Macht KI uns alle zu Künstlern? – Adrian Notz

Macht KI uns alle zu Künstlern? – Adrian Notz

Ein Gespräch mit dem Zürcher Kurator Adrian Notz über digitale Kunst, ausgelagerte Hirne und Datenbunker in Schweizer Bergen.
40 Minuten

Beschreibung

vor 5 Monaten
Stehen wir am Anfang einer neuen künstlerischen Revolution? Oder am
Ende der Kreativität, wie wir sie kennen? Möglicherweise trifft
beides zu. Künstliche Intelligenz verändert jedenfalls grundlegend,
wie Kunst geschaffen und erlebt wird. Sie verändert auch die Art
und Weise, wie wir uns selbst sehen. Durch generative
KI-Anwendungen wie ChatGPT, Midjourney oder DALL-E können heute
viel mehr Menschen mit kreativen Prozessen experimentieren, neue
Bildsprachen entwickeln und bislang unvorstellbare Formen der
Kreativität erschliessen. Partner oder Konkurrent? KI-Tools agieren
dabei nicht nur als Werkzeuge, sondern zunehmend als Partner in
kreativen Prozessen. Sie ermöglichen «Artificial Augmented
Creativity», wie Adrian Notz es ausdrückt, also eine künstlich
erweiterte und intensivierte Kreativität. Adrian Notz widmete sich
den aktuellen Umbrüchen und daraus erwachsenden künstlerischen und
gesellschaftlichen Fragen als Kurator KI + Kunst am AI Center der
ETH Zürich. (Hier ein spannender Beitrag von ihm im Zukunftsblog
der ETH). Im Podcast-Gespräch mit RefLab erinnert der frühere
Direktor des Cabaret Voltaire in Zürich daran, dass die Debatte
nicht neu ist. Schon die Avantgarde des frühen 20. Jahrhunderts sah
sich mit einer umwälzenden Technologie konfrontiert: der
Fotografie. Neue Götter Realistisches Abbilden übernahm die
Fotografie, während sich die Kunst damals neue Felder erschloss,
beispielsweise die Abstraktion. Es wird spannend zu beobachten
sein, in welche Richtung sich die Kunst in näherer Zukunft
entwickelt. Welche neuen Felder wird sie sich erschliessen, wenn
textgenerierende und bildgebende Verfahren auf immer effizientere
KI-Werkzeuge ausgelagert werden? Es ist nicht nur mit ästhetischen
Umwälzungen zu rechnen. Der schöpferischen KI sprechen manche
spirituelle Qualitäten zu und dem für User:innen undurchschauberen
Wirkweisen der Algorithmen Gottähnlichkeit. Konzeptkunst 2.0 Adrian
Notz betont, dass es gegenwärtig zwar eine Demokratisierung der
Kreativität gibt, die Bedeutung der künstlerischen Autorschaft aber
eher zunimmt: Die Idee, das Konzept und die bewusste Auswahl der
Mittel werden wichtiger, während das handwerkliche Können weiter in
den Hintergrund tritt. Die blosse Nutzung von KI mache noch
niemanden automatisch zur Künstlerin oder zum Künstler –
entscheidend bleibe die kreative Intention und der kritische Umgang
mit den neuen Möglichkeiten. Dazu gehört auch ein Bewusstsein um
die erheblichen sozialen und ökologischen Kosten neuer Technologien
– und daraus resultierend ein sinn- und massvoller Einsatz
Künstlicher Intelligenz. Adrian Notz ist freischaffender Kurator an
der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft & Aktivismus. Von
2007 bis 2019 war er Direktor des Cabaret Voltaire in Zürich. Bis
vor kurzem war er Kurator KI + Kunst am AI Center der ETH. AI
Center der ETH Zürich: Die Eidgenössische Technische Hochschule
(ETH) Zürich ist eine der weltweit führenden
Techno-Avantgardeschmieden. Es wird auch vom MIT Europas
gesprochen. Mit dem AI Center steht die Hochschule an vorderster
Front, wenn es darum geht, Schnittmengen zwischen Technologien und
Disziplinen auszuloten. Im Podcastgespräch erwähnte Bücher: • Atlas
of Anomalous AI, hg. von Ben Vickers und Kenric McDowell, 2021 •
Masahiro Mori, The Buddha in the Robot, 1989 Musik im Podcast:
dreamytech, penguinmusic, pixabay; Werbeeinspieler: Sweep Sound
Effect und Mystical Wind Chimes von Pixabay Foto: JOE Planas bei
Unsplash

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