Leitliniengestützte Interventionsstudie zur Verbesserung von Entscheidungen zur Therapiebegrenzung

Leitliniengestützte Interventionsstudie zur Verbesserung von Entscheidungen zur Therapiebegrenzung

Beschreibung

vor 10 Jahren
Hintergrund: Um die häufig als schwierig empfundenen Entscheidungen
zur Therapiebegrenzung (TBE) bei fortgeschrittener Tumorerkrankung
zu erleichtern, soll eine klinisch-ethische Leitlinie zur
Therapiebegrenzung entwickelt und implementiert werden. In einer
Vorher-Nachher Erhebung werden die Effekte dieser Leitlinie auf die
Entscheidungspraxis untersucht. Hier werden die Ergebnisse aus der
ersten Baseline-Erhebung vorgestellt. Methode: In der Medizinischen
Klinik III des Klinikum Großhadern wurden in einem für die
Baseline-Erhebung wurden entwickelten Dokumentationsbogen TBE
anhand verschiedener Informationsquellen erfasst. Insgesamt wurden
im Zeitraum von April-September 2012 625 Patienten erfasst. Hiervon
wurden 567 Patienten wegen einer Neoplasie behandelt; dieses
Patientenkollektiv wurde für die weitere Auswertung herangezogen.
Die Messperiode wurde abgeschlossen, als n = 76 Patienten als
verstorben erfasst waren. Ergebnisse: Bei 147 (26%) von 567
Patienten wurde eine TBE dokumentiert. Diese wurden während der
Behandlung zum Teil verändert bzw verworfen. Bei Abschluss der
Erhebung war bei 138 Patienten eine TBE festgelegt worden: bei 62%
der Patienten (n = 85) „keine Reanimation“ und „keine Verlegung auf
Intensivstation“; bei 37% (n = 51) wurde nur „keine Reanimation“
festgelegt worden. Bei 62 der 76 verstorbenen Patienten (82%) ging
dem Tod eine TBE voraus. Auf der Normalstation ereigneten sich 37%
(n = 28) der Todesfälle. Nach Verlegung in die Klinik für
Palliativmedizin (gleiches Klinikum)/ins Hospiz/in die häusliche
Palliativversorgung verstarben 55% (n = 42). Eine TBE wurde auf
Normalstation im Median 6 Tage, auf Palliativstation 10,5 Tage vor
dem Tod festgelegt. Diskussion: Die Häufigkeit der dokumentierten
TBE ist höher als in der Literatur berichtet. Die Entscheidungen
fielen im Median eine Woche vor dem Tod und damit eher spät im
Erkrankungsverlauf. Die TBE „keine Reanimation“ und keine Verlegung
auf Intensivstation“ wurden differenziert wahrgenommen und
festgelegt. Eine Einbeziehung der Patienten in die TBE wurde in
dieser Studie noch nicht erfasst. Diese wird Gegenstand der
fallbezogene Befragung von Ärzten, Pflegenden und Patienten sein.

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