Warum die Bibel Alte und Junge gleich wichtig nimmt

Warum die Bibel Alte und Junge gleich wichtig nimmt

12 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Das Verhältnis von Alt und Jung in der Bibel ist anders definiert
als in unseren modernen Gesellschaften Europas, in denen Familien
zu häufig scheitern und auseinanderbrechen. Das Abschieben der
älteren Generation wird verurteilt (Spr 19,26; 23,22; 30,17), ist
aber auch Realität. Vor allem Witwen und Waisen leben oft am
Rande der Gesellschaft, wenn sie nicht versorgt werden.
Idealisiert werden weder Lebensstand, noch Alter, auch nicht das
oftmals mühsame Zusammenleben der Generationen. Und doch gibt es
einen zentralen Unterschied zu unserer Gegenwart: Menschen
rechnen mit Gott in ihrem Leben – in jedem Lebensalter.
Entscheidend ist, wie jede Lebensetappe gelebt wird. Der Psalm 90
gibt gute Hilfestellungen dafür, wie man mit der Lebenszeit klug
umgehen kann; dabei spielt die göttliche Zeitrechnung ebenso eine
Rolle wie die Qualität der geschenkten Zeit. »Denn tausend Jahre
sind vor dir wie der gestrige Tag, der verging, nur einer
Nachtwache gleich.«


(Ps 90,4) Für Gott gibt es kein Gestern und kein Morgen, sondern
nur das Heute, die Gegenwart. Für ihn zählt nicht, wie lange ein
menschliches Leben währt, sondern welche Bedeutung es hatte und
welche Spuren ein Mensch hinterlässt. Der Psalm macht unsere
menschlichen Kalender und Uhren ganz klein, aber das Leben eines
Menschen groß. »Lehre uns zählen unsere Tage, auf dass wir
gelangen zur Weisheit des Herzens.« (Ps 90,12) – diesen Rat gibt
der Beter des Psalms. Zur Weisheit des Herzens gehört es, für
jeden Tag dankbar zu sein und mit der unberechenbaren Gegenwart
Gottes zu rechnen – ob alt oder jung.


Prof. Dr. Beate Kowalski,

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