
Folge 3: Stadtplanung im Zwiespalt: Verkehrssicherheit vs. Kompromisse
22 Minuten
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vor 2 Monaten
Shared Spaces und Verkehrsplanung in Kalkar – Ein Blick hinter
die Kulissen
Die Umgestaltung von Straßen in Shared Spaces sorgt oft für
lebhafte Diskussionen. Besonders deutlich wird dies an den
Beispielen der Hanselaerer Straße und der Altkalkarer Straße in
Kalkar, die in der neuesten Folge des Podcasts "Kalkar lass uns
reden - Politisches aus dem Städtchen und der Welt" besprochen
werden.
In dieser Folge nehmen Elli van Gemmeren und Korkut Berdi die
verkehrsberuhigten Bereiche und die planerischen
Herausforderungen unter die Lupe.
Shared Spaces: Die Vision der Verkehrswende?
Shared Spaces sind Straßen, die den traditionellen Aufbau von
Bürgersteigen und Straßenräumen aufbrechen. Hier teilen sich
Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer die gleiche Fläche. Das Ziel:
Mehr Begegnungszonen schaffen, den Verkehr langsamer machen und
den Raum für alle Verkehrsteilnehmer gleichwertig gestalten. Die
Hanselaerer Straße in Kalkar wurde beispielsweise neu gestaltet,
um genau diese Vision zu verwirklichen – eine verkehrsberuhigte
Zone, in der Autos nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren dürfen.
Doch die Realität vor Ort ist nicht immer so harmonisch, wie es
sich die Planer erhofft hatten.
Das Problem der Unsicherheit
Elli und Korkut thematisieren, wie diese Art der Verkehrsführung
oft zu Verwirrung führt. Besonders die Übergänge zwischen
verkehrsberuhigten und normalen Straßen sind problematisch. Ein
Beispiel: Das Ende der verkehrsberuhigten Zone in der Hanselaerer
Straße ist nicht eindeutig gekennzeichnet. Ein
Verkehrsteilnehmer, der von der verkehrsberuhigten Zone kommt,
weiß nicht genau, ob er nun die Vorfahrt gewähren muss oder nicht
– und das kann gefährlich werden. Die fehlende Klarheit und die
nicht eindeutige Beschilderung führen dazu, dass Autofahrer und
Fußgänger in Unsicherheit geraten und im schlimmsten Fall Unfälle
passieren.
Wie viel Planung braucht eine Stadt?
Ein weiteres zentrales Thema ist die fehlende Kohärenz in der
Verkehrsplanung. Kalkar, so die Kritik, scheint keine klare
Vision zu haben, wie die Innenstadt verkehrstechnisch gestaltet
werden soll. Einerseits möchte man es den Autofahrern recht
machen, andererseits den Fußgängern und Radfahrern mehr Raum
geben. Das Ergebnis ist eine Stadt, die weder für den einen noch
den anderen Verkehrsteilnehmer optimal ist. Elli nennt dieses
Dilemma treffend: "Wenn man es allen recht machen will, macht man
es niemandem recht."
Das Dilemma der Kompromisse
In vielen Städten sieht man ähnliche Probleme. Die
Kompromisslösungen, die oft getroffen werden, führen zu einer
verworrenen Verkehrslage, in der jeder Verkehrsteilnehmer für
sich selbst die Regeln neu interpretiert. Ob es nun um die
Gestaltung von Straßen oder die Frage geht, wie Fußgänger,
Radfahrer und Autos miteinander harmonieren können – die Lösungen
wirken oft unzureichend und führen zu einem ständigen Zerrspalt
zwischen den Bedürfnissen der unterschiedlichen Gruppen. Was
fehlt, ist eine klare Entscheidung, wie die Straßen letztlich
genutzt werden sollen.
Französische Lösungen als Inspiration
Ein Beispiel aus Frankreich zeigt, dass es auch anders gehen
kann. In vielen französischen Kleinstädten gibt es Straßen, die
durch erhöhte Übergänge für Fahrzeuge verlangsamt werden. Diese
Übergänge sind so gestaltet, dass der Fußgänger immer auf dem
gleichen Niveau bleibt, während die Autos zum Fußgänger hin
erhöht werden. Das hat den Vorteil, dass Autofahrer gezwungen
werden, langsamer zu fahren, um über diese Erhöhungen hinweg zu
kommen – und das ist für alle Verkehrsteilnehmer eine klare und
deutliche Regelung.
Stadtplanung muss koordinierter sein
Die zentrale Frage, die sich aus dem Gespräch ergibt, ist, wie
eine Stadt wie Kalkar wirklich zukunftsfähig gestaltet werden
kann. Es braucht eine koordinierte und überlegte Stadtplanung,
die nicht nur kurzfristige Lösungen bietet, sondern langfristig
dafür sorgt, dass alle Verkehrsteilnehmer sicher und effizient
durch die Stadt kommen. Das bedeutet, dass es mehr Klarheit in
der Verkehrsführung und eine stärkere Berücksichtigung der
Bedürfnisse der Fußgänger und Radfahrer geben muss.
Fazit: Die Suche nach einem echten Konzept
Am Ende des Podcasts wird deutlich: Es braucht eine klare
Entscheidung und eine umfassende Strategie, um Kalkar – und auch
andere Städte – zu einer wirklich verkehrsgerechten Umgebung zu
machen. Der heutige Zustand, in dem es keine klare Linie gibt und
in dem Kompromisse die Norm sind, führt zu einer frustrierenden
Verkehrslage für alle Beteiligten. Eine Lösung könnte darin
bestehen, mehr Mut zu haben, sich für bestimmte Konzepte zu
entscheiden und diese konsequent umzusetzen – auch wenn nicht
jeder damit zufrieden sein wird.
In der Stadtplanung, so die Schlussfolgerung von Elli und Korkut,
gibt es keine einfache Lösung für alle, aber eine klare Richtung
ist notwendig, um das gemeinsame Ziel einer sicheren und
funktionalen Stadt für alle Verkehrsteilnehmer zu erreichen.
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