Erfunden oder irgendwo gelesen? Franzobel im Gespräch

Erfunden oder irgendwo gelesen? Franzobel im Gespräch

26 Minuten

Beschreibung

vor 9 Monaten
Er habe manchmal das Gefühl, dass er „ein bissl eine prophetische
Eigenschaft habe“ und deshalb vor sich selbst „eigentlich Angst“.
Ob bei seinem Krimi „Rechtswalzer“ oder dem Historienroman „Die
Entdeckung Amerikas“, oft habe sich bei Erscheinen des Buches seine
Phantasie plötzlich gespenstisch in der Wirklichkeit gespiegelt. So
auch jetzt. In Franzobels „Hundert Wörter für Schnee“ geht es unter
anderem um den amerikanischen Ingenieur und Forscher Robert Peary.
Der plante Ende des 19. Jahrhunderts zunächst den Vorläufer des
heutigen Panama-Kanals und verhielt sich später beim Streben zum
Pol in Grönland wie ein Kolonialherr. America first? „Am Ende weiß
ich gar nicht mehr genau, habe ich das erfunden oder habe ich das
irgendwo gelesen. Ist das Fakt oder ist das einfach meine
Phantasie?“ Auf über 500 Seiten entfaltet Franzobel in „Hundert
Wörter für Schnee“ jetzt Robert Pearys jahrelanges, rücksichtsloses
Streben zum Nordpol und das Schicksal des von ihm zusammen mit fünf
weiteren Inuit in die USA verschleppten Minik. Ihn habe, sagt
Franzobel im Gespräch mit Jürgen Deppe, dessen „Zerrissenheit
interessiert, diese Problematik der Migration, des Heimatlosen.“
Mit Ironie und teils groteskem Sprachwitz erzählt Franzobel eine
reale Antihelden-Saga, die heute ganz ähnlich stattfinden könnte.

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