Was geschah wirklich mit Baby Jane? - und noch 'ne Horror-WG

Was geschah wirklich mit Baby Jane? - und noch 'ne Horror-WG

1 Stunde 3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Familien-WG des Grauens
 Ein Klassiker des untergehenden
Studiosystems, ein Film über Hollywood und die Vergänglichkeit
seines Glamours, ein „Sunset Boulevard“ mit Horrormaske, trifft
auf ein Drama aus dem Wien der Gegenwart. Das Problem beider
Geschichten: es leben Verwandte länger zusammen als es ihnen
selbst zuträglich ist. 


 


A) Was geschah wirklich mit Baby Jane? /
Whatever Happened To Baby Jane?
Amerikanischer Psychothriller von 1962


Jane und Blanche, zwei alte Schwestern aus dem Showbusiness,
wohnen zusammen in einer Hollywood-Villa. Sie fühlen sich
tragisch aneinandergekettet: durch gegenseitige Abhängigkeit,
durch tiefen Hass und durch einen weit zurückliegenden
mysteriösen Unfall, der Blanche in den Rollstuhl befördert hat.
Als Jane auf die absurde Idee kommt, ihre Bühnenlaufbahn wieder
aufzunehmen, eskaliert die alte Rivalität der beiden in den
blanken Irrsinn. 
 


„Baby Jane“ ist ein Klassiker des Horrors wie auch der schwarzen
Komödie und die künstlerische Gipfelleistung des Camp. Die
verfeindeten Diven in den Hauptrollen starteten damit beide in
ihre Alterskarrieren: Bette Davis (die irre Jane) in ein
beachtliches, vielseitiges Spätwerk mit Selbstironie und
ungebrochener Schauspielkunst, Joan Crawford (die leidende
Blanche) in eine wüste Kette unfreiwillig komischer Hauptrollen
in immer trashigeren Horrorfilmen, deren sinkende Qualität sich
schon an den Titeln ablesen lässt. Robert Aldrichs Glanzstück
wird bis heute gedeutet, parodiert und nacherzählt, und doch ist
es ein Unikat geblieben. 
 


B) Die Klavierspielerin
Deutsch-österreichisch-französisches Drama von 2001
 


Die 36jährige Erika Kohut ist Klavierlehrerin am Wiener
Konservatorium und lebt bei ihrer kontrollsüchtigen Mutter, von
der sie als Kind zum Klavierspielen gezwungen wurde. Eingeengt
von der Dominanz der narzisstischen alten Dame ist Erika nicht in
der Lage, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen. Nur im
sadomasochistischen Verhältnis zu einem ihrer Klavierschüler
sieht sie einen Ausweg. Dabei verstrickt sie sich jedoch immer
tiefer in grausame Machtspiele.
 


Wie die Filme seines Kollegen, Landsmannes und Zeitgenossen
Ulrich Seidl sind auch die von Michael Haneke von
dokumentarischem Realismus und entführen uns in die
tiefstmöglichen menschlichen Abgründe. Im Gegensatz zu Seidl ist
Haneke jedoch weder voyeuristisch noch prätentiös noch herz- noch
geschmacklos. Die Klavierspielerin ist ein fast beliebiges
Beispiel für das bravouröse Spätwerk dieses Kinoerzählers
unmittelbar vor dem Aufstieg zu flüchtigem Weltruhm.



Nächste Woche: Der letzte Tango in Paris und
Ein Mann sieht rosa

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