22. Mai - Vom vorschnellen Urteilen

22. Mai - Vom vorschnellen Urteilen

6 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Ich frag dich nicht, ob du das kennst: Du siehst eine Person und
denkst, du wüsstest sofort, was für ein Mensch sie ist. Wo sie her
kommt. Wie sie lebt. Was sie tut. Ich frag dich das nicht. Weil ich
glaube, dass das leider etwas so menschliches ist, dass wir das
alle mindestens ein Mal in unserem Leben getan haben. Vorschnell
geurteilt. So wie die Menschen in Jerusalem. Die die Jünger:innen
Jesu beobachten und schnell eine Meinung haben: „Die müssen
übergeschnappt sein. Oder betrunken. Was ist bloß in sie gefahren?“
Vielleicht, das muss ich zugeben, waren den Menschen in Jerusalem
die Jünger:innen auch vorher nie ganz geheuer. Wer gibt schon sein
Leben auf, verlässt Haus und Familie, um mit einem fremden Mann
durch die Lande zu ziehen? Und vielleicht, das ist aber nur eine
Idee von mir, waren die Jünger:innen auch zuweilen etwas
überheblich. Ich lese es jedenfalls so in manchen Geschichten. Aber
auch das ist wohl nur allzu menschlich. Und vielleicht denken sich
einige der Menschen, die nun die Jünger:innen beobachten: Der erste
Eindruck zählt! Das Sprichwort wirst du auch kennen. Oft wird es im
Zusammenhang damit gesagt, dass sich ein Verhaltensmuster
wiederholt. „Siehste, der erste Eindruck zählt- hab ich dir doch
gesagt, dass die verrückt sind.“ Ich denke, dieses Sprichwort ist
falsch und verbaut uns viel Schönes! Weil wir vorschnell urteilen
und uns festlegen. Weil wir unserem Gegenüber keine Möglichkeit
lassen, sich in seinem ganzen Sein uns so vielseitig wie möglich zu
begegnen. Ob der erste Eindruck nun ein guter oder schlechter war.
Denn der erste Eindruck, der kann immer nur eine Momentaufnahme
sein. Viel hängt davon ab, wie wir in dieser Situation da sind. Und
unser Gegenüber. Wie und wo wir uns begegnen. Wieviel verbauen wir
uns, wenn wir dem ersten Eindruck trauen und uns darauf festlegen.
Oder unsere Vorurteile siegen lassen. Auch die Menschen in
Jerusalem werden sich eines Besseren belehren lassen müssen. Sie
verstehen noch nicht, dass Gottes Geist mitten unter ihnen ist. So
wie wir selbst es oft nicht wahrnehmen. Das wünsche ich uns: dass
wir offen sind, wenn wir anderen Menschen begegnen. Die Kraft in
uns tragen, ihnen mit offenen Herzen zu begegnen und den Windhauch
zu spüren, der da vom Geist vielleicht um uns weht.

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