Einfluss genetischer Polymorphismen im GRIA1 Gen auf antizipatorische Sakkaden in der Schizophrenie

Einfluss genetischer Polymorphismen im GRIA1 Gen auf antizipatorische Sakkaden in der Schizophrenie

Beschreibung

vor 10 Jahren
Eine Beeinträchtigung kognitiver Parameter lässt sich u.a. durch
die Durchführung von Sakkadenaufgaben nachweisen, wo beispielsweise
Schizophreniepatienten hier spezifische Defizite zeigen. Die
Ausführung von Aufgaben des Antigap Paradigmas erfordert die
zeitlich und räumlich korrekte Ausführung von Antisakkaden. Dazu
müssen sowohl die reflexgesteuerten Reaktionen inhibiert als auch
gleichzeitig eine willentliche Handlung ermöglicht werden. Hier
wurden bei Schizophrenie verlängerte Latenzen sowie erhöhte
Fehlerraten beschrieben. Mit dem memory- Paradigmus wurden die
Fähigkeiten zur Unterdrückung von reflexiven Sakkaden unter
overlap- Bedingungen ermittelt, sowie gedächtnisgetriggerte und
–gesteuerte memory- Sakkaden aufgezeichnet. Beim Memory Test wurden
einerseits die Fähigkeit untersucht, auf einen Punkt zu schauen und
sich gleichzeitig die Position eines weiteren zu merken
(Ultrakurzzeitgedächtnis). Die Fähigkeit der Perzeption und
sensomotorischen Integration (Abgleichen visueller Information mit
vorgespeicherten Bildern im Gehirn), die Repräsentation des
Gedächtnisstimulus im Arbeitsgedächtnis sowie die Fähigkeit der
Regression (rückführende Augenbewegung auf bereits bekannte
visuelle Objekte), ermöglichen die Positionserinnerung und
Ausführung des Memory Test. Es wird davon ausgegangen, dass das
glutamaterge System in die Pathophysiologie der Schizophrenie
ursächlich involviert ist. So weisen u.a. post mortem Studien auf
eine Beteiligung der AMPA- Rezeptoren als Teil des glutamatergen
Systems hin. Das GRIA1 Gen, welches den AMPA1- Rezeptor kodiert,
ist zusätzlich in einer mit Schizophrenie gekoppelten Region
lokalisiert. Dazu wurden bei 60 Patienten und 108 Kontrollprobanden
die Augenbewegungen während der Durchführung des Antigap- und
Memory- Tests mit Hilfe einer VOG- Brille aufgezeichnet und
ausgewertet und eine Assoziation zur Genotyp- und Allelfrequenz der
SNPs rs578772 und rs548294 im GRIA1-Gen überprüft. Die Ergebnisse
zeigen für den Polymorphismus rs578772 im Antigap Test eine
Reduktion der zeitlichen Flexibilität assoziiert mit den
A-Allelträgern bzw. AA-Genotyp sowohl in Form einer verzögerten
Reaktion als auch einer erhöhten Fehlerrate durch verfrüht
ausgeführte Antisakkaden. Das Gleiche läßt sich auch im
Memoryparadigma nachweisen. Für den Polymorphismus rs548294 wurden
im Antigap Test sowohl zeitliche als auch räumliche Abweichungen
registriert. Eine erhöhte Latenz durch verzögerte Reaktionszeit bei
gleichzeitig räumlich nicht korrekt ausgeführter Antisakkade
assoziiert mit A-Allelträgern und AA-Genotyp. G-Allelträger fallen
weniger durch zeitliche, dafür aber durch räumliche Abweichungen im
Antigap Test auf. Beim Memoryparadigma war eine zeitlich inkorrekte
Ausführung der Sakkaden mit AG-Allelträgern und Genotyp AG
assoziiert. Räumlich und zeitlich inkorrekte Antisakkaden
assoziieren mit AA-Allelträgern und AA-Genotyp. Die Studie konnte
den Nachweis eines Zusammenhangs des GRIA1 Gens mit den
Sakkadenleistungen erbringen. Eine Erweiterung dieser Studie in
Hinblick auf eine erhöhte Stichprobenzahl sowie den Einschluss
weiterer genetischer Variationen ist im Anschluss an diese
Pilotstudie möglich, um die Validität der Ergebnisse zu festigen.

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