Experimentelle Evaluation des Risikos der extradiscalen thermischen Schädigung während der intradiscalen elektrothermalen Therapie (IDET)

Experimentelle Evaluation des Risikos der extradiscalen thermischen Schädigung während der intradiscalen elektrothermalen Therapie (IDET)

Beschreibung

vor 9 Jahren
In der vorliegenden Arbeit sollte die Fragestellung untersucht
werden, inwieweit bei der Durchführung einer intradiscalen
elektrothermischen Therapie (IDET) neurale Strukturen thermisch
geschädigt werden könnten. Für die Generierung der Fragestellung
wurde die Tatsache herangezogen, dass während einer IDET-Behandlung
gezielt Temperaturen appliziert werden, welche für sich genommen
potentiell zu Gewebeschäden führen können (Maximum: 90°C). Zur
Untersuchung der Hypothese einer thermischen Schädigung wurde ein
realitätsnaher, experimenteller Versuchsaufbau gewählt, bei dem ein
gängiges Operationsgerät der Firma Smith&Nephew zur Anwendung
kam. Bei den durchgeführten Experimenten wurden standardisierte
IDET-Therapien an humanen postmortalen Lendenwirbelkörpersegmenten
durchgeführt. An den Orten wichtiger benachbarter neuraler
Strukturen (im Bereich des Rückenmarks, der Neuroforamina an der
Bandscheibe sowie an der medialen Ventralseite der Bandscheibe)
wurde die jeweilige Temperaturentwicklung bestimmt. Um dabei eine
Annäherung an die in vivo Bedingungen der IDET-Therapie zu
erzielen, wurde ein physiologischer Blut- und Liquorfluss in
temperaturkonstanter, isotoner Kochsalzlösung (37,0 +/- 1,0°C)
simuliert. Zusätzlich wurde die Oberflächentemperaturentwicklung
eines weiteren Wirbelkörpersegmentes während IDET mithilfe einer
Wärmebildkamera erfasst. Als wichtigstes Untersuchungsergebnis kann
festgehalten werden, dass sowohl an der Hinterkante der vermessenen
Wirbelkörpersegmente, als auch von diesem 2 mm in den Spinalkanal
hineinreichend, Temperaturentwicklungen mit einem kurzfristigen
Maximalwert Tmax von 45,2°C aufgezeichnet wurden. Im Anschluss kam
es zu einem raschen Temperaturabfall. Die über die Zeit
aufgetragene Temperaturentwicklung der zehn Messungen korrelierte
übereinstimmend mit der Aufzeichnung der Hitzeentwicklung mittels
der Wärmebildkamera an einer einzelnen Bandscheibe. Hierbei wurde
das Maximum der Hitzeentwicklung 14-16 Minuten nach
Behandlungsbeginn erreicht. In der Zusammenschau der beiden
Untersuchungsverfahren lässt sich daher die Schlussfolgerung
ziehen, dass die im benachbarten Gewebe freiwerdenden Temperaturen
bei der IDET-Therapie mit zunehmender Entfernung zur Bandscheibe
abnehmen. Wenngleich der gemessene Spitzenwert von 45,2°C als
potentiell gewebeschädigend einzustufen ist, wurde während der
durchgeführten IDET-Eingriffe eine mit 2 Minuten so kurze
Gesamteinwirkdauer erfasst, dass angenommen werden kann, dass diese
keinen oder nur geringen thermischen Schaden verursachen würde.
Damit sollte für die standardisierte, sachgerechte Durchführung
einer IDET-Behandlung das Risiko einer thermischen Denervation im
Bereich des Rückenmarkes und weiterer benachbarter nervaler
Strukturen als gering gewertet werden.

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