»Kultur denken. Season 4 Episode 4: Alles bröckelt. Anna Soucek im Gespräch mit Thomas Macho

»Kultur denken. Season 4 Episode 4: Alles bröckelt. Anna Soucek im Gespräch mit Thomas Macho

23 Minuten

Beschreibung

vor 6 Monaten
Inmitten einer kartonverkleideten Baustelleninstallation von Thomas
Hirschhorn sprechen Kulturjournalistin Anna Soucek und Philosoph
Thomas Macho über das Spannungsfeld von Ruinen, Gedenken und
Katastrophentourismus. Ausgangspunkt ist das Symposium Scrambling
Worlds am IFK Wien – thematisch kreisen ihre Reflexionen um Orte
des Schreckens, des Verlusts und der Imagination. Thomas Macho gibt
Einblicke in den sogenannten Dark Tourism – das Reisen zu Orten
historischer Katastrophen, von Tschernobyl bis zur Titanic, von
Srebrenica bis zur Atacama-Wüste. Er verknüpft kulturhistorische
Phänomene mit Reflexionen über Trauerarbeit, Erinnerungskultur und
mediale Formen der Annäherung. Warum reisen Menschen zu Orten des
Schreckens, wenn doch Bilder längst zugänglich sind? Und wie
verhalten sich Gedenken und touristische Gier zueinander? Ein
besonderer Fokus liegt auf der Ambivalenz zwischen persönlicher
Anteilnahme und medienvermittelter Distanz: Selfies in
Gedenkstätten, Kunstprojekte mit Bewegungskameras an Suizidorten,
aber auch architektonisch geschaffene Erinnerungsräume wie das
Hiroshima Peace Memorial Museum werden diskutiert. Thomas Macho
schlägt dabei die Brücke von Karl Kraus’ Glossen zur Titanic bis zu
zeitgenössischen Künstlerinnen wie Anna Jermolaewa, die
Kriegsrealität und Tieraufnahmen im verseuchten Wald von
Tschernobyl kontrastiert. Das Gespräch endet mit der Frage nach
zukünftigen Gedenkarchitekturen und der Faszination von Ruinen –
nicht als Überbleibsel, sondern als aktive Erinnerungsräume. Ein
Gespräch über das Bedürfnis, sich dem Abgrund zu nähern – nicht aus
Sensationslust, sondern im Versuch, eine Form von Gegenwart im
Angesicht der Geschichte zu gestalten.

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