Early Majority: Was E-Auto-Käufer:innen jetzt erwarten

Early Majority: Was E-Auto-Käufer:innen jetzt erwarten

Im Gespräch mit Wolfgang Philipp, Marketing-Stratege für Automobilhersteller
19 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 3 Monaten
In der aktuellen Podcast-Folge hatte ich erneut Wolfgang Philipp
von Phantasia zu Gast. Ein Jahr nach unserem ersten Gespräch haben
wir uns diesmal über die nächste große Hürde der Elektromobilität
unterhalten: den Übergang vom Early Adopter zur Early Majority.
Wolfgang, ein erfahrener Marketing-Stratege für
Automobilhersteller, hat diesen Wandel nicht nur beobachtet,
sondern auch analytisch durchdrungen – mit dem Technology Adoption
Lifecycle als Kompass. Die zentrale Erkenntnis unseres Gesprächs:
Die Käuferschicht verändert sich – und mit ihr die Anforderungen an
das Produkt Elektroauto. Während Early Adopters bereit waren,
Ladeprobleme, App-Chaos und fehlenden Service in Kauf zu nehmen,
verlangt die Early Majority ein ganz anderes Nutzererlebnis. „Jetzt
kann man die Autos nicht mehr wie Handys verkaufen, sondern muss
sie wieder wie Autos verkaufen“, brachte Wolfgang es auf den Punkt.
Besonders spannend fand ich seinen Hinweis auf die sich
verschiebenden Marktanteile: Während Tesla mit seinem
Online-Direktvertriebsmodell Marktanteile verliert, rücken
Hersteller wie Volkswagen wieder stärker in den Fokus. Denn die
neue Käufergruppe möchte das Auto anfassen, Probe fahren – und
einen menschlichen Ansprechpartner haben. Die Schwächen der
etablierten Hersteller werden plötzlich zu Stärken. Mein eigenes
Erlebnis mit einem Tesla Model 3 hat mir gezeigt, wie frustrierend
fehlender Service im Problemfall sein kann – und dass ich mir genau
deshalb einen echten Kontakt zum Hersteller wünsche. Ein Thema, das
Wolfgang besonders wichtig ist: der Wiederverkaufswert. Für viele
Käufer der Early Majority ist das Elektroauto keine Spielerei,
sondern eine langfristige Investition. Unsicherheiten bei der
Batterielebensdauer oder Marken mit unklarem Servicenetz (Stichwort
Fisker) schrecken ab. Auch beim Thema Laden sprach Wolfgang klare
Worte: „Die Leute wollen nicht mehr über Ladeplanung nachdenken.
Die wollen einfach einsteigen, fahren und laden – so wie beim
Verbrenner tanken.“ Damit spricht er vielen potenziellen
Käufer:innen aus der Seele. Plug & Charge, klare Tarife und
funktionierende Software sind keine Kür mehr, sondern
Pflichtprogramm. Datenschutz war ein weiteres Thema, das im
Gespräch an Bedeutung gewann. Während Early Adopters oft wenig
Augenmerk darauf legten, wird es für die neue Käuferschicht zum
zentralen Vertrauenskriterium. „Das ist jetzt eine Riesenchance für
europäische Marken. Wer hier glaubwürdig Transparenz zeigt, kann
wirklich punkten.“ Eine Aussage, die mir besonders im Kopf
geblieben ist – und sicher nicht nur für die hiesige Industrie
relevant ist. Und wie geht es weiter? Wolfgang sieht uns mitten in
der Early Majority-Phase, die sich über Jahre strecken wird. Danach
folgt die Late Majority, die nochmals einfacher abgeholt werden
muss. Erst dann wird das Elektroauto wirklich zum neuen Standard.
Aber: Wer jetzt überzeugt, gewinnt die Märkte von morgen. „Diese
Käuferschicht sind die zukünftigen Ambassadors. Wenn es bei denen
gut läuft, folgen andere. Wenn nicht, wird’s schwierig.“ Und ich
bin mir sicher: Da kommt noch einiges auf uns zu. Jetzt aber genug
der Vorrede – lasst uns direkt ins Gespräch einsteigen.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15