Wie denkt ein Bauer über neue Technologien? Martin Jucker

Wie denkt ein Bauer über neue Technologien? Martin Jucker

42 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Martin Jucker ist Bauer auf der Juckerfarm. Wir sprechen darüber,
wie Digitalisierung und Automatisierung in der Landwirtschaft
ankommt, welche Rolle Daten und künstliche Intelligenz spielen,
wie er Social Media einsetzt, Live-Streams in den Stall, und was
er sich für eine nachhaltige Zukunft wünscht.


Kernaussagen:


Die Wissenschaft versteht erst etwa fünfzig bis siebzig Prozent
von dem, was über dem Boden passiert und knapp zehn Prozent von
dem, was im Boden passiert. Künstliche Intelligenz, Daten,
Machine Learning, das ist sehr nützlich für die Landwirtschaft,
doch wir benutzen es noch viel zu wenig.


Daten in der Landwirtschaft, das ist ein riesiges brachliegendes
Potenzial. Wir haben noch immer eine zu kurze Datenhistory, es
ist nie ein Ankommen, wir sind ständig am Optimieren.


Unser Hof ist schon ziemlich digitalisiert, zum Beispiel für die
Vorhersage von Besuchern und in der Vermarktung, sodass wir Food
Waste vermindern können. Es braucht nicht nur ein einziges
Programm, sondern ein digitales Ökosystem, in dem man Daten
austauschen kann auf dem Bauernhof.


Jedes Jahr geht auf der ganzen Welt ein bisschen vom fruchtbaren
Boden verloren, bis irgendwann gar nichts mehr da ist. Das
Umdenken in der Landwirtschaft ist das einzige, was es
ermöglicht, dass wir die Welt langfristig ernähren kann. Man kann
nicht einfach die alten Prozesse digitalisieren oder
automatisieren. Ein schlechtes System kann man nicht optimieren.


Die Zeit der Werbeföteli und Werbefilmli ist vorbei in der
Landwirtschaft. Man muss glaubwürdig sein, zum Beispiel mit einem
Livestream direkt in den Stall.


Veränderungen machen vielen Angst. Auf kurzfristige Bedrohungen
reagieren wir sofort, aber wenn es zwanzig Jahre in der Zukunft
liegt, dann machen wir nichts, wie beispielsweise beim
Klimaschutz. Man sollte endlich vorwärts machen, ohne Angst zu
haben.


Veränderungen sind exponentiell, nicht linear. Es wird ganz
plötzlich grosse Veränderungen geben, zum Beispiel wird schon
bald keiner mehr ein normales Auto kaufen, sondern nur noch
Elektroautos. Doch es gibt extrem starke Lobbies, die alles daran
setzen, dass sich nichts verändert.


Kein Politiker interessiert sich dafür, was genau in zehn Jahren
ist, weil sie oder er dann vielleicht gar nicht mehr im Amt ist.


Die Unternehmer müssen die Zukunft gestalten, nicht die
Politiker. Es waren schon immer die Unternehmer, die die
Gesellschaft verändert haben, die Politik muss vorallem
Rahmenbedingungen schaffen.


Mein Wunsch ist, dass man Veränderungen mit weniger Angst
begegnet. Man sollte nicht immer Angst haben, etwas zu verlieren.


---


Deep Technology ist ein Podcast, in dem Menschen in der Schweiz
über Technologien wie künstliche Intelligenz, Apps, virtuelle
Welten, selbstfahrende Autos, Robotik, Drohnen, Cleantech oder
Biotech sprechen. Im Podcast kommt ein Querschnitt der
Bevölkerung zu Wort: Schüler*innen, Lehrpersonen, Auszubildende,
Menschen im Berufsleben, Unternehmer*innen, Politiker*innen und
Künstler*innen. Sie teilen ihre Ansichten, Hoffnungen und Zweifel
am Einfluss von Technologie auf den Alltag.  


Medienpartner dieser Episode: watson. Dieser Podcast ist möglich
dank Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz. Konzept und
Produktion: 8GR8 Story-Driven Science, Manuel Stagars.
  Mehr Infos zum Projekt und neue Episoden sind
abrufbar auf https://www.deeptechnology.ch.

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