Drei Jahre neue Armeeseelsorge: Bewährt sich die Diversität?

Drei Jahre neue Armeeseelsorge: Bewährt sich die Diversität?

Seit drei Jahren gibt es in der Schweizer Armee jüdische, muslimische und freikirchliche Seelsorger und Seelsorgerinnen. Eine Erfolgsgeschichte, finden die Beteiligten, und ein Zeichen der Anerkennung. Doch so ganz ohne Holperer verlief der Start nicht.
28 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten
Seit drei Jahren gibt es in der Schweizer Armee jüdische,
muslimische und freikirchliche Seelsorger und Seelsorgerinnen. Eine
Erfolgsgeschichte, finden die Beteiligten, und ein Zeichen der
Anerkennung. Doch so ganz ohne Holperer verlief der Start nicht.
Streit mit der Freundin, Mobbing in der Truppe oder ein
Krankheitsfall in der Familie: die Probleme, bei denen die
Armeeangehörigen den Rat der Seelsorger suchen, haben meist wenig
mit Religion zu tun. «Ich bin einfach ein Gesprächsangebot», sagt
Zsolt Balkanyi, Seelsorger mit jüdischem Hintergrund. Dass er als
Jude primär christliche, muslimische oder atheistische Soldatinnen
und Soldaten berate, sei deshalb kein Thema. Muris Begovic erzählt
vom Einsatz in Blatten. Seine Genie-Truppen haben im zerstörten
Bergdorf beim Aufräumen geholfen. «Ich war beeindruckt, was die
jungen Männer leisten», sagt der muslimische Seelsorger. Ein
derartiger Einsatz kann belastend sein. Der Seelsorger hört zu.
Vorurteile, blöde Sprüche oder Ablehnung haben weder Zsolt
Balkanyi, Muris Begovic noch Freikirchenpastor Daniele Scarabel
erlebt in den drei Jahren als Armeeseelsorger. Die Skepsis, die es
gerade aus landeskirchlichen Kreisen gegenüber freikirchlichen
Seelsorgern immer noch gibt, spüre er nicht, sagt etwa Daniele
Scarabel. Schlagzeilen machte die diverse Armeeseelsorge, als Muris
Begovic mit muslimischen Armeeangehörigen während des Opferfestes
ein Gebet durchführte . Die SVP kritisierte laut – aber nur kurz.
«Ich habe sehr viel positives Feedback erhalten auf das Gebet»,
erinnert sich Begovic. Als muslimischer Seelsorger in der Armee
dienen zu können, bedeute gesellschaftliche Anerkennung. Das
bestätigen auch Zsolt Balkanyi und Daniele Scarabel. Wie sie ihre
Zeit als Armeeseelsorger erlebt haben, erzählen die drei Seelsorger
im «Perspektiven»-Gespräch. Autorin: Nicole Freudiger

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