Gedanken am frühen Morgen - Gesetz und das Innere
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Beschreibung
vor 10 Monaten
So irrt derjenige, der eine Darlegung des Gesetzes
(Glaubensinhaltes) schon als Glaube betrachtet; er vermischt zwei
ganz verschiedene Dinge. Eine Darlegung entwickelt einerseits das
Gesetz nach seinem Inhalt, aber andererseits entwurzelt sie den
Glauben; denn Glaube ist nicht mehr vorhanden, wenn man nach ihm
sucht. Und dann: Das Gesetz ist für alle gemeinsam, der Glaube
ist Privatsache des einzelnen. Das Gesetz ist immer aus dem Buche
der Genesis zu entnehmen; der Glaube hat seine feste Wurzel
allein im freien eigenen Entschluss. Das Gesetz wandert von dem
einen zum andern; der Glaube geht unter, wenn er einmal auch nur
in einer Richtung von seinem Standpunkt abweicht. Das Gesetz kann
sich nur an das Gewissen des Menschen wenden, aber nicht in
dasselbe hineinsehen; der Glaube reinigt das Gewissen bis ins
Mark, damit es auch nicht im Innersten noch eines Vergehens sich
schuldig fühle; denn ein Mensch, der sein Gewissen nicht
fürchtet, fürchtet auch Gott nicht. Und weiter: Das Gesetz wird
nur in Bruchstücken gelernt und gelehrt; es wird nicht in seinem
ganzen Inhalt erfasst und nicht in seinem ganzen Inhalt im
Gedächtnis behalten; es werden für dasselbe von jedermann die
Beweisgründe geltend gemacht, wie sie seiner Geistesanlage
entsprechen; es wird von allen erstrebt und von keinem erfüllt.
Es bringt nur den Willen Gottes zur Kenntnis, aber nicht seinen
Ursprung oder sein Wesen.
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