Episode 230: Das Blut eines Dichters und der frühe surrealistische Film

Episode 230: Das Blut eines Dichters und der frühe surrealistische Film

Das Blut eines Dichters - aus dem Jahr 1930. In vier Sequenzen erzählt, 50 Minuten lang, konsequent der Logik des Traums gehorchend. Ein Film des Surrealismus, nur ein Jahr nach dem berühmten Un Chien Andalou von Salvador Dail und Luis Bunuel.
1 Stunde 32 Minuten
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Wir lieben Filme und wir lieben es, über Filme zu diskutieren. Die Sache ist nur, wir haben einen sehr unterschiedlichen Filmgeschmack. Daher drückt jeder von uns dem jeweils anderen für die aktuelle Episode einen neuen Film aufs Auge mit dem Ziel, des...

Beschreibung

vor 6 Monaten
Ein Schornstein stürzt ein. Ein Dichter zeichnet ein Gesicht auf
Leinwand. Plötzlich beginnt der gezeichnete Mund zu reden.
Irritiert wischt der Dichter diesen ab, nur um ihn kurz darauf auf
seiner Hand wiederzufinden. Da die Reinigung der Hand nicht hilft,
wird der Mund schnell auf eine Statue gepackt, die natürlich kurz
darauf zu leben beginnt. Sie schickt den Dichter durch einen
Spiegel in eine Paralleldimension, wo er in einem Hotelflur durch
die Schlüssellöcher verschiedene Szenen betrachtet: Ein
Revolutionär der wieder und wieder erschossen wird, ein
gezüchtigtes Kind, das an der Decke schwebt, ein Hermaphrodit
umgeben von Pentagrammen… schließlich hat der Dichter genug und
erschießt sich… und landet zurück in seiner Welt. Er zerstört die
Statue und wird selbst zu einer. Kinder machen eine
Schneeballschlacht, die langsam in tödliche Gewalt eskaliert. Ein
Tisch wird aufgebaut: Ein Mann und eine Frau spielen Karten,
beobachtet von einem amüsierten Theaterpublikum. Auch dieses
Kartenspiel endet tödlich. Ein Engel kommt vorbei, die Frau wird
zur Statue, führt einen Ochsen irgendwohin, landet in einem
Gitarrenkasten. Ein Schornstein stürzt ein. Nein, das ist mir nicht
heute im Büro passiert, sondern das ist so ziemlich genau die
Chronologie der Handlung von Jean Cocteaus erstem Spielfilm Le Sang
d’un poète - Das Blut eines Dichters - aus dem Jahr 1930. In vier
Sequenzen erzählt, 50 Minuten lang, konsequent der Logik des Traums
gehorchend. Ein Film des Surrealismus, nur ein Jahr nach dem
berühmten Un Chien Andalou von Salvador Dail und Luis Bunuel.
Natürlich wollte Cocteau nie diesem Genre zugeordnet werden. Weil
Schubladen sind etwas für Konformisten, Bitch! Aber der Film atmet
den Geist dieser Epoche und auch dieser spezifischen Kunstrichtung:
Symbolisch aufgeladen, freudianisch, traumhaft, ohne kohärente
Logik… soweit so prätentiös, so weit so kunsthistorisch bedeutend.
Aber wir wollen natürlich unabhängig davon Filme empfehlen. Und
müssen uns jetzt die Frage stellen: Ist das ein sehenswerter Film?
Johannes, Rede! Wenn dir gefällt, was du hörst, spendiere uns gerne
einen Kaffe, Kakao oder Tee: https://buymeacoffee.com/mussmansehen

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