Traumata schreien sich an! Jürg Bräker über Friedensarbeit (Teil 1)

Traumata schreien sich an! Jürg Bräker über Friedensarbeit (Teil 1)

Keiner redet mehr über Pazifismus – wir schon! Eine zweiteilige TheoLounge-Episode mit dem mennonitischen Friedensexperten Jürg Bräker. Teil 2 erscheint nächste Woche.
27 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Vor 80 Jahren endete der Zweiter Weltkrieg und ebenfalls vor 80
Jahren wurden die Atombomben abgeworfen. Um das Thema Pazifismus
aber ist es merkwürdig still geworden, sogar in vielen Kirchen.
Ergibt sich aus meinem Christinsein und spirituell sein nicht sogar
zwangsläufig eine pazifistische Grundhaltung? (Mit dem Bergprediger
als Leitbild!) Was ändert sich, wenn sich die Bedrohungslage
ändert? Und was kann ich vorbringen, wenn mein Pazifismus als
vermeintliche Naivität hingestellt wird? Auf diese Fragen habe ich
Antworten gesucht und bin dabei auf Jürgen Bräker gestossen. Der
mennonitische Theologe gehört einer Kirche mit einer 500-jährigen
pazifistischen Tradition an. Was er zu vereutlichen versucht: Neben
dem derzeit dominierenden Thema der Aufrüstung gibt es ein sehr
breites Spekrum an Möglichkeiten der Friedensarbeit: von
diplomatischen Mitteln über Strategien der Deeskalation bis hin zu
Traumarbeit, um künftigen Eskalationen entgegenzuwirken. Bräker
spricht über die Herausforderungen und die Aktualität christlicher
Friedensarbeit – insbesondere in einer Zeit, in der Pazifismus kaum
noch öffentlich diskutiert wird. Gewaltfreiheit, aber nicht
Martyrium Im Zentrum steht die Erfahrung, dass Frieden nicht
einfach gehalten, sondern immer wieder neu gesucht und geschaffen
werden muss, erklärt er. Friedensarbeit bedeutet, sich mutig
zwischen die Fronten zu stellen, zuzuhören, Schuld anzuerkennen und
aktiv an Gerechtigkeit zu arbeiten – auch wenn dies zunächst
Konflikte verschärfen kann.  «Wenn wir über Frieden reden,
müssen wir über Gerechtigkeit reden», betont Bräker. Über Frieden
zu reden, heisst auch, über Gerechtigkeit und die tieferen Ursachen
von Gewalt zu sprechen. Täuferisches Friedenswissen setzt auf
gewaltfreie Konfliktbearbeitung und die Bereitschaft, Schuld und
Unrecht – etwa aus kolonialem Erbe – zu benennen. Bräker ruft dazu
auf, zivilen Widerstand und internationale Konfliktforschung zu
stärken sowie Menschlichkeit auch im Ernstfall zu bewahren. Jürg
Bräker ist Europavertreter der Mennonitischen Weltkonferenz und
theologischer Mitarbeiter bei der Evangelischen Mennoniten-Gemeinde
Bern. Die Mennoniten, hervorgegangen aus der vor genau 500 Jahren
in Zürich entstandenen Täuferbewegung, bekennen sich weiterhin zu
gewaltfreiem Widerstand. Auch angesichts neuer Kriege wie in der
Ukraine oder in anderen Weltregionen. Die Bewegung ringt weltweit
mit der Frage, wie Frieden inmitten von Gewalt und Polarisierung
praktisch gelebt werden kann. Ihr christliches Friedensengagement
ist vorbildlich. Jubiläum 500 Jahre Täufer «Verfolgt, vertrieben,
vergessen – 500 Jahre Täufertum im Kanton Zürich» – ist eine
Ausstellung in der Zentralbibliothek Zürich, Predigerplatz 33 –
noch bis Mitte Juni 2024! Roman über Zürcher Täufer von P. Kamber
Der Zürcher Historiker Peter Kamber, bekannt geworden mit der
Studie «Reformation als bäuerliche Reformation» hat einen Roman zu
den Anfängen der Täufer in Zürich verfasst: «Die himmlischen
Versuchungen des Conrad Grebel», Limmat Verlag, Mai 2025. Mit Peter
Kamber erschien im Vorjahr eine Episode der TheoLounge: Die Bauern
und die Äbtissin. Was geschah vor 500 Jahren in Zürich? Welche
Bedeutung kommt der letzten Äbtissin des Fraumünster zu, die 2024
gross gefeiert wird? Und wie war das mit der Täuferbewegung? Music
im Podcast: Bass Background Emotin Sounds, NCPrime, Pixabay;
Werbeeinspieler: Sweep Sound Effect und Mystical Wind Chimes von
Pixabay

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