Gedanken am frühen Morgen - Verderblicher Neid

Gedanken am frühen Morgen - Verderblicher Neid

5 Minuten

Beschreibung

vor 2 Wochen

Man kann vom Neide nur umstrickt werden, wenn man sich ihm in
Vertraulichkeit naht. Laut einem weisen Worte Salomos „kommt dem
Menschen die Eifersucht von seinem Genossen.“ Und so ist es in
der Tat. Der Skythe beneidet den Ägypter nicht, sondern ein jeder
seinen Landsmann. Und unter Landsleuten beneidet man nicht die
Unbekannten, sondern die unmittelbare Verkehrswelt, und unter
dieser wieder die Nachbarn, die Geschäftsgenossen und die
sonstwie Nahestehenden, unter diesen wieder die Gleichaltrigen,
Verwandten und Brüder. Kurz, wie der Mehltau eine besondere
Krankheit des Getreides ist, so ist der Neid eine Pest für die
Freundschaft. Indes wäre vielleicht an diesem Laster das eine zu
loben: Je heftiger es auftritt, desto schmerzlicher wird es für
den, der daran leidet. Wie mit Ungestüm abgeschossene Pfeile, die
einen harten und widerstandskräftigen Gegenstand treffen, auf den
Schützen zurückprallen, so schädigen die Regungen des Neides
nicht den Beneideten, sondern schlagen dem Neider Wunden. Wer hat
je mit seinem Ärger die Güter des Nebenmenschen verringert? Er
hat sich nur selbst im Gram verzehrt und abgehärmt.

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