8. Mai - Vom Leben ohne Gott
7 Minuten
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Beschreibung
vor 4 Jahren
In der vergangenen Woche wurde ich gefragt, wie ich zu Gott
gekommen sei. Ich antwortete: „Ich bin in der Kirchengemeinde
groß geworden und Gott war irgendwie immer in meinem Leben
präsent.“ Ich habe keine tiefe Antwort darauf, wie mein Glaube zu
mir gekommen ist. Es war einfach so.
Das Lied „Eine gute Nachricht“, das klingt für mich trotz aller
Schönheit, nach einem Leben ohne Gott. Hoffnungen werden in etwas
anderes gesetzt, als ich es tun würde. Vorstellungen sind andere.
Es geht ganz um das Hier und Jetzt. Was ich grundsätzlich ja auch
nachvollziehbar finde. Aber mir ist es eben nicht genug. Ich
brauche Gott. Ich brauche Segen. Und Hoffnung. Jeden Tag. Im Hier
und Jetzt. Das ich einfach nicht trennen mag von Gott.
So sicher, wie ich das sagen kann, so sicher würde ich gern sagen
können, dass ich mir niemals vorstellen könnte, ohne Gott zu
leben. Die Wahrheit ist, ich weiß es. Die Wahrheit ist, ich hab
einige Jahre nicht an Gott glauben können. Er war wohl da, ja,
denn er lässt uns ja nicht los. Aber ich habe es nicht gespürt.
Vielleicht wollte ich es nicht. Vielleicht hatte ich keine Kraft.
Wahrscheinlich war ich so im Leben überfordert und auf der Welt
verloren, dass ich nicht glauben konnte. Was paradox ist, denn
genau in der Phase meines Lebens hätte mein Glaube mich stärken
können. Wer weiß, wie ich diese Phase während meines
Theologiestudiums besser durchgestanden hätte. Nun fragst du dich
vielleicht, wie ich dann weiter studieren konnte, wenn ich doch
nicht mehr geglaubt habe? In mir wusste ich, dass es wieder eine
andere Zeit geben wird. Eine, in der ich mit Gott durchs Leben
gehe und mich nicht mehr trennen werde von ihm. Ich wusste nicht
wann. Ich hoffte, nach dem Studium. Meine Hoffnung erfüllte sich.
Gott sei Dank! Denn diese Wüstenzeit ohne Gott, die war sehr
schwer auszuhalten. Mein Netz mit doppelten Boden war mir
verloren gegangen. Ich hing in der Luft. Lebte irgendwie. Aber
nicht sehr gut. Und ich habe lange gebraucht, um mich von dieser
Zeit zu erholen.
Was ich sagen möchte ist: Unsere Beziehung zu Gott, die ist
lebendig. So wie jede Beziehung, die wir führen. Und das heißt
auch, dass sie ihre Hochs und Tiefs hat. Dass wir uns mal näher
verbunden fühlen. Auch mal Abstand brauchen. Oder uns entfremden.
Wie lang all diese Phasen und Zeiten dauern, dass weiß niemand.
Ich finde es aber wichtig zu wissen, dass es normal ist. Und
sogar gut! Glaube ist lebendig. Glaube entwickelt sich. So wie
wir selbst uns entwickeln. Er verändert sich. Und manchmal ist
alles so viel, in der Welt, in unserem Alltag, dass der Glaube
vergessen wird. Oder hinten runter fällt. Sünde, würden die einen
jetzt sagen. Gut, würde ich sagen. Denn weißt du, was das auch
heißen kann?
Es heißt, dass wir in unserem Innersten so auf Gott und sein
Versprechen an uns vertrauen, dass wir es wagen, uns um diese
Beziehung nicht kümmern zu müssen. Wenn wir überfordert sind und
sehen müssen, wo wir bleiben mit allem, was wir erleben und
aushalten müssen. Und wissen oder hoffen: Gott ist noch da, wenn
wir wieder bereit sind.
Ein Leben ohne Gott ist möglich. Aber wenn man erstmal mit Gott
durchs Leben gegangen ist, dann ist es nur noch halb so schön.
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