Folge 263: Ernst Cassirer - Denker der Kultur in Zeiten der Unkultur
43 Minuten
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Beschreibung
vor 6 Monaten
Ernst Cassirer zählt zu den bedeutendsten Philosophen und
Kulturtheoretikern des 20. Jahrhunderts. Als Mitbegründer der
Kulturphilosophie entwickelte er – geprägt vom Neukantianismus
der Marburger Schule – eine eigenständige, anthropologisch
fundierte Theorie, die er in seinem Hauptwerk Die Philosophie der
symbolischen Formen entfaltet. Anstelle des klassischen Bildes
vom animal rationale beschreibt Cassirer den Menschen als animal
symbolicum – ein Wesen, das sich und die Welt über symbolische
Ausdrucksformen wie Sprache, Kunst, Wissenschaft, Mythos und
Religion erschließt.
1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, legte
Cassirer sein Amt als Rektor der Universität Hamburg nieder und
emigrierte zunächst nach Oxford, dann nach Göteborg und
schließlich 1941 in die USA, wo er an der Yale und später an der
Columbia University lehrte. Geprägt durch die Erfahrungen zweier
Weltkriege und der faschistischen Bedrohung Europas wandte er
sich in seinem Spätwerk verstärkt politischen Fragen zu. Mit den
Mitteln seiner Symboltheorie analysierte er die ideologische
Struktur des Nationalsozialismus und erkannte im Rückgriff auf
mythisches Denken eine zentrale Triebkraft faschistischer
Herrschaft. Cassirers Denken zeigt exemplarisch, wie
philosophische Reflexion durch persönliche Zeitzeugenschaft an
Tiefenschärfe gewinnt.
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