Podcaster
Episoden
27.11.2025
42 Minuten
Und ewig schleichen die Erben
Frau ohne Gewissen / Double Idemnity
US-Kriminaldrama von 1944
Mit kühler Raffinesse wickelt Phyllis Dietrichson den braven
Versicherungsmakler Walter Neff um den Finger, um ihren Mann erst
zu versichern und dann um die Ecke zu bringen. Die beiden
schaffen es sogar, einen Unfall vorzutäuschen, was die Prämie
verdoppelt. Doch als Walters Freund und Kollege Barton Keyes
ihnen auf die Schliche zu kommen droht, beginnt das perfekte Team
auseinanderzubrechen …
James M. Cains Buchvorlage wurde innerhalb weniger Jahre in
Hollywood zweimal prominent verfilmt. Es war die Version des
eigentlich auf Komödien spezialisierten Billy Wilder, die nicht
nur besser funktionierte, sie gilt heute als archetypisches
Beispiel für den klassischen Film Noir. Es duellieren sich:
Barbara Stanwyck, Fred MacMurray und Edward G. Robinson.
Die Strohpuppe / Woman Of Straw
Britischer Thriller von 1963
Der Millionär Charles Richmond tyrannisiert seine Mitwelt vom
Rollstuhl aus: er quält seine schwarzen Bediensteten, die er
schlechter behandelt als seine Hunde, und demütigt seinen Neffen
Anthony, einen bei ihm angestellten Lebemann, dessen Vater er in
den Selbstmord getrieben hat, um sich die Mutter zu angeln. Nun
ist auch sie nicht mehr am Leben, und Anthony sinnt auf Rache. Er
engagiert die ahnungslose Italienerin Maria, um sie für sein
Komplott zu benutzen …
Die James-Bond-Produzenten verbaten Sean Connery, pro Jahr mehr
als einen weiteren Film zu drehen, was seinen Hass auf die
007-Rolle schürte und ihn von Anfang an zu einer vielseitigen
Rollenwahl antrieb. Basil Dearden ließ ihn an der Seite von Gina
Lollobrigida und dem Altstar Ralph Richardson seine bis zuletzt
fieseste Rolle verkörpern.
Nächste Woche: Harry und Sally und Haus
der Schatten
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27.11.2025
5 Minuten
Ein rechter Film für’s Herz, der seine Weltpremiere auf dem
diesjährigen Toronto International Film Festival feierte, ist
seit heute im Kino.
ROOFMAN – Der Hochstapler
Komödie von Derek Cianfrance
Der ehemalige Army Ranger Jeffrey Manchester (Channing Tatum),
hält sich mit Überfällen auf Fast-Food-Restaurants über Wasser,
seit er bemerkt hat, dass die Lokale von McDonalds baugleich sind
und sich ihre Sicherheitsvorrichtungen alle auf die selbe Art
umgehen lassen.
Zugang verschafft er sich übers Dach, was ihm den Spitznamen
„Roofman“ einbringt. Als er nach mehr als 40 erfolgreichen
Einbrüchen gefasst wird, gelingt ihm der Ausbruch aus dem
Gefängnis – nicht zuletzt, weil er das Wachpersonal mit der
gleichen harmlos-liebenswerten Ausstrahlung täuscht, mit der er
die ausgeraubten Restaurantmitarbeiter regelmäßig in
Erstaunen versetzt hatte.
Jeffrey verlässt nicht etwa die Gegend, wie die Polizei vermutet,
sondern versteckt sich hinter der hohlen Wand einer nahegelegenen
„Toys ‚R‘ Us“-Filiale, wo er sich häuslich einrichtet. Nach
Ladenschluss startet er von dort behutsam in ein neues Leben.
Nebenbei züchtigt er den Personalchef (Peter Dinklage) für seine
Hartherzigkeit. Sogar eine neue Liebe (Kirsten Dunst) kann er
sich auf seinen Freigängen erobern. Es dauert eine ganze Weile,
bis ihn die Vergangenheit einholt …
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26.11.2025
13 Minuten
ANEMONE
Familien- und Polit-Drama von Ronan
Day-Lewis
Jem Stoker (Sean Bean) will nach langer Zeit endlich seinen
Bruder Ray (Daniel Day-Lewis) wiedersehen, der in absoluter
Abgeschiedenheit in den Wäldern lebt. Ray ist nach überaus
traumatischen Erfahrungen in der Irisch-Republikanischen Armee
desertiert und hat mit der Welt gebrochen. Von heute auf morgen
ließ er seine Frau Nessa und den gemeinsamen Sohn Brian zurück.
Jem hat sich schließlich um die beiden gekümmert und musste mit
ansehen, wie auch Brian zum Militär eingezogen wurde und dort mit
seinen eigenen Dämonen ringt. In Rays Hütte liefern sich Jem und
Ray ein Psycho-Duell, ohne sich zunächst recht im Klaren darüber
zu sein, wie sie sich dessen Ausgang eigentlich wünschen.
Daniel Day-Lewis gilt seit den frühen Tagen seiner Karriere,
spätestens aber seit dem Oscar für „Mein linker Fuß“ von 1989,
als einer der besten Filmschauspieler der Welt. Er macht sich auf
der Leinwand so rar, dass bereits sein schieres Auftauchen auf
derselben wie eine Marienerscheinung gefeiert wird. Mit diesem
Glanz will er nun auch seinen Sohn Ronan bestrahlen, der ihm
dieses Drama als Mitautor und Regie-Debütant auf den Leib
geschneidert hat.
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20.11.2025
52 Minuten
Aufgeweckte Früchtchen
A) Show Girls
Amerikanisches Erotikdrama von 1995
Die Prostituierte Nomi Malone versucht, ihrem alten Leben zu
entkommen und in Las Vegas als Tänzerin Karriere zu machen. Zwar
findet sie ihren ersten Job als „Lap Dancer“ in einem
Hinterzimmer unter ihrer Würde, doch er ermöglicht ihr einen
rasanten Aufstieg in die Galashow des legendären „Stardust
Hotels“. In Cristal, Star der Show „Goddess“, findet sie eine
erbitterte Konkurrentin. Sie quittiert deren Intrigen mit
Sabotage und steigt weiter auf – auch weil sie ihr den Liebhaber
ausspannt: Zack Carey, den Direktor der Show. Aber ihr Traum
offenbart seine Schattenseiten, vor allem diese: sie wird auch in
ihrer neuen Karriere nichts als eine Prostituierte sein.
Der „Kult“ des Films beruht auf seinem seismischen Misserfolg.
Was diesen Flop so pikant macht, sind jedoch nicht seine
dröge-hausbackenen Sexszenen, sondern der Umstand, dass Paul
Verhoeven und sein Drehbuchautor Joe Eszterhas bei dem Versuch
gescheitert sind, ihren eigenen Hit „Basic Instinct“ zu
kannibalisieren. Die Freigabe ab 17 war ihnen dabei so wichtig,
dass alles Handwerkliche in den Hintergrund trat. Nach all der
Zeit darf man sich fragen: ist „Show Girls“ wenigstens
unfreiwillig komisch und am Ende gar nicht so schlimm wie alle
sagen?
B) Blue Jasmine
US-Tragikomödie von 2013
Nach dem Scheitern ihrer Ehe mit einem betrügerischen
Investment-Tycoon steht die flatterhafte Jasmine mit
Chanel-Jäckchen und Louis-Vuitton-Koffer bei ihrer Schwester
Ginger vor der Tür, um sich einzuquartieren. Jasmine, die das
Leben auf Manhattans Upper East Side gewohnt ist, muss bis auf
Weiteres unter einfachen Leuten in Downtown San Francisco leben,
die ihr offensichtlich zuwider sind.
Nach einem kurzen Versuch, zu jobben, hält sie Ausschau
nach einem reichen Verehrer, der ihr die Rückkehr in ihr altes
Leben ermöglichen soll. Doch die wie beiläufig eingestreuten
Rückblenden verraten uns nach und nach die Details der
Vorgeschichte. Und dass der Abstieg nicht aufzuhalten ist …
Bald nach seinen ersten Erfolgskomödien drehte Woody
Allen ein paar Filme, die ihn als gelehrigen Bewunderer
des schwedischen Meisterregisseurs Ingmar
Bergman auswiesen. Zeitweise wurde schon
befürchtet, er sei vollständig ins ernste Fach gewechselt. Aber
erst gut 20 Jahre später lotete der Autorenfilmer die Abgründe
der menschlichen Seele wieder ähnlich tief aus. „Blue Jasmine“
wurde allgemein als künstlerischer Erfolg gefeiert und gilt als
die beste schauspielerische Leistung von Kate Blanchett.
Nächste Woche: Frau ohne Gewissen und
Die Strohpuppe
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19.11.2025
13 Minuten
Eddington
Gesellschaftsdrama von Ari Aster
In Eddington, einer fiktivem Kleinstadt im US-Bundesstaat New
Mexico, ist die grassierende Corona-Pandemie noch nicht
angekommen. Während sich der konservative Sheriff Joe Cross
(Joaquin Phoenix) weigert, der Maskenpflicht Folge zu leisten,
weil er das Virus für eine Erfindung hält, nimmt es der um seine
Wiederwahl kämpfende Bürgermeister Ted Garcia (Perdo Pascal) umso
genauer. Auch privat sind sich die beiden Männer in herzlicher
Abneigung verbunden. Grund ist ihre jeweilige Vorgeschichte mit
Joes heutiger Ehefrau Louise (Emma Stone). Sie hat seelische
Probleme – wenn auch nicht annähernd so große wie ihre
durchgeknallte Mutter Dawn, eine Verschwörungsaktivistin, die
Besuch kam und einfach nicht wieder geht. Die Ereignisse
überschlagen sich, als Sheriff Joe beschließt, ebenfalls für das
Bürgermeisteramt zu kandidieren und kurz darauf ein Doppelmord
geschieht.
Neben der Covid-19-Pandemie hält „Eddington“ Personal und
Publikum auch mit Black Lives Matter, der Trump-Präsidentschaft,
Pizzagate und QAnon, der Antifa, toxischer Männlichkeit,
Rassismus, dem Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern und der
Bedrohung durch mächtige Tech-Konzerne auf Trab. Das Tollhaus USA
tobt in einem Mikrokosmos. Anders als in ähnlichen Milieustudien
wie „Cop Land“ oder „A Bad Day At Black Rock“ ist dies jedoch
kein Kammerspiel.
Wenn das Gerede in einem Film nie aufhört, dann hat man es
hoffentlich mit einem gut geschriebenen Dialogstück zu tun, in
dem auf geistreiche Weise Feindseligkeiten ausgetragen werden.
„Eddington“ bietet von Schauplatz und Personal her dafür die
besten Voraussetzungen. Andererseits ist es aber ein Film von Ari
Aster – und der mag es ja gern sehr groß und gewaltig. Ein
Interessanter Widerspruch, dem wir versuchen, auf den Grund zu
gehen.
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Über diesen Podcast
Monty Arnold & Torben Sterner unternehmen einen hilfreichen
Streifzug durch die Filmgeschichte, zunächst am Beispiel der
Kultfilme – von „Metropolis“ (1927) bis „Pulp Fiction“ (1994). In
der laufenden zweiten Staffel halten sie pro Folge einen
Kultfilm-Azubi und einem Geheimtipp parat.
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