Podcaster
Episoden
03.07.2025
11 Minuten
Die fünfte Staffel von Kultur Denken widmet sich dem Denken Elias
Canettis – zugespitzt, neu gelesen, und mitten in die Gegenwart
gestellt. Unter dem Titel »Canetti egalitär« geht es um nichts
weniger als um die Frage: Was sagt Masse und Macht heute – in
Zeiten sozialer Bewegungen, autoritärer Rhetoriken und neuer
Kollektiverfahrungen? Ausgangspunkt der Staffel ist eine
internationale Tagung am ifk, die Canetti nicht als Denkmal,
sondern als Störung verstanden hat: als eine Figur, die
Konventionen durchkreuzt, disziplinäre Grenzen sprengt und
Vorstellungen von Macht und Gleichheit radikal neu denkt. In der
Einleitung die entfaltet sich im Gespräch mit dem
Literaturwissenschaftler Andreas Gehrlach ein Bild Canettis als
intellektueller Unruheherd – kein sicherer Referenzpunkt, sondern
ein Denker zwischen politischer Unschärfe, verstörender
Introspektion und einer Idee von Gleichheit, die bis heute
irritiert. In sieben Episoden spricht Martin Gasteiner mit
internationalen Expertinnen und Experten über zentrale Facetten von
Canettis Werk: über »Göttermacherei«, anarchistische Denkfiguren,
ethnologische Blicke auf Gleichheit und die Wirkung seines Denkens
auf gegenwärtige Gesellschaftsentwürfe. Eine Gesprächsreihe, die
zeigt: Canetti war seiner Zeit voraus – und ist vielleicht genau
deshalb wieder da.
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03.07.2025
35 Minuten
Was tun mit einem Werk wie Masse und Macht, das so oft zitiert wie
selten genau gelesen wird? In dieser Folge von Kultur Denken gehen
wir der Frage nach, wie sich Elias Canettis Denken über die Masse
heute fruchtbar machen lässt – jenseits der bekannten Linien. Im
Gespräch mit Martin Gasteiner analysiert Sara Bangert Canettis
zentrale Konzepte der Masse und des Rhythmus als soziale
Ordnungsprinzipien. Bangert entwickelt eine differenzierte
Perspektive auf die Masse als ambivalentes Phänomen: als Raum
temporärer Gleichheit einerseits und als fragile soziale Formation
andererseits. Besondere Aufmerksamkeit gilt Canettis Konzeption des
Rhythmus als verbindendem Element zwischen historischen und
gegenwärtigen Gemeinschaftsformen. Die demokratische Dimension der
Masse wird dabei als Gegenmodell zu totalitären Vereinnahmungen
herausgearbeitet. Sara Bangerts Ansatz ist dabei mehr als eine
Relektüre. Ihre Arbeit verbindet literaturwissenschaftliche Schärfe
mit einem Gespür für Texturen der Bewegung, der Zwischenzeit, der
Nicht-Arbeit. Mit Blick auf Idiorrhythmie, Surrealismus und
Theorien kleiner Formen öffnet sich das Gespräch für ein Denken,
das Canetti nicht historisiert, sondern als Impulsgeber für
gegenwärtige Fragen ernst nimmt.
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03.07.2025
26 Minuten
In dieser Folge von Kultur Denken spricht Martin Gasteiner mit dem
Sozialanthropologen Florian Mühlfried über Elias Canettis Masse und
Macht – und über das, was passiert, wenn die Idee der Gleichheit
kippt: in Neid, Kontrolle und gegenseitige Entmutigung. Zentral ist
dabei das Konzept des »Albtraum-Egalitarismus« – geprägt von Eric
Gable –, das die dunkle Seite egalitärer Ordnungen offenlegt:
zwischen Angst vor Abweichung und dem Versprechen kollektiver
Freiheit. Mühlfried entwickelt eine eigenständige Lesart von
Canettis Gleichheitsvorstellung: als Bewegung zwischen der
Aufhebung individueller Differenz und dem Aufscheinen gemeinsamer
Erfahrung. Ein Gespräch über Masse, Macht, Mythos – und darüber,
wie man ethnologisch denken kann, ohne sich von der Imagination zu
verabschieden.
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03.07.2025
28 Minuten
Was lässt sich heute, dreißig Jahre nach seinem Tod, noch mit Elias
Canetti anfangen? In dieser Folge von Kultur Denken spricht Martin
Gasteiner mit dem Literaturwissenschaftler und Sozialanthropologen
Ulrich van Loyen über die Aktualität von Canettis Denken –
insbesondere über dessen Hauptwerk Masse und Macht. Im Fokus steht
die Frage, wie sich Canettis Text im Kontext aktueller
anthropologischer Theorien neu lesen lässt. Van Loyen bringt ihn
mit Autor*innen wie David Graeber und David Wengrow ins Gespräch
und zeigt, wie Canettis nicht-lineare Geschichtskonzeption als
kritischer Gegenentwurf zur klassischen Zivilisationstheorie
verstanden werden kann. Zentrale Themen des Gesprächs sind
Imagination und Körperlichkeit in Massenbewegungen – und Canettis
Entwurf einer positiven Anthropologie, die sich deutlich von Freuds
kulturtheoretischem Pessimismus abhebt. Eine dichte, assoziative,
anregende Unterhaltung über politische Anthropologie, literarische
Theorie und das Denken in Bewegung.
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03.07.2025
25 Minuten
Annette Werberger zeigt im Gespräch mit Martin Gasteiner, wie tief
Elias Canetti in die Welt des Anarchismus eingetaucht ist. Sie
rekonstruiert eine bislang übersehene Dimension seines Denkens:
seine Auseinandersetzung mit anarchistischer Literatur und Praxis.
Im Zentrum steht Canettis private Bibliothek – fast vollständig
bestückt mit Werken des Anarchismus. Werberger liest sie nicht nur
als Sammlung, sondern als Denkraum: ein Ort, an dem Canetti über
alternative Formen des Zusammenlebens nachdachte. Annette Werberger
ist Professorin für Literaturwissenschaft an der Europa-Universität
Viadrina in Frankfurt (Oder). Ihre Arbeit widmet sich der
osteuropäischen Literatur im gesamteuropäischen Kontext – mit einem
besonderen Blick auf Verflechtungsgeschichten, Avantgarden und
kulturelle Randzonen. Ihr Blick macht deutlich: Canettis Interesse
an Gemeinschaften ist kein beiläufiges Motiv, sondern Teil eines
größeren Projekts. Es geht um Modelle des Miteinanders, jenseits
staatlicher Ordnung – getragen von Kooperation statt Kontrolle, von
Nähe statt Herrschaft. Ein Gespräch über Bücher, Begriffe und
politische Imagination.
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Über diesen Podcast
KULTUR DENKEN: Der Podcast des ifk. Die Befragung von Kultur, von
Raymond Williams als »ganze Lebensweise« definiert, verzahnt
Kulturwissenschaft mit gesellschaftlichen und politischen
Fragestellungen. Das wissenschaftliche Arbeiten – theoretisch,
empirisch, historisch, kunstbezogen – wird damit zu einer Praxis
mit akademischen und außerakademischen Schauplätzen. Der Podcast
nimmt beide Wirkungssphären ernst, indem er sowohl ihre
Arbeitsweisen als auch die Rolle von Kulturwissenschaft in der
Öffentlichkeit thematisiert. »Kultur denken«, der Podcast des ifk,
entsteht in Zusammenarbeit mit Radiomacher*innen und
Wissenschaftskommunikator*innen. Angelehnt an die Themen der
ifk-Tagungen, präsentiert jede Staffel mehrere Episoden zu einer
Fragestellung. Die erste Season von Julia Grillmayr und Hanna
Ronzheimer, beleuchtet in 25-minütigen Features
kulturwissenschaftliche Themen, Ideen und Diskussionen. Die
Sendungen zielen darauf ab, kulturelles Wissen für Interessierte zu
erschließen und so einen lebendigen Austausch zu fördern.
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