Folge 21: Wahre Volljährigkeit, Social Media und Kommunalpolitik in Kalkar

Folge 21: Wahre Volljährigkeit, Social Media und Kommunalpolitik in Kalkar

33 Minuten

Beschreibung

vor 1 Monat

Mit Folge 21 feiern wir nicht nur ein symbolisches Jubiläum –
denn wenn 18 Jahre die offizielle Volljährigkeit markieren, gilt
21 mancherorts als „wahre Volljährigkeit“. Elli van Gemmeren und
Korkut Berdi nehmen diesen Anlass, um erneut „on tour“ zu gehen
und diesmal Silvia Thon zu besuchen. Thema der Sendung: Eine
persönliche Wahlnachlese, die weniger Parteien-Statements
beleuchtet, sondern den Blick auf Wahlkampf in sozialen
Medienrichtet.


Silvia Thon – Sängerin, Veranstalterin und seit vielen Jahren
engagierte Administratorin lokaler Facebook-Gruppen – erzählt von
ihrem Weg in die digitale Community-Arbeit. Seit 2013 hat sie
Diskussionen und Kulturveranstaltungen in der Region Kleve online
vernetzt und bekam dafür sowohl Lob als auch heftige Kritik. Ihre
ursprüngliche Gruppe „Wir sind Kalkarer“ wurde später zum „Kalkar
Journal“ und in mehrere Formate aufgeteilt, weil die zunehmende
Aggressivität in den Kommentarspalten eine Moderation fast
unmöglich machte.


Von der Kulturvernetzung zum Politikkatalysator


Ursprünglich wollte Silvia vor allem kulturelle Veranstaltungen,
Vereinsarbeit und das Dojo in Kalkar-Kehrum bekanntmachen. Sie
stieß dabei auf die Herausforderung, dass lokale Presseberichte
oft an Kreisgrenzen „hängenblieben“. Facebook schien die Lösung,
und Städtegruppen erwiesen sich als wirksames Werkzeug für
Austausch und Werbung.


Mit dem Kommunalwahlkampf 2015 bekam die Plattform allerdings
einen neuen Charakter: Politik rückte in den Vordergrund, und
Silvia erlebte erstmals den Vorwurf der Parteilichkeit – zunächst
wegen ihrer früheren SPD-Mitgliedschaft, später auch ohne jede
parteiliche Bindung. Dabei verwies sie stets auf ihren Grundsatz,
Beiträge nichtnach Meinung zu zensieren.


Konflikte, Trolle und Grenzerfahrungen


Im Gespräch wird deutlich, dass Moderation in Zeiten
polarisierter Debatten kaum noch neutral verlaufen kann. Silvia
beschreibt, wie sie in Wahlkampfphasen praktisch rund um die Uhr
am Rechner war, um Kommentare zu prüfen und Diskussionen zu
begleiten.


Legendäre Trollfiguren wie „Roy Danton“ mischten die Szene auf –
damals noch „intelligent“, heute laut Silvia eher plump. Werbung,
ständige Beschwerden über gelöschte Beiträge und persönliche
Beleidigungen führten zu wachsendem Stress. Besonders
frustrierend: viele Nutzer lasen Begründungen für abgelehnte
Posts gar nicht erst, sondern unterstellten Willkür.


Der Rückzug aus großen Gruppen


Ein einschneidender Punkt war der Tod von Mit-Administrator
Vinzenz Messing in der Facebook-Gruppe "Kalkar wirbt" – ein
Verlust, der Silvia nachdenklich machte und zur Entscheidung
beitrug, „Kalkar diskutiert“ nicht wieder zu öffnen. Heute
konzentriert sie sich auf kleinere, überschaubare Formate wie die
Dorfgruppe „AKN – Appeldorn, Kehrum und Neu-Louisendorf“ und das
öffentliche „Kalkar Journal“. Letzteres soll langfristig als
Plattform für Vereins- und Kulturberichte wachsen, ohne zur
kostenlosen Werbefläche zu verkommen.


Social Media als Politikforum – Grenzen des Formats


Elli und Korkut reflektieren ebenfalls ihre Erfahrungen mit
Social Media als Ort für politische Debatten: Shitstorms,
persönliche Angriffe und optisch wie inhaltlich fragwürdige
Wahlkampf-Posts hätten sie dazu gebracht, Parteiinhalte
konsequent aus ihren Feeds zu entfernen. Der Podcast erweise sich
als kontrolliertere Umgebung, in der Diskussionen ohne
Eskalationsgefahr stattfinden könnten.


Respekt für Engagement


Zum Ende der Folge zollen Elli und Korkut Silvia Respekt für ihre
Ausdauer und ihren Einsatz, obwohl sie nie dafür bezahlt wurde
und häufig unter der Gürtellinie angegriffen wurde. Sie betonen,
dass Silvia in ihren Aussagen konsequent geblieben sei und sich
nicht dem Vorwurf hingebe, kurzfristig ihre Haltung zu ändern.


Der Ausblick: Vielleicht gibt es ein Wiedersehen für eine
„100-Tage-Bilanz“ der neuen Kommunalpolitik in Kalkar. Bis dahin
bleibt die Erkenntnis dieser Episode: Moderation in sozialen
Medien ist anspruchsvoll – und Respekt gegenüber den Menschen,
die diese Aufgabe übernehmen, ist dringend nötig.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15