Digitalisierung kann nicht Top Down funktionieren

Digitalisierung kann nicht Top Down funktionieren

19 Minuten
Podcast
Podcaster
Lass ma hören, heißt es beim Podcast für Mitarbeitende der Universität Bonn. Hier sprechen Beschäftigte Themen für Mitarbeitende und Interessierte an, gewähren Einblick in ihre Arbeit, wer sie sind und was sie tagtäglich bewegt.

Beschreibung

vor 5 Monaten
"Digitalisierung kann nicht top down
funktionieren" Drei Fragen an Valentin Stein, Sprecher
der IT-Komission für Digitalisierung an der medizinischen
Fakultät

Prof. Dr. Valentin Stein ist der "Digi" der medizinischen
Fakultät. Im Podcast spricht er über die Herausforderungen einer
Klinik-IT-Infrastruktur und der Frage, wie man Patientendaten für
die Forschung nutzbar machen kann, und was es bei der
Digitalisierung zu beachten gilt und warum man ihn auch mal auf
hoher See findet.



Welche aktuellen Projekte beschäftigen die Medizinische
Fakultät im Bereich der Digitalisierung?


Aktuell arbeiten wir an drei zentralen Digitalisierungsprojekten.
Erstens bauen wir eine neue Benutzerverwaltung auf, das für die
Integration zukünftiger Dienste unverzichtbar ist. Zweitens
erweitern wir unsere Datenspeicherinfrastruktur, die derzeit drei
Petabyte umfasst, und streben in den nächsten Jahren eine
Erweiterung auf bis zu zehn Petabyte an. Drittens richten wir
einen neuen Hochleistungs-PC-Cluster ein, der für anspruchsvolle
Datenanalysen genutzt wird. Dabei stellen Datenschutz und die
sichere Verarbeitung von Forschungsdaten eine große
Herausforderung dar.



Was unterscheidet die Medizinische Fakultät im Bereich
der Digitalisierung von anderen Fakultäten?


Ein großer Unterschied liegt darin, dass wir neben Forschung und
Lehre auch einen Krankenhausbetrieb mit einer eigenen
IT-Infrastruktur und Rechenzentrum haben. Das heißt wir haben
getrennte IT-Strukturen für Verwaltung und Patientenversorgung,
die zur KRITIS-Infrastruktur gehören sowie für die Forschung, um
höchste Datensicherheit für Patientendaten zu gewährleisten.
Hinzu kommt noch, dass die Forscher an Dienste des
Hochschulrechenzentrums angebunden sind.


Zusätzlich arbeiten wir eng mit den anderen „Digis“ der
Universität zusammen, besonders bei der Entwicklung digitaler
Tools und Systeme, die auch für andere Fakultäten nützlich sein
könnten. Dazu gehrt etwa unser Prüfungsverwaltungssystem UCAN,
welches die direkte elektronische Erstellung von Klausuren
ermöglicht. Darüber hinaus führt die Fakultät eine neue Software
zur Stundenplanerstellung ein, die aufgrund der großen und
komplexen Studiengängen dringend benötigt wird. Vielleicht ist
diese Software auch für andere Fakultäten und Studiengänge etwas?
Und genau für solche Diskussionen ist sind die
Digitalisierungsbeauftragten wichtig - auch wenn wir an der
medizinischen Fakultät bei der Einführung von Systemen auch etwas
autonomer handeln können.



Was sind die größten Herausforderungen?
Die größte Herausforderung besteht darin, klinische Daten für die
Forschung nutzbar zu machen, insbesondere im Kontext von
künstlicher Intelligenz. Hier stehen wir vor rechtlichen und
ethischen Fragen, wie z.B. der Patientenzustimmung. Außerdem
müssen wir entscheiden, ob wir weiterhin auf Eigenbetrieb setzen
oder Cloud-Dienstleister für die Datenanalyse nutzen. Solche
Fragen wird man sicherlich mithilfe einer uni-weiten
Cloud-Strategie auch lösen können. 


Wichtig ist aber auch, dass man bei der Einführung das Feedback
der Mitarbeitenden achtet. Die Digitalisierung kann ja nicht top
down funktionieren. Einmal müssen wir Leute mitnehmen, weil es ja
auch immer noch eine denn dazu lernen. Im Klinikum sind wir auch
mit einer der Vorreiter Elektronische Patientenakte. In der
Kitteltasche haben die Ärzt*innen und auch das Pflegepersonal ein
iPad Mini. In der Realität war die Performance der Software aber
schlecht, weil man etwa nur eine begrenzte Anzahl an Fällen
herunterladen konnte. So etwas bekommt man nur gelöst und
verbessert, wenn man Rückmeldung erhält. 



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