Rein pflanzlich. Von Kakteen, Pilzen und Hexensalben

Rein pflanzlich. Von Kakteen, Pilzen und Hexensalben

1 Stunde 7 Minuten

Beschreibung

vor 2 Wochen

Die kleine Hexe auf dem Besenstiel – bei den meisten Menschen
dürften bei diesem Bild schöne Kindheitserinnerungen aufkommen.
Weniger bekannt ist aber wahrscheinlich, dass das Bild der Hexe
auf dem Besenstiel eine durch Pflanzenextrakte ausgelöste
Halluzination ist. Denn eine auf den Besenstiel aufgetragene
Salbe, die u. a. das stark halluzinogen wirkende Bilsenkraut
enthält, kommt durch das Reiten in Kontakt mit den intimsten
Körperstellen, wird dadurch vom Körper aufgenommen und verursacht
die Sinnestäuschung des Fliegens – deshalb auch der Name Hexen-
oder Flugsalbe. Und die eindeutige sexuelle Konnotation dieses
Bildes ist sicher nicht kinderbuchfähig, die Hexen fliegen ja mit
ihren Besen auf den Blocksberg, um dort wilde Orgien zu feiern.
Die halluzinogene Wirkung etlicher Pflanzenextrakte ist
wahrscheinlich bekannt seit es die Menschheit gibt und wurde
stets zu kultischen Zwecken genutzt. Sei es das Meskalin des
Peyote Kaktus oder das Ayahuasca der indigenen Bewohner_innen der
Amazonasregion – diese Substanzen werden seit Jahrhunderten im
Rahmen spiritueller Rituale zur Bewusstseinserweiterung
eingesetzt. In unseren Breiten am besten bekannt ist der
Fliegenpilz und die „magic mushrooms“, aber die Zahl der
halluzinogen wirkenden Pflanzen ist fast unübersehbar:
Bilsenkraut, Alraune, Tollkirsche, Engelstrompete usw. Etliche
dieser Substanzen haben sich einen Platz in der Medizin erobert –
das Atropin der Tollkirsche z. B., aber neuerdings auch das
Psylocibin der „magic mushrooms“, das sich gerade eine Rolle in
der Behandlung depressiver Erkrankungen erobert. Aber heute
werden all diese Extrakte überwiegend als „Lifestyle“ Drogen zu
einer Bewusstseinserweiterung in unbekannte Sphären eingenommen –
mit dem Risiko übler und z. T. lebensgefährlicher Nebenwirkungen.
Die wundersamen Effekte dieser Pflanzen faszinieren naturgemäß
auch etliche Kunstschaffende, dem wollen wir in dieser Folge
unseres Podcasts nachspüren. Mit Literaturbeispielen u. a. von
Grimmelshausen, Shakespeare über Goethe bis zu Günter Grass und
Musik u. a. von Gesualdo, Purcell über Johannes Brahms bis zu
Olivier Messiaen und Karlheinz Stockhausen möchten wir sie gerne
verzaubern, ohne sie auf einen Horrortrip zu schicken. Wir
wünschen viel Spaß beim Hören und würden uns über Feedback sehr
freuen.

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