HIStory: Die deutsch-französischen Beziehungen

HIStory: Die deutsch-französischen Beziehungen

17 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Der Buchautor und Publizist Hermann Ploppa erläutert in HIStory
kurz und sachlich historische Daten und Jahrestage von
herausragenden geschichtlichen Ereignissen. Dabei werden in
diesem Format Begebenheiten der Gegenwart, die mit einem Blick in
die Vergangenheit in ihrer Bedeutung besser einzuordnen sind,
künftig alle 14 Tage montags in einen geschichtlichen Kontext
gebracht. Das Thema heute: Die deutsch-französischen Beziehungen
– eine missglückte Liebesgeschichte Wir hatten es schon gehört:
immer wieder erkannten kluge Staatenlenker in Europa, dass zwei
benachbarte Staaten sich freundschaftlich die Hand reichen und
ihre Kräfte zusammenbringen. Da erreicht man viel mehr, als wenn
man gegeneinander Krieg führt. In einer früheren His
Story-Sendung waren es der Sowjetführer Chruschtschow und der
deutsche Kanzler Ludwig Erhard, die eine enge Zusammenarbeit
verabredeten, ungeachtet aller weltanschaulichen Unterschiede.
Das wurde dann von außen her leider vereitelt. Unsere heutigen
Hauptdarsteller sind zum einen der deutsche Bundeskanzler Konrad
Adenauer und zum anderen der französische Staatschef General
Charles de Gaulle. Rückblende: Im September 1939 überfiel Hitler
Polen. Daraufhin erklärten Großbritannien und Frankreich den
Nazis den Krieg. Es passierte aber erst mal: gar nichts! Doch
dann stürmten im Frühsommer 1940 die deutschen Streitkräfte
Frankreich Der französische General Petain unterschrieb die
Kapitulationsurkunde genau in jenem Eisenbahnwaggon, in dem 22
Jahre zuvor deutsche Politiker die Kapitulationsurkunde
unterschreiben mussten. Danach sprengten Hitlers Pyrotechniker
den Salonwagen in die Luft. Es gab nun kein freies Frankreich
mehr. In dieser Situation trat unser Protagonist Charles de
Gaulle in London an das Mikrophon der BBC und verkündete: Ich bin
das freie Frankreich. Wer Arsch in der Hose hat, schließt sich
mir an! Mutig, mutig, der Mann! Denn die gesamte Führung der
französischen Streitkräfte hatte vor Hitlers Schergen kapituliert
und sich in der Rolle eines untergeordneten Erfüllungsgehilfen
des deutschen Diktators recht bequem eingerichtet. General Petain
war der Führer eines eingedampften Frankreichs von Hitlers
Gnaden, im südfranzösischen Örtchen Vichy. Und Petain verhängte
auch gleich ein Todesurteil in Abwesenheit gegen de Gaulle.
Petain war zuvor der väterliche Mentor des aufstrebenden
Offiziers de Gaulle gewesen. Der hatte nach dem Ersten Weltkrieg
den raschen Aufbau eigener französischer Panzerverbände
gefordert. Aber die Generäle dachten, mit der Maginot-Linie,
einem riesigen Schutzwall gegen Deutschland, habe man genug
getan. Und so waren die französischen Streitkräfte von Hitlers
Panzerverbänden im Sauseschritt überrollt worden. De Gaulle hatte
leider Recht behalten. Immerhin. De Gaulle konnte auf etwa
100.000 französische Soldaten zurückgreifen, die sich im
englischen Exil befanden. Sie konnten sich dank Hitlers
rätselhaftem Haltebefehl von Dünkirchen auf die britische Insel
retten. Allerdings bekam de Gaulle wenig Unterstützung vom
US-Präsidenten Franklin Delano Roosevelt. Der setzte eher auf die
Nazi-Kollaborateure in Vichy. Und der englische Premier Winston
Churchill verlor ebenfalls immer mehr das Interesse am
eigenwilligen de Gaulle. Doch es gelang de Gaulle, Frankreich von
den afrikanischen Kolonien aus aufzurollen. Als Churchill die
Funk-Kontakte der de Gaulle-Regierung in London kappen ließ,
konnte die französische Exilregierung von Algerien aus weiter
arbeiten. In die Planungen für die Invasion alliierter Truppen an
der französischen Atlantik-Küste wurde de Gaulle ebenfalls nicht
einbezogen. Bald begriff der Franzose auch, warum: Roosevelt und
Churchill beabsichtigten, das befreite Frankreich in ein
angloamerikanisches Protektorat umzuwandeln. Ganz ähnlich wie es
später dann Westdeutschland widerfuhr. In den USA wurden bereits
den Angloamerikanern ergebene französische Verwaltungsfachleute
ausgebildet. Auch neue Geldscheine und Münzen waren gedruckt und
geprägt worden, die bei der Invasion in der Normandie ausgeteilt
wurden. Doch de Gaulle setzte sich an die Spitze des
Demonstrationszuges, der am 25. August 1944 in Paris triumphal
einmarschierte und die Nazis verjagte. Nur de Gaulles energisches
Einschreiten konnte verhindern, dass Frankreich ein unterworfenes
Protektorat der USA und Englands wurde Logischerweise hatte de
Gaulles Wort bei der Gestaltung des nun wirklich befreiten
Frankreichs ein großes Gewicht. Er setzte durch, dass in
Frankreich jetzt auch endlich Frauen an den Wahlen teilnehmen
durften. Aber nach einigen Meinungsverschiedenheiten mit der
neuen politischen Klasse in Frankreich zog sich de Gaulle
verbittert auf seinen bescheidenen Landsitz nördlich von Paris
zurück. Doch seine große Zeit kommt noch. Als nämlich 1956 die
Streitkräfte Frankreichs, Großbritanniens und Israels Ägypten
angreifen, um die Verstaatlichung des Suez-Kanals zu verhindern,
werden sie von einer seltenen Koalition aus USA und der
Sowjetunion energisch zurückgepfiffen. Eine große Blamage nicht
nur für das British Empire, sondern auch für die Grande Nation.
Zudem bricht in der französischen Kolonie Algerien ein
Unabhängigkeitskrieg der dort ansässigen Berber gegen Frankreich
aus. Die Verluste auf beiden Seiten sind gigantisch. In dieser
Patt-Situation kapitulieren die Politiker in Paris und bitten nun
den legendären Weltkriegsgeneral de Gaulle, die Karre wieder aus
dem Dreck zu ziehen. Extra für den General wird mit der Fünften
Republik eine neue Verfassung aus der Taufe gehoben. De Gaulle
als neuer französischer Präsident verfügt jetzt über eine
Machtvollkommenheit wie sonst nur der Präsident der USA. Und
tatsächlich bekommt de Gaulle den Algerienkrieg in den Griff:
1962 wird der nordafrikanische Staat in die Unabhängigkeit
entlassen. Das konnte nur de Gaulle schultern. Der Preis war
hoch. Denn de Gaulle entkam in unzähligen Attentatsversuchen nur
knapp dem Tod. Der General ging auch gleich 1958 an sein
Lieblingsprojekt – nämlich Frankreich wieder zur Weltmacht zu
erheben. Er war klug genug zu wissen, dass Frankreich alleine
nicht mehr die Potentiale besaß, mit den USA oder der Sowjetunion
zu konkurrieren. Also lud er in aller Stille den deutschen
Bundeskanzler Konrad Adenauer auf seinen Landsitz ein. Adenauer
soll zunächst nicht sehr viel von seinem französischen Gegenüber
gehalten haben. Aber andererseits war Adenauer in der Zeit nach
dem Ersten Weltkrieg ein energischer Befürworter einer Abtrennung
Westdeutschlands von Preußen unter französischem Protektorat.
Schnell werden die beiden alten Herren handelseinig. De Gaulle zu
Adenauer: „Wir müssen Europa … von den Vereinigten Staaten
unabhängig machen.“ Sofort beginnen auf beiden Seiten des Rheins
fieberhafte Vorbereitungen für nichts weniger als ein Bündnis
Deutschlands und Frankreichs auf militärischer, wirtschaftlicher
und kultureller Ebene. Geplant ist eine Fusion der beiden ehemals
verfeindeten Nationen zu einem einzigen politischen Organismus.
Eine Keimzelle europäischer Gegenmacht zu den USA. Eine
deutsch-französische Konföderation mit gemeinsamer
Staatsangehörigkeit, gemeinsam geführten Ministerien des Äußeren,
der Finanzen und der Verteidigung. Gemeinsam sollen die beiden
Länder auch die Force de Frappe betreiben, eine „andere NATO“.
Wie ernst das Vorhaben gemeint war, belegt das nachfolgende
Treffen in Bad Kreuznach im November 1958, wo de Gaulle und
Adenauer bereits ihre wichtigsten Fachminister mitbringen. Und
was bis jetzt eher heimlich vorangetrieben wurde, vollzieht sich
während Adenauers Staatsbesuch bei de Gaulle auf Schloss
Rambouillet im. Juli 1960 ganz öffentlich und mit zeremoniellem
Pomp. Den Engländern klingeln wahrlich die Ohren. Denn Adenauer
soll in privater Runde mal klar und deutlich gesagt haben Zitat
einblenden/einschreiben: „Diese Briten sollten lernen, daß sie
den Kontinent nicht länger führen können. Deutschland und
Frankreich sind die Führer des Kontinents.“ De Gaulle tourt 1962
durch Deutschland. Vor Massen von begeisterten Zuhörern
streichelt de Gaulle die niedergedrückte Psyche der Deutschen,
indem er ihre kulturellen Errungenschaften preist. Doch die
andere Seite schläft nicht. Um die deutsch-französische
Annäherung zu torpedieren, spinnen Geheimdienste ihre Intrigen.
Ziel der Attacken ist der damalige Verteidigungsminister Franz
Josef Strauß. Man vermutete, dass Strauß nach Adenauer der
zweitwichtigste Befürworter einer Zusammenarbeit mit Frankreich
ist. Dem Hamburger Nachrichtenmagazin Der Spiegel spielten
Agenten des Bundesnachrichtendienstes eine nur für den
Hausgebrauch bestimmte Analyse missglückter NATO-Manöver zu. Der
Spiegel brachte die peinlichen Indiskretionen mit dem Titel:
„Bedingt abwehrbereit“ ganz groß heraus. Strauß sah rot und ließ
den Herausgeber Rudolf Augstein und dessen Chefredakteur Konrad
Ahlers in Handschellen hinter schwedische Gardinen bringen. Das
war natürlich eindeutig illegal. Strauß musste zurücktreten.(...)
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