Feuerpause in Gaza: Welche Interessen hat Trump in Nahost?
36 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 10 Monaten
"America first" ist das Motto von Donald Trump. Seit seiner
Amtseinführung lässt der neue US-Präsident auf Worte Taten
folgen: Rechtsradikale Angreifer des Kapitols sind frei,
Migranten bangen um ihre Zukunft. Beim Thema Strafzölle stehen
China, Mexiko und Kanada als Erstes auf seiner Agenda. Auch den
Nahen Osten hat Trump im Blick: Schon vor seiner Vereidigung
forderte er in markanten Worten ein Ende der Kämpfe in Gaza.
Eines ist immer gleich: Trump hat die eigenen Interessen im
Fokus.
Andreas Reinicke ist Direktor des Deutschen Orient-Instituts in
Berlin und beobachtet die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten
seit Jahrzehnten sehr genau. Im Podcast "Wirtschaft Welt &
Weit" beschreibt er Trumps Blick auf die Region so: "Es geht um
das Interesse Israels, es geht um das humanitäre Leid. Aber es
geht auch um wirtschaftliche Interessen, ganz eindeutig."
Für die USA, so Reinicke, sei "die Unruhe in der gesamten Region
ein Problem". Vor allem gehe es dabei um das Verhältnis zwischen
Saudi-Arabien und Iran. Sollte sich das verschärfen, könnte sich
das auf die Ölmärkte auswirken. Denn würde der Iran die
Durchfahrt dieser für Öltanker so wichtigen Seeroute blockieren,
wären die Folgen weltweit zu spüren: Der Ölpreis würde steigen,
und Benzin würde auch in den USA teurer werden. "Diese Art von
Destabilisierung der Weltwirtschaft kann auch ein Trump nicht
haben wollen", erklärt Reinicke. "Deswegen ist das
Grundsatzinteresse, dass hier eine friedliche Lösung entsteht,
für alle Seiten, auch für ihn."
Trumps Gesprächsstil wirkt dabei von außen wenig friedlich: Er
hat gedroht, im Nahen Osten werde "die Hölle losbrechen", wenn
die von der Hamas entführten israelischen Geiseln nicht bis zu
seiner Amtseinführung zurück seien. Das werde nicht gut sein für
die Hamas, "und es wird - offen gesagt - für niemanden gut sein",
so Trumps Worte. Sie richteten sich an die Hamas, aber indirekt
auch an Israel, einen Vorschlag für die Waffenruhe ebenfalls zu
akzeptieren.
In der Diplomatie brauche es manchmal einen deutlichen Ton,
erklärt Reinicke. Der Trump-Faktor hat für ihn eine wichtige
Rolle gespielt, um zu der Waffenruhe in Gaza zu kommen - die
"sehr ausgeklügelten diplomatischen Verhandlungen vorher"
allerdings ebenso. Die USA unter dem ehemaligen Präsidenten Joe
Biden, aber auch Katar und Ägypten hatten monatelang daran
gearbeitet.
Und jetzt? Andreas Reinicke ist ehemaliger Diplomat und
bezeichnet sich in der neuen Podcast-Folge als "berufsmäßigen
Optimisten": "Ich sehe zunächst einmal die Chancen in dieser
Entwicklung, denn ohne einen Waffenstillstand wird es nicht
weitergehen", erklärt der Nahost-Experte: "Aber das ist natürlich
eine wackelige Angelegenheit, und es ist unklar, in welche
Richtung sich das entwickeln wird."
Die Gefahr für Störungen ist groß, und radikale Kräfte gibt es
auf beiden Seiten. Ohne Druck von außen ist für Reinicke eine
Einigung kaum denkbar. Die internationale Gemeinschaft müsse eine
klare Linie vorgeben, fordert Reinicke - und sieht damit nicht
nur die USA, sondern auch die Europäer und Deutschland in der
Pflicht.
Andreas Reinicke ist Direktor des Deutschen Orient-Instituts in
Berlin. Als ehemaliger EU-Sonderbeauftragter für den
Friedensprozess im Nahen Osten hat er die Europäische Union im
damaligen Nahost-Quartett vertreten. Reinicke ist ehemaliger
Diplomat und war er sowohl in Tel Aviv als auch in New York
tätig.
Schreiben Sie Ihre Fragen, Kritik und Anmerkungen gern
an www@n-tv.de.
Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie
unter https://datenschutz.ad-alliance.de/podcast.html
Unsere allgemeinen Datenschutzrichtlinien finden Sie unter
https://art19.com/privacy. Die Datenschutzrichtlinien für
Kalifornien sind unter
https://art19.com/privacy#do-not-sell-my-info abrufbar.
Weitere Episoden
10 Minuten
vor 3 Monaten
9 Minuten
vor 3 Monaten
46 Minuten
vor 4 Monaten
34 Minuten
vor 4 Monaten
51 Minuten
vor 4 Monaten
In Podcasts werben
Kommentare (0)