Kiez-Wirt Daniel Schmidt: Mein Leben ist der Elbschlosskeller

Kiez-Wirt Daniel Schmidt: Mein Leben ist der Elbschlosskeller

37 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Der Elbschlosskeller auf St. Pauli ist ein Mikrokosmos des
Hamburger Nachtlebens, Zufluchtsort für Gestrandete, Schauplatz
skurriler Geschichten – und das Revier von Daniel Schmidt, dem wohl
bekanntesten Kneipenwirt der Hansestadt. Die Geschichte vom
kaputten Schloss machte deutschlandweit Schlagzeilen: Während des
Corona-Lockdowns sollte auch der Elbschlosskeller schließen - doch
das Schloss war verrostet, der Schlüssel längst verschwunden. "Der
Schlüsseldienst hat sich halb totgelacht", erzählt Schmidt. "Nach
30 Jahren Schlosser-Karriere musste er zum ersten Mal nicht eine
Tür aufmachen, sondern eine zuschließen." Heute ist das Schloss ein
Exponat im Museum für Hamburgische Geschichte - ein Symbol für das
Leben in der Kneipe, das einfach nie stillsteht. Gewalt, Not,
Eskalation - all das gehört zum Alltag von Daniel Schmidt. "Ich
habe hier einige Hauereien gehabt, von Ohrfeigen bis zu richtig
heftigen Schellen. Ich habe mich hier auch schon verletzt, wurde
mit Messern angegriffen. Mir hat jemand eine scharfe Knarre an die
Schläfe gehalten. Ich musste jemanden, der mich mit einem
Schlachterbeil angegriffen hat, mit so einem Kneipentisch aus dem
Laden rumsen." Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - hat
Daniel Schmidt nie ans Aufgeben gedacht. Der Elbschlosskeller ist
sein Zuhause. Doch Schmidt ist nicht nur Wirt, sondern auch
Sozialarbeiter - informell, aber mit vollem Einsatz. 2020 gründete
er den Verein "Wer, wenn nicht wir – Hamburg", um während der
Pandemie Bedürftigen zu helfen. Seitdem sammelt er Spenden,
organisiert Kleidung und Lebensmittel, stellt seine Räume zur
Verfügung. "Hier im Billardzimmer haben auch Leute, die nichts
haben, die Möglichkeit, mal ein bisschen auszuruhen oder sogar zu
schlafen. Im Winter, wenn es richtig kalt ist, pennen hier bis zu
fünf Leute." Es ist diese Mischung aus rauer Schale und weichem
Kern, aus Kiezromantik und knallharter Realität, die Daniel Schmidt
zu einer Symbolfigur des heutigen St. Pauli macht. Der
Elbschlosskeller ist nicht nur Kneipe - er ist ein soziales Netz,
ein Lebensraum für jene, die sonst durchs Raster fallen. Im
Gespräch mit Daniel Kaiser verrät Daniel Schmidt auch, warum ihm
sein christlicher Glaube bei der Bewältigung der vielen
Herausforderungen hilft, wie sein Sohn Lennox über den Beruf des
Vaters denkt und was er in seinen Büchern über das Leben auf dem
Kiez offenbart.

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