FG058 - Das Täuferreich von Münster
1 Stunde 57 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Monaten
Wir beginnen diese Folge mit einer kleinen Zeitreise in unsere
westfälische Heimat. Münster, die Stadt der Fahrräder, des
Friedenssaals und des studentischen Treibens – doch im 16.
Jahrhundert war sie der Schauplatz einer religiösen Revolution,
die in einer Katastrophe endete. Wir wollen wissen: Wie konnte
ausgerechnet hier ein sogenanntes „neues Jerusalem“ entstehen –
und warum ist es so blutig untergegangen?
Von der Reformation zur Radikalisierung
Ausgangspunkt war die Reformationszeit. Während Martin Luther
theologisch für Aufbruch sorgte, radikalisierten sich andere. Die
Täuferbewegung, die auf die Erwachsenentaufe
setzte, verstand sich nicht nur als religiöse Alternative,
sondern als Gegenentwurf zur bestehenden Ordnung. Mit Predigern
wie Jan Matthys und später Jan van Leiden erreichte diese
Strömung Münster – und kippte die Stadt in einen Strudel von
Fanatismus.
Der Traum vom „neuen Jerusalem“
Wir sprechen darüber, wie die Täufer 1534 die Macht übernahmen
und Münster zur „Gottesstadt“ erklärten. Besitz sollte
gemeinschaftlich werden, es gab Visionen von Gleichheit und
Gerechtigkeit. Doch schon bald zeigte sich die Kehrseite: Jan van
Leiden ließ sich zum „König von Zion“ krönen, führte die
Polygamie ein und errichtete eine autoritäre
Herrschaft. Mit Getreuen wie Bernhard Knipperdolling und Bernhard
Krechting entstand eine Mischung aus religiösem Wahn, Zwang und
Terror.
Hunger, Belagerung, Gewalt
Bischof Franz von Waldeck setzte alles daran, seine Stadt
zurückzuerobern. Eine monatelange Belagerung begann, während die
Bewohner Münsters hungerten. Wir diskutieren, wie Angst,
Propaganda und Gewalt den Alltag bestimmten – und wie das
Täuferreich langsam in sich zusammenbrach. Als 1535 die Mauern
fielen, endete die Herrschaft blutig: Jan van Leiden und seine
Gefolgsleute wurden grausam hingerichtet, ihre Körper zur
Abschreckung in eisernen Körben an der Lambertikirche
aufgehängt.
Erinnerung an eine Warnung
Bis heute hängen Nachbildungen dieser Körbe dort – ein sichtbares
Zeichen dafür, wie schnell religiöser Eifer in Tyrannei
umschlagen kann. Wir fragen uns: Was bleibt vom Täuferreich? Für
uns ist es kein romantisches Kapitel der Geschichte, sondern ein
warnendes Beispiel dafür, wie gefährlich Heilsversprechen und
totalitäre Utopien sein können.
Die Hintergrundmusik zu den Zitaten sind Choräle des 16.
Jahrhunderts aus dem Evangelischen Gesangbuch, eingespielt von
Aurel von Bismarck und abrufbar auf Wikipedia.
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