Problem ist weniger der Fake als die verlorene Fähigkeit, mit
Ambiguität umzugehen.
Matthias plädiert für eine neue Diskursökologie: Plattformen
müssen transparent machen, was sie verstärken. Algorithmen sollen
nicht nur Klicks fördern, sondern Debatten ermöglichen. Und
Nutzerinnen und Nutzer – wir alle – müssen unsere Aufmerksamkeit
wieder als politisches Gut begreifen. Der Ausweg aus der
digitalen Betäubung beginnt nicht mit Technikregulierung, sondern
mit einem selbstkritischen Blick auf das eigene Scrollverhalten.
Der Off-Button ist da. Wir müssen ihn nur drücken.
Zu Gast:
Matthias C. Kettemann, Internetforscher am Leibniz-Institut für
Medienforschung (Hans-Bredow-Institut), Hamburg
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