Betrachtung: China laut & gamifiziert – Europa bleibt nüchtern

Betrachtung: China laut & gamifiziert – Europa bleibt nüchtern

Im Gespräch mit Robert Gold, Head of Procurement & Remarketing bei der Choice AG
28 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 6 Monaten
In der aktuellen Podcast-Folge habe ich mich mit Robert Gold
unterhalten, Head of Procurement & Remarketing bei der Choice
AG. Robert hat zu Beginn erklärt, dass Choice kein typischer
Mobilitätsdienstleister sei, sondern als Enabler fungiere, der
Mobilitätsanbieter am Markt unterstützt. Es war bereits unser
zweites Gespräch im Podcast – diesmal mit einem spannenden Update
zur Elektrifizierungsstrategie von Choice und einem besonderen
Blick auf den chinesischen Automarkt. Denn Robert war Anfang des
Jahres auf Einladung von BYD in China unterwegs, um vor Ort
Eindrücke zu sammeln und potenzielle Partnerschaften weiter zu
vertiefen. BYD ist längst mehr als nur ein aufgehender Stern im
E-Auto-Markt – für Choice ist der Hersteller inzwischen ein
strategischer Partner. Bereits seit knapp zwei Jahren arbeiten die
beiden Unternehmen zusammen - seit vergangenem Jahr ein wenig
enger. Die Reise führte Robert in den Großraum Hongkong und
Shanghai, inklusive eines Besuchs auf der Auto Shanghai – eine
Bühne, die kaum kontrastreicher zur IAA oder anderen europäischen
Messen sein könnte. „Alles war laut, bunt, gamifiziert – bei einer
Fahrzeugpräsentation wussten wir Europäer erstmal gar nicht, was da
gerade passiert“, erzählt Robert über eine auffällige BYD-Show in
Kooperation mit einem Spielehersteller. Diese Inszenierungen
spiegeln wider, wie stark chinesische Hersteller auf emotional
aufgeladene, digitale Erlebnisse setzen. Features wie
Karaoke-Systeme oder kreative Lichtinszenierungen im Innenraum
gehören dort zum Standard – in Europa sind sie höchstens ein „nice
to have“. Die deutschen OEMs hingegen wirken mit ihren ruhigen,
konservativen Auftritten fast schon blass. Zwar ist das Interesse
an deutschen Autos in China laut Robert „nach wie vor erstaunlich
hoch“, doch ein echter Kulturwandel bleibt bislang aus. „Man muss
sich entscheiden: Passt man sich dem Markt an – oder bleibt man
bewusst europäisch?“ BYD zeigt, wie es gehen könnte – mit Modellen,
die auf europäische Bedürfnisse zugeschnitten sind. Der neue BYD
Dolphin Surf, der bereits im Juni auf den deutschen Markt kommt,
ist so ein Beispiel: solide Verarbeitung, konkurrenzfähige
Reichweite, sehr attraktiver Einstiegspreis. „Für ein Auto dieser
Klasse ist das eine echte Ansage“, meint Robert. Während sich viele
europäische Hersteller aus dem Kleinwagensegment zurückziehen,
drängen chinesische Marken gezielt hinein – mit Tempo und
Konsequenz. Und auch wenn der Dolphin Surf wohl eher für
Lieferdienste oder Pflegedienste spannend ist, sieht Robert
durchaus Nachfragepotenzial in der Flotte: „Wenn man’s richtig
macht, kann das ein Erfolgsmodell werden.“ Auch bei Choice selbst
tut sich einiges. Der Anteil vollelektrischer Fahrzeuge im
B2B-Segment liegt aktuell bei stolzen 35 Prozent – fast doppelt so
hoch wie im bundesweiten Schnitt laut KBA. „Wir haben unser
vollelektrisches Einkaufsvolumen dieses Jahr etwa verdreifacht“,
erklärt Robert. Das gelingt nicht nur mit BYD, sondern auch mit
Herstellern wie Audi, BMW oder dem Volkswagen-Konzern, mit dem
Choice kürzlich ein größeres Kontingent an ID-Modellen vereinbart
hat – darunter auch Modelle mit längerer Laufzeit von bis zu zwölf
Monaten. Besonders spannend finde ich die Dynamik im System: Autos,
die ursprünglich für Großkunden eingeplant waren, landen plötzlich
bei Autovermietern – weil die Nachfrage da ist. „Mehr Angebot
steigert die Nachfrage – das sehen wir ganz klar“, sagt Robert.
Klar ist aber auch: Niemand erwartet, dass in den nächsten zwei
Jahren 80 Prozent der Flotte elektrisch fahren. Aber wenn sich der
Anteil bei rund 35 Prozent einpendelt, ist das schon ein starkes
Zeichen für die Richtung, in die sich der Markt bewegt. Ein
spannender Einblick also in zwei Welten – China und Europa – und
ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Märkte zu verstehen,
statt sie nur zu bedienen. Ich freue mich jetzt schon auf unser
drittes Gespräch. Und jetzt genug der Vorrede – hör direkt rein in
das Gespräch mit Robert Gold.

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