Folge 16: Leiharbeiterunterkünfte und der Donut-Effekt in Kalkar
29 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Monaten
Einleitung: Sweet Sixteen und ein ernstes Thema
In der 16. Folge nehmen wir ein Thema in den Fokus, das viele
Kommunen am Niederrhein beschäftigt: Leiharbeiterunterkünfte und
der sog. Donut-Effekt. Was auf den ersten Blick nach
Stadtentwicklung klingt, entpuppt sich als komplexes
gesellschaftliches und politisches Problem, das viele Facetten
hat – von Immobiliengeschäften über soziale Strukturen bis hin zu
gesetzlichen Grauzonen.
Der Donut-Effekt beschreibt eine Entwicklung,
bei der Innenstädte ausbluten: Immer weniger Menschen leben dort,
Geschäfte schließen, die Bevölkerung altert. Gleichzeitig
entstehen am Stadtrand neue, attraktive Wohngebiete. In Kalkar
sind erste Anzeichen dieses Effekts sichtbar. Besonders auffällig
ist dabei das Thema Leiharbeiterunterkünfte, das eng mit dieser
Entwicklung verknüpft ist.
Immobilienkauf & Sanierung: Alte, unsanierte
Immobilien werden günstig erworben und nur so weit
hergerichtet, dass sie „ausreichend“ bewohnbar sind. Luxus
sucht man hier vergeblich.
Vermietung als Ferienwohnung: Statt als normale
Mietwohnung werden die Objekte als Ferienwohnungen
angemeldet. Das ermöglicht es, sie an Leiharbeitsagenturen
weiterzuvermieten, die die eigentlichen Nutzer – meist
Arbeitskräfte aus Osteuropa – als Untermieter
einquartieren.
Hohe Rendite: Für die Unterkünfte werden Preise
verlangt, die ein Vielfaches der ortsüblichen Miete betragen.
Für die Agenturen ist das Geschäft oft lukrativer als die
eigentliche Arbeitsvermittlung.
Fehlende Integration: Die Leiharbeiter bleiben meist
nur wenige Monate, sind nicht sozial eingebunden und haben
wenig Interesse an der Nachbarschaft.
Ständiger Wechsel: Ein Kommen und Gehen, das soziale
Strukturen erschwert und das Gefühl von Gemeinschaft
schwächt.
Belastungen: Lärm durch Transporter, Müll im
Vorgarten, teils verwahrloste Immobilien – all das belastet
die Nachbarschaft und drückt die Immobilienwerte.
Schwierige Rechtslage: Die Konstrukte sind meist
legal, die Behörden haben wenig Handhabe, solange keine
Überbelegung oder gravierende Mängel festgestellt
werden.
Die Kommunen stehen vor dem Problem, dass viele
Aspekte durch Bundes- und Landesgesetze geregelt sind. Das
Meldewesen erlaubt es, dass Leiharbeiter bis zu drei Monate ohne
Anmeldung bleiben – eine Grauzone, die von Agenturen gezielt
genutzt wird. Das 2021 eingeführte Wohnraumstärkungsgesetz in NRW
soll Schrottimmobilien verhindern, greift aber in Kalkar selten,
weil es meist um „einfache“ und nicht um baufällige Häuser geht.
Vorkaufsrecht: Die Stadt Kalkar kann in bestimmten
Fällen Immobilienkäufe verhindern, wenn der Verdacht besteht,
dass sie als Leiharbeiterunterkünfte genutzt werden sollen.
Schon die Androhung dieses Rechts schreckt viele Investoren
ab.
Begrenzung von Ferienwohnungen: Eine Idee ist, die
Zahl der erlaubten Ferienwohnungen im Stadtkern zu begrenzen,
um den Missbrauch als Leiharbeiterunterkunft einzudämmen –
ohne den Tourismus zu beeinträchtigen.
Private Klagen: Anwohner können gegen gewerbliche
Nutzung (wie Ferienwohnungen in reinen Wohnstraßen) klagen,
auch wenn dies in der Praxis oft schwierig ist.
Die Diskussion zeigt: Es geht nicht nur um
Kalkar, sondern um ein strukturelles Problem, das viele Städte
betrifft. Die Hosts betonen, wie wichtig Öffentlichkeit und
Diskussion sind – nicht zuletzt, um den Druck auf Politik und
Verwaltung zu erhöhen und Missstände sichtbar zu machen.
Leiharbeiterunterkünfte und der Donut-Effekt sind
Beispiele dafür, wie wirtschaftliche Interessen,
gesetzliche Lücken und gesellschaftliche Veränderungen
ineinandergreifen – mit spürbaren Folgen für das Leben in kleinen
Städten. Die Podcast-Folge macht Mut, das Thema offen
anzusprechen, Missstände zu benennen und gemeinsam nach Lösungen
zu suchen.
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