ABB: „Der Kunde will mehr als nur Strom aus der Dose“

ABB: „Der Kunde will mehr als nur Strom aus der Dose“

Im Gespräch mit Michael Bültmann, ABB E-Mobility
32 Minuten
Podcast
Podcaster

Beschreibung

vor 7 Monaten
In der aktuellen Podcast-Folge habe ich mit Michael Bültmann
gesprochen, dem Geschäftsführer von ABB E-mobility – und es war ein
spannender und tiefgehender Austausch über die strategischen
Herausforderungen, technologischen Entwicklungen und Zukunftspläne
rund um Ladeinfrastruktur für E-Autos und E-Nutzfahrzeuge. ABB ist
mit weltweit über 55.000 ausgelieferten Ladestationen längst ein
relevanter Player im Markt – und stellt sich mit einem neuen,
modularen Produktportfolio noch breiter auf. Michael hat gleich zu
Beginn deutlich gemacht, dass man sich bei ABB E-mobility von den
Bedürfnissen der Kunden leiten lässt. „Die Anforderungen von
Pkw-Fahrern und Logistikunternehmen unterscheiden sich massiv –
darauf müssen wir reagieren, sonst läuft man am Markt vorbei.“
Herausgekommen ist eine modulare Plattformstruktur, auf der
Ladestationen wie die A200, A300 und A400 aufbauen. Damit lassen
sich je nach Anwendungsfall passende Ladeleistungen und
Ausstattungen kombinieren. Für Betreiber bedeutet das: mehr
Skalierbarkeit, geringere Investitionsrisiken und vereinfachte
Wartung. Ein zentraler Punkt ist dabei auch das Energiemanagement.
ABB setzt zunehmend auf intelligente Systeme, die Lastspitzen
vermeiden, günstige Ladefenster automatisch erkennen und mit
Energiespeichern oder Netzdienstleistungen verknüpft werden können.
„Die Zeit, in der man einfach eine Steckdose aufgestellt hat, ist
vorbei. Ladelösungen sind heute Teil komplexer Logistik- und
Energiekonzepte“, so Michael. Gerade in der Logistik – mit
steigender Zahl an E-Lkw – sind solche durchdachten Systeme
essenziell, um den Betrieb effizient und wirtschaftlich zu
gestalten. Ein Beispiel dafür ist der neue C50 Charger, speziell
für den Einzelhandel und die Gastronomie konzipiert. Mit seiner
50-kW-Ladeleistung eignet er sich perfekt für das Laden während des
Einkaufs oder Restaurantbesuchs. „Man kann die Ladezeit in den
Alltag integrieren – und für Retailer bedeutet das längere
Verweildauer, mehr Umsatz und die Möglichkeit, eigene
Kundenbindungsprogramme zu integrieren“, so Michael. Auch die
technische Integration sei flexibel – von der einfachen Einbindung
bis hin zu komplexeren API-Lösungen in bestehende Systeme. Beim
Thema Megawatt-Charging wurde es dann richtig konkret. ABB arbeitet
hier eng mit MAN und weiteren Partnern an standardisierten Lösungen
für den Schwerlastverkehr. „Es geht nicht um ein Wettrennen um die
höchste Ladeleistung, sondern um Sinnhaftigkeit. Auf Fernstrecken
brauchen wir Ladepunkte, die innerhalb von 45 Minuten mehrere
hundert Kilometer Reichweite ermöglichen – nur so funktioniert
elektrischer Langstreckentransport.“ Noch 2025 sollen erste
kommerzielle Projekte an den Start gehen, unterstützt durch
standardisierte Schnittstellen und Netzanschlusslösungen. Natürlich
bringt all das auch Herausforderungen mit sich – von der
Netzanbindung über hohe Anfangsinvestitionen bis hin zu politischen
Unsicherheiten. Michael betonte aber: „Was wir brauchen, ist
Verlässlichkeit. Es bringt nichts, wenn Programme erst angekündigt
und dann wieder gestrichen werden. Investoren und Betreiber
brauchen Planungssicherheit.“ Dabei gehe es nicht um einen
dauerhaften subventionierten Markt, sondern um eine Anschubhilfe
für Technologien, die sich langfristig selbst tragen müssen. Auch
der Wettbewerb aus Asien wurde im Gespräch thematisiert. Michael
sieht die chinesischen Anbieter im Ladeinfrastrukturbereich
zunehmend auf den europäischen Markt drängen – mit gutem
Engineering, aber auch teils nicht marktwirtschaftlichen
Preisstrukturen. „Wir scheuen den Wettbewerb nicht – aber er muss
fair sein. Wir hoffen, dass Politik und Wirtschaft hier
zusammenarbeiten, um europäische Hersteller nicht ins Hintertreffen
geraten zu lassen.“ Gerade die enge Zusammenarbeit mit europäischen
OEMs sei ein Vorteil: Im Zusammenspiel mit Partnern wie MAN bei der
Entwicklung von Megawatt-Standards oder durch frühe Integration in
Logistikprozesse könne ABB seine Stärken ausspielen. „Echte
Fortschritte

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