Scham

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Was ist Scham und wie erleben wir diese? Warum schämen wir uns? Wie ist dieses Gefühl entstanden? Und wie können tiefsitzende Schamgefühle mithilfe von Psychotherapie aufgelöst werden?
27 Minuten
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Beschreibung

vor 2 Jahren
Was ist Scham und wie erleben wir diese? Warum schämen wir uns? Wie
ist dieses Gefühl entstanden? Und wie können tiefsitzende
Schamgefühle mithilfe von Psychotherapie aufgelöst werden? Kaum ein
anderes Gefühl ist für uns so schwer auszuhalten wie das
Schamgefühl. Scham kann als isolierend und entfremdend erlebt
werden und zu einem Gefühl von Einsamkeit führen. Alle Menschen und
Kulturen kennen das Scham-Gefühl. Scham ist die Erfahrung, dass
das, was ich bin, nicht annehmbar ist. Scham ist das Gefühl, das
mich begleitet, wenn ich meine, nicht OK zu sein, unzulänglich,
wenig wertvoll nicht respektiert oder nicht geschätzt. Scham
entwickelt sich ab dem ersten Lebensjahr im zwischenmenschlichen
Kontakt. Entscheidend für die Entwicklung von Scham ist „der Blick
des anderen“. Der Gesichtsausdruck, den das Kind wahrnimmt, wenn es
seine Mutter ansieht, ist bedeutend dafür, ob es sich angenommen
und bestätigt oder abgelehnt fühlt. Und dieser Gesichtsausdruck
hängt davon ab, wie sie ihr Kind wahrnimmt. Und ob sie die
Äußerungen ihres Kindes als zugehörig und als Teil ihrer Selbst
begreifen kann. Ist ihr das „So-Sein“ des Kindes fremd, weil sie es
für sich selbst aufgrund ihrer kulturellen und biographischen
Prägung ablehnt, wird sich dies an ihrem Gesichtsausdruck zeigen.
Insofern ist Scham das Gefühl, das wie kein anderes mit unserem
kulturellen Erbe zusammenhängt. Die Erfahrung, dass Interesse und
Erregung oder Genuss und Freude durch die Reaktion der Bezugsperson
gedämpft wird, aber nicht vollständig aufgehoben, führt zu einem
Empfinden von Scham. Der Säugling, der sein freudiges,
neugierig-interessiertes „auf-die-Welt-zugehen“ als unerwünscht
erlebt, zieht sich zurück, wenn er den abweisenden Gesichtsausdruck
der Mutter sieht. Auf diese Weise verinnerlicht das Kind die
sozialen „Spielregeln“. Scham dient also dazu, dass das Kind lernt,
die Grenzen einzuhalten, die ihm durch sein soziales Umfeld
auferlegt werden. Sehr viele gefühlsmäßige Probleme sind daher
nicht nur die Folge von frustrierten Trieben, wie dies in der
klassischen Psychoanalyse angenommen wurde, sondern von
frustrierten Anerkennungsbedürfnissen. Viele Probleme, die Menschen
zu Psychotherapie führen, sind auf tief sitzende
Kränkungserfahrungen und Schamgefühle zurückzuführen. Doch wie
können diese in der Psychotherapie aufgelöst werden? Da Scham ein
Beziehungsgeschehen ist, d.h. Schamgefühle im sozialen Kontakt
entstanden sind, kann wird Heilung letztendlich auch erst im
sozialen Kontakt möglich. In der Therapiesituation ist der
Betroffene einerseits auf sein schamhaftes Erleben aus der
Vergangenheit bezogen. Zusammen mit dem Therapeuten oder der
Therapeutin versucht er das, was er dabei empfindet, auszudrücken.
Andererseits steht er dadurch gleichzeitig im hier-und-heute in
Verbindung mit seinem Gegenüber, dem Therapeuten. Dieser hört
aufmerksam-interessiert zu und versucht dem Betroffenen in seiner
Ganzheit zu sehen. Der Betroffene erlebt, dass auch die von ihm
selbst abgelehnten Aspekte, die er selbst aufgrund seiner Scham
ausblenden oder verneinen musste, verstanden und angenommen werden.
Dies erfährt er als Unterstützung. Diese neue Erfahrung ist
gegensätzlich zu der alten, auf die er sich in seiner Erinnerung
bezieht. Die neuen heilsamen Eindrücke werden quasi wie ein neues
Bild über das alte gelegt. Auf diese Weise kommt es zu einer
Veränderung der traumatisch-geprägten Netzwerke im Gehirn.

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