#106 caritalks - Pflege in der Krise: Kann eine Rechenformel den Weg aus dem Personalmangel weisen?

#106 caritalks - Pflege in der Krise: Kann eine Rechenformel den Weg aus dem Personalmangel weisen?

Die Suche nach dem optimalen Personalmix - Personalbemessung (PeBem) in der stationären Altenhilfe.
20 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast zu sozialen Themen der Caritas in NRW

Beschreibung

vor 4 Monaten
In dieser Episode spricht Christoph Grätz mit seinem Kollegen Frank
Krursel über die Personalbemessung (PeBem) in Altenheimen - ein
zentrales Thema für die Qualität der Pflege und die personelle
Ausstattung in der stationären Altenhilfe. Sein Gast, Frank
Krursel, ist Fachreferent beim Caritasverband für das Bistum Essen
und unter anderem zuständig für die fachliche Begleitung der
stationären Altenhilfe und Pflege. Er erklärt, warum das
Pflegesystem unter Druck steht, erläutert die größten
Herausforderungen für die Pflege. Eine davon ist der
Fachkräftemangel. Pflegewissenschaftler Krursel erklärt das Konzept
der PeBem als Instrument zur Bemessung des tatsächlichen
Personalbedarfs in Altenheimen. Das Konzept beruht auf einem
Algorithmus, den ein Team von Pflegewissenschaftlern auf der
Grundlage umfangreicher wissenschaftlich erhobener Daten entwickelt
haben. Begründer der Personalbemessung ist Professor Heinz Rothgang
von der Uni Bremen. Der Algorithmus berechnet auf der Grundlage der
Pflegegrade der Bewohner*innen eines Altenheimes den Personalbedarf
je Qualifikationsniveau. Frank Krursel berichtet, wie sein Verband
Altenheime in seinem Netzwerk bei der Umsetzung der PeBem
unterstützt. Die praktische Anforderung bestehe in einer Analyse
der Personalstruktur und - als Aufgabe für die Sozialwirtschaft -
in der Nachqualifizierung von Hilfskräften. Das Modell der PeBem
stößt, so Krursel, aber auch auf Vorbehalte – besonders weil viele
hochqualifizierte Pflegende nicht die Verantwortung für die Arbeit
weniger qualifizierter Kollegen übernehmen wollen. Der Zeitplan der
Bundesregierung sieht vor, dass die Personalbemessung bis zum 31.
Dezember 2025 flächendeckend umgesetzt sein soll. Krursel rät den
Altenhilfeeinrichtungen, die Informations- und Schulungsangebote
der Spitzenverbände intensiv zu nutzen. Weiterführende Infos Ein
Praxisbeispiel Für eine Einrichtung mit 74 Bewohner*innen und
unterschiedlichen Pflegegraden ergibt die PeBem-Berechnung, wie
sich der Personalbedarf auf Pflegehilfskräfte, Assistenzkräfte und
Pflegefachkräfte verteilt. • 74 Bewohner*innen • 0 davon mit
Pflegegrad 1 • 20 haben Pflegegrad 2 • 28 Pflegegrad 3 • 20
Pflegegrad 4 und • 6 Pflegegrad 5 Die PeBem-Berechnung ergibt einen
Bedarf an Pflegehilfskräften von 10,77, bei den Assistenzkräften
sind es 7,844 und bei den Pflegefachkräften sind es 13,647.
Erkenntnisse aus der Rothgang-Studie Die wohl wichtigste Erkenntnis
der Studie ist, dass es einen besonders hohen Mehrbedarf an
Assistenzkräften mit ein- bis zweijähriger Ausbildung (+69 %) gibt.
Die Empfehlung lautet, Qualifikationen besonders auf diesen Bereich
zu fokussieren. Bei den Pflegefachkräften liegt der Mehrbedarf bei
ca. 3,5 %. Eine Empfehlung der Wissenschaftler*innen an die Pflege
ist, Personal passgenauer einzusetzen, dass zB. Pflegefachkräfte
sich auf fachlich anspruchsvolle Aufgaben konzentrieren sollen,
während weniger qualifizierte Kräfte Routineaufgaben übernehmen.
Weiterführende Links • Infos vom Pflegenetzwerk Deutschland zur
Personalbemessung (PeBem)
https://pflegenetzwerk-deutschland.de/schwerpunkte/arbeitsbedingungen/das-personalbemessungsverfahren-nach-prof-rothgang
• Eine kritische Auseinandersetzung mit der PeBem der Pflegekammer
NRW
https://www.pflegekammer-nrw.de/pflegepersonalbemessung-gesetzliche-umsetzung-der-rothgang-studie-verunsichert-die-pflegepraxis-2/
• Informationen zur Zeitschrift Caritas in NRW
https://www.caritas-nrw.de/
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