Zwischen Gestern und Morgen – das verlorene Heute. Wie Du im Hier und Jetzt ankommst

Zwischen Gestern und Morgen – das verlorene Heute. Wie Du im Hier und Jetzt ankommst

7 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten

Du kennst es vielleicht: Manchmal scheint das Leben an einem
vorbeizuziehen wie eine Landschaft durch das Fenster eines Zuges,
während man gedankenverloren hinausschaut, aber kaum etwas
wirklich wahrnimmt. Du bist da – physisch – aber innerlich bist
du entweder unterwegs zurück in die Vergangenheit oder weit
vorausgeeilt in eine ungewisse Zukunft. Dabei bleibt das einzige,
was du wirklich hast, das Hier und Jetzt. Und genau das
entgleitet uns so oft.





Vielleicht gehörst du zu den Menschen, die nicht loslassen
können. Alte Geschichten, vergangene Entscheidungen, Verletzungen
oder verpasste Chancen halten dich in einem gedanklichen
Gefängnis fest. Es sind Momente, die vorbei sind, aber du trägst
sie mit dir wie einen schweren Rucksack. Du wälzt sie im Kopf hin
und her, fragst dich, was gewesen wäre, wenn du anders gehandelt
hättest. Es ist ein bittersüßes Gefühl, denn in der Erinnerung
liegt oft auch etwas Tröstliches. Das Vertraute, das dir
Sicherheit gibt, selbst wenn es schmerzhaft ist.


Doch während du gedanklich immer wieder zurückgehst, verpasst du
das Leben, das sich gerade vor deinen Augen entfaltet. Du merkst
vielleicht gar nicht, wie sehr dich die Vergangenheit lähmt. Du
baust deine Gegenwart auf Erfahrungen auf, die nicht mehr
veränderbar sind. Natürlich formen uns unsere Erinnerungen – sie
sind ein Teil von dir. Aber wenn du ihnen zu viel Macht gibst,
nehmen sie dir den Mut, neue Erfahrungen zu machen. Die Angst,
dass sich die Geschichte wiederholt, blockiert dich. Und so wirst
du vorsichtig, vielleicht sogar zynisch. Du vergleichst, du
ziehst Parallelen, du interpretierst Signale, die vielleicht gar
keine sind – alles, um dich zu schützen. Doch in Wahrheit
schneidest du dich von der Lebendigkeit ab.


Dann gibt es das andere Extrem. Vielleicht bist du jemand, der
ständig an die Zukunft denkt. Deine Gedanken kreisen um das, was
noch kommen könnte. Du planst, du rechnest durch, du bereitest
dich vor – auf ein Leben, das noch nicht stattgefunden hat. Du
willst auf alles vorbereitet sein. Und du willst es richtig
machen. Erfolg, Sicherheit, Wachstum – diese Begriffe schweben
wie Sterne am Horizont, und du richtest deinen inneren Kompass
nach ihnen aus.


Dabei übergehst du das Jetzt oft, weil es dir nicht spektakulär
genug erscheint. Vielleicht sogar unbequem. Du flüchtest dich in
Visionen, in Träume, in Vorstellungen davon, wie dein Leben sein
könnte, sollte oder müsste. Und das ist an sich nichts Schlechtes
– Visionen treiben uns an. Doch wenn du nur noch im Morgen lebst,
dann wird jeder heutige Moment zum Mittel zum Zweck. Nichts ist
einfach nur da, um erlebt zu werden. Alles ist aufgeladen mit
einem Ziel. Selbst dein Urlaub, dein Gespräch mit Freunden, dein
Spaziergang – sie sind oft schon unterlegt mit dem Gedanken: Wie
zahlt das auf mein Ziel ein?


Diese Haltung ist heute besonders verbreitet. In einer Zeit, in
der Optimierung fast schon ein Lebensstil ist – Self-Improvement,
Biohacking, Manifestieren, 5-Jahres-Pläne –, wirkt das Jetzt
manchmal wie eine Wartehalle. Du scrollst durch Social Media,
siehst andere, die scheinbar schon dort sind, wo du hinwillst,
und du fragst dich, ob du schnell genug bist. Ob du genug tust.
Ob du genug bist.


Was beide Extreme gemeinsam haben: Sie kosten dich das
gegenwärtige Leben. Die Vergangenheit kann dich lähmen, die
Zukunft kann dich hetzen. In beiden Fällen verlierst du den
Kontakt zu dir selbst. Denn du bist nicht dort, wo du wirklich
bist – im Jetzt.


Dabei liegt genau hier die größte Kraft. Im Jetzt kannst du
handeln, entscheiden, fühlen, verändern. Nur im Jetzt kannst du
aufrichtig lieben, lachen, lernen. Es ist wie ein stiller Ort
zwischen den Zeiten, an dem alles möglich ist – wenn du ihn
zulässt. Es bedeutet nicht, dass du deine Vergangenheit vergessen
oder aufhören sollst, zu träumen. Aber du kannst lernen, beides
mit ins Heute zu nehmen, ohne dich darin zu verlieren.


https://markusflicker.com/

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15