Fliegen mit Strom: Die Herausforderung der E-Luftfahrt

Fliegen mit Strom: Die Herausforderung der E-Luftfahrt

Im Gespräch mit Marcus Weber, Green Aviation Hub
29 Minuten
Podcast
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Beschreibung

vor 7 Monaten
Elektromobilität endet nicht am Straßenrand – das zeigt Marcus
Weber vom Green Aviation Hub aus Mannheim eindrucksvoll. In unserer
aktuellen Podcast-Folge habe ich mit ihm über die Herausforderungen
und Chancen der elektrischen Luftfahrt gesprochen. Der Green
Aviation Hub, entstanden aus einer Gruppe von klimaengagierten
Privatpiloten, hat sich zum Ziel gesetzt, klimafreundliche
Fliegerei voranzutreiben. Dabei geht es nicht nur um
Elektroflugzeuge, sondern um ein ganzheitliches Konzept:
Ladeinfrastruktur, Stromversorgung durch erneuerbare Energien und
Schulungen für Pilot:innen. Während E-Autos mittlerweile zum Alltag
gehören, steckt die Elektrofliegerei noch in den Kinderschuhen.
Marcus betont, dass es dabei nicht um futuristische eVTOLs wie den
Volocopter geht, sondern um konventionelle Flächenflugzeuge mit
Elektroantrieb. Ein Pionier in diesem Bereich ist die slowenische
Firma Pipistrel mit ihrem Modell Velis Electro – dem bislang
einzigen E-Flugzeug mit einer EASA-Typenzertifizierung. Über 130
Stück wurden bereits weltweit verkauft, und das Modell wird aktiv
für die Pilotenausbildung genutzt. Eine der größten
Herausforderungen bleibt die Infrastruktur. Die Ladeinfrastruktur
für Flugzeuge steckt im Vergleich zum Pkw-Sektor rund zehn Jahre
zurück. „Das Flugzeug ist da, aber wir haben kaum Ladepunkte“, so
Marcus. Ein weiteres Problem: das Henne-Ei-Prinzip. Flugplätze
installieren keine Ladepunkte, weil es kaum Elektroflugzeuge gibt –
und Flugschulen kaufen keine Elektroflugzeuge, weil sie nicht
geladen werden können. Green Aviation Hub setzt genau hier an,
berät Flugplätze und Flugschulen und entwickelt Konzepte für eine
sinnvolle Ladeinfrastruktur. Technisch gesehen unterscheidet sich
ein Elektroflugzeug in einigen Punkten deutlich von einem
herkömmlichen Flieger mit Verbrennungsmotor. Piloten müssen daher
eine sogenannte Unterschiedsschulung (Difference Training)
absolvieren, um sich mit der neuen Technologie vertraut zu machen.
Anstelle von klassischen Triebwerkskontrollen müssen sie sich mit
Batterietechnik, Inverter-Systemen und alternativen Notverfahren
auseinandersetzen. Aber warum überhaupt elektrisch fliegen? Neben
der offensichtlichen CO₂-Reduktion gibt es handfeste
wirtschaftliche Vorteile. Der Unterhalt eines Elektroflugzeugs ist
in vielen Bereichen günstiger: kein teures Flugbenzin, weniger
Wartung, geringere Betriebskosten. Dennoch sind die
Anschaffungskosten noch hoch – ein Pipistrel Velis Electro kostet
rund 200.000 Euro. Zudem treiben strenge Regularien die Kosten:
Elektromotoren müssen nach relativ kurzen Laufzeiten ausgetauscht
werden, unabhängig von ihrem tatsächlichen Zustand. Das macht die
Wirtschaftlichkeit aktuell noch herausfordernd. Ein weiterer
zentraler Punkt: die Reichweite. Derzeit sind die meisten
Elektroflugzeuge auf Kurzstrecken beschränkt – ideal für
Flugschulen und Trainingsflüge, aber bisher nicht für den breiten
kommerziellen Einsatz. Dennoch gibt es vielversprechende
Entwicklungen, etwa größere Elektroflugzeuge für die
Regionalmobilität. In China wird derzeit ein viersitziges Modell
entwickelt, und mit der deutschen Firma Veridian steht bereits ein
Player bereit, der mit einem neun-sitzigen E-Flugzeug
Kurzstreckenflüge revolutionieren will. Auch bei der
Ladeinfrastruktur tut sich etwas. Bisher setzen Hersteller auf
proprietäre Systeme, was den Ausbau hemmt. Doch in Kürze wird der
CCS-Standard eingeführt – das gleiche Schnellladesystem, das auch
bei Elektroautos genutzt wird. Das ermöglicht höhere Ladeleistungen
und eine einfachere Integration in bestehende Infrastruktur. Die
elektrische Luftfahrt steht noch am Anfang, doch die Fortschritte
sind nicht zu übersehen. „Die großen Player schauen auf den Markt,
es gibt Bewegung, und der Druck wächst“, sagt Marcus. Wer also
glaubt, dass E-Mobilität nur etwas für die Straße ist, sollte einen
Blick in den Himmel werfen. Nun aber genug der Vorworte – lasst uns
direkt ins Gespräch einsteigen.

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