Digitalisierung zur Verbesserung der Lebensqualität – über den Digital-Vorreiter Estland mit Tobias Koch

Digitalisierung zur Verbesserung der Lebensqualität – über den Digital-Vorreiter Estland mit Tobias Koch

„Dieser Gestaltungswille, das sehe ich als Alleinstellungsmerkmal von Estland“
46 Minuten
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Beschreibung

vor 2 Jahren
Tobias Koch lebt und arbeitet seit sechs Jahren in der estnischen
Hauptstadt Tallinn. Er war in der Zeit bei verschiedenen IT-Firmen
angestellt und ist Digitalisierungsberater für Regierungen,
Verwaltungen und Privatfirmen. Im Podcast „School must go on“
spricht der gebürtige Berliner über Estlands Weg zum digitalen
Vorreiter, inwiefern die Schule dabei berücksichtigt wurde und die
Rolle der Zusammenarbeit zwischen dem Staat und privaten
Unternehmen. – Estlands Weg zur Informationsgesellschaft – Seit
seiner Unabhängigkeit vor 30 Jahren habe Estland stark auf
Informationstechnologie in der öffentlichen Verwaltung gesetzt.
„Estland hatte es zum politischen Projekt gemacht und es konsequent
durchgesetzt, eine digitale Gesellschaft zu werden“, so Tobias
Koch. Dafür habe das estnische Parlament schon Ende der 90er-Jahre
ein Dokument verabschiedet, das den Fahrplan festlegen sollte. „Da
steht unter anderem drin, dass Estland eine
Informationsgesellschaft werden möchte, um die Lebensqualität der
Menschen zu verbessern“, erklärt der gebürtige Berliner. „Im
Mittelpunkt stehen vor allem grundlegende Technologien, die die
Voraussetzungen geschaffen haben, damit Estland eine digitale
Gesellschaft sein kann.“ Mittlerweile habe man sich dadurch einen
international anerkannten Stellenwert erarbeitet: „Man geht gerne
nach Estland, um Experten zur Digitalisierung zu befragen und die
im eigenen Land in die Spur zu bringen“, sagt Tobias Koch. –
90er-Jahre: Computer an den Schulen – Die Fokussierung auf die
Informationstechnologie habe sich auch an den Schulen bemerkbar
gemacht. „Es gab ein staatliches Programm, der sogenannte
Tigersprung, Ende der 90er-Jahre, welches sich zum Ziel gemacht
hat, alle Schulen mit Computern auszustatten“, berichtet Tobias
Koch. „Es war schon damals eine hohe politische Priorität, dass
auch Schulen mit Computern ausgestattet werden und WLAN eingeführt
wird.“ Dadurch habe Estland 2001 sein selbstgewähltes Ziel
erreicht, alle Schulen ans Internet anzuschließen. „Dieser
Gestaltungswille, der Wille einen Unterschied zu machen, sich
weiterzuentwickeln, das sehe ich als Alleinstellungsmerkmal von
Estland“, so der IT-Experte. – Alle wollen die digitale
Gesellschaft mitgestalten – Der estnische Staat nehme in dem
Prozess der stetigen Digitalisierung zwar eine aktive Rolle ein,
indem er einen politischen Rahmen schafft, jedoch arbeite er dabei
auch viel mit Privatfirmen zusammen und hole sich von ihnen Rat
ein. „Die Unternehmen haben auch ein Interesse daran, an der
digitalen Gesellschaft mitzuwirken. Dabei gehe es nicht automatisch
um eigennützige Interessen“, erklärt Tobias Koch. „Eine
Gesellschaft besteht nicht nur aus dem Staat, sondern auch aus den
ganzen Akteuren, die darin sind und alle haben Interesse daran,
Estland kontinuierlich voranzubringen.“ Auch dies unterscheide
Estland bei der Digitalisierung von anderen Ländern. „Es gibt hier
einen starken Wettbewerb zwischen Softwareentwicklungshäusern und
sie haben schon einen entscheidenden Einfluss auf die Richtung, die
die öffentliche Hand letztendlich vorgibt.“ Außerdem spricht Tobias
Koch über die estnische ID-Karte und digitalen Unterricht in
Estland.

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