Folge 272: Oskar Maria Graf – Ein „Volksdichter“ wendet sich gegen das Völkische (Teil 1)
43 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Monaten
TEIL 1
Oskar Maria Graf wurde zu einer der eindringlichsten
literarischen Stimmen gegen den Nationalsozialismus – gerade weil
er nicht von oben herab, sondern von unten her dachte. Als Sohn
eines Bäckers aus einem bayerischen Dorf sprach er die Sprache
der „kleinen Leute“ – jener Menschen, die Hitler zu gewinnen
wusste und die Graf in seinen Werken schonungslos, aber mit
Empathie porträtierte.
Seine Literatur entlarvte den Faschismus nicht durch Theorie,
sondern durch das genaue Erzählen alltäglicher Verführbarkeit:
den schleichenden Wandel im Wirtshaus, die Angst des Dorfbeamten,
den Opportunismus des Nachbarn. Graf zeigte, wie der
Nationalsozialismus nicht nur durch Gewalt, sondern durch
Mitläufertum und soziale Dynamik Macht gewann.
Dabei war sein Blick nicht nostalgisch, sondern wachsam. Er
verweigerte sich jeder Verklärung des „Volkes“ und kämpfte als
entschiedener Pazifist gegen Militarismus und autoritäre
Versuchungen. Mit seinem berühmten Aufruf „Verbrennt mich!“
stellte er sich 1933 offen gegen die NS-Diktatur – nicht aus
intellektuellem Impuls, sondern aus moralischer Konsequenz.
Grafs Stärke lag darin, das Politische im scheinbar Unpolitischen
sichtbar zu machen. Seine Romane sind kein Pathos, sondern
Protest – leise, genau, unbestechlich. So wurde aus dem
Bauernsohn vom Starnberger See ein unbequemer Chronist einer
Zeit, in der Menschlichkeit auf dem Spiel stand.
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