Wirkung eines synthetischen Equinen Appeasing Pheromons (E.A.P.) auf das Stressgeschehen von Pferden beim Transport

Wirkung eines synthetischen Equinen Appeasing Pheromons (E.A.P.) auf das Stressgeschehen von Pferden beim Transport

Beschreibung

vor 16 Jahren
Ziel der vorliegenden Untersuchung war es eine potentielle
stressreduzierende Wirkung eines synthetischen Equinen Appeasing
Pheromons E.A.P. (Pherocalm, Merial) anhand von physiologischen
Parametern (Herzfrequenz, Körpertemperatur) und verschiedener
messbarer Blutparameter (Cortisol, Glucose, Laktat, Kreatinin,
Kreatininkinase, Hämatokrit, Hämoglobin) zu untersuchen. Zudem
wurde die Wirkung unter ethologischen Gesichtspunkten
(Verladedauer, Videodokumentation ’focal sampling’) beurteilt. Um
den größtmöglichen Praxisbezug zu bekommen wurde als Feldversuch
der Transport von dreijährigen Jungpferden gewählt. Es wurden 17
Warmblutwallache des Haupt- und Landgestüts Schwaiganger der
Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft aus standardisierten
Haltungsbedingungen, die per Los in zwei Gruppen eingeteilt wurden,
auf einer standardisierten Strecke transportiert, um im Sinne einer
Placebo-kontrollierten-Doppelblindstudie untersucht zu werden. Die
Pferde wurden in definierten Abständen viermal transportiert und
ihnen jeweils vor und nach dem Transport Blut abgenommen, sowie
physiologische Parameter bestimmt und eine kontinuierliche
Herzfrequenzmessung mittels POLAR Herzfrequenz-Messgerät mit einem
Bauchgurt und der POLAR-Uhr S 810 i durchgeführt. Zusätzlich wurde
das gesamte Transportverhalten durch Videoaufnahmen dokumentiert
und unter ethologischen Gesichtspunkten analysiert. Die
festgestellten Ergebnisse weisen für beide Gruppen auf eine geringe
Stressbelastung durch das Verladen und den Transport hin. In der
Placebo-Gruppe lag die mittlere Herzfrequenz bei 55,29 + 5,91 bpm
während des Verladens und bei 71,28 + 9,31 bpm beim Transport. In
der Pheromon-Gruppe lag die mittlere Herzfrequenz beim Verladen bei
50,4 + 4,33 bpm und bei 69,66 + 6,51 bpm beim Transport. Bei der
Verladedauer konnte direkt beim ersten Transport eine geringere
Verladedauer in der Pheromongruppe festgestellt werden, die aber
keine Signifikanz aufwies. Bei Betrachtung des Verhaltens konnten
als häufigste Verhaltensmuster das „Scharren“ und das „Umsehen“
festgestellt werden, die auf eine Unruhe des Pferdes deuten. Bei
beiden Verhaltensweisen kam es zu einer signifikanten Reduktion der
Häufigkeit des Verhaltens vom ersten zum zweiten Transport, bei der
aber kein signifikanter Unterschied zwischen pheromon- und
placebobehandelten Tieren auffiel. Während der Transporte stieg die
Körpertemperatur durchgängig an und es konnte im Vergleich der
ersten beiden Transporte ein signifikanter Unterschied zwischen
Pheromon- und Placebo-Gruppe festgestellt werden. Es zeigt sich
eine signifikante Wechselwirkung zwischen der prozentualen
Veränderung zwischen dem ersten und zweiten Transport und dem
Wirkstoff (p=0,012), so kam es zu einer signifikanten Verringerung
der rektalen Temperatur in der Pheromon-Gruppe in Versuchsdurchgang
2. Die Serum-Cortisolkonzentration lag während den Versuchen
zwischen 10,5 und 30,2 nmol/l (Placebo-Gruppe) und 13,8 und 32,9
nmol/l (Pheromon-Gruppe). Alle Transporte verursachten einen
deutlichen Anstieg der Cortisolkonzentration um bis zu 179 % vom
Ausgangswert, welche aber trotzdem im Vergleich zur Literatur im
unteren Belastungsbereich blieb. Die Blutglucosewerte lagen bei
allen Transporten im Referenzbereich zwischen 2,8 und 5,0 mmol/l
und verringerten sich durch die Transportbelastung. Die Parameter
des Muskelstoffwechsels (Laktat, Kreatinin, Kreatininkinase)
stiegen durch die Transportbelastung an, verblieben aber im
Referenzbereich. Beim Hämatokrit, sowie bei der
Hämoglobinkonzentration kam es durch die Transporte zu einem
Konzentrationsanstieg, der beim vierten Transport signifikant am
geringsten ausfiel und auf eine Gewöhnung an die Transportphase
hindeutet (Hämatokrit: p=0,025; Hämoglobin: p=0,016). Ein
signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen war jedoch nicht
nachweisbar. Mit Hilfe der untersuchten Parameter ergaben sich
ansatzweise Hinweise für eine stressreduzierende und/oder
lerneffektunterstützende Wirkung des Equinen Appeasing Pheromons,
die aber nur in einzelnen Punkten statistisch signifikant zu
beweisen war und vor allem einen Unterschied bei den ersten beiden
Transporten ausmachte (Verladedauer, Verhalten, Körpertemperatur).
Weder bei der Herzfrequenz, der Glucosekonzentration, dem
Hämatokrit und der Hämoglobinkonzentration oder den Parametern des
Muskelstoffwechsels, noch beim klassischen Stressparameter Cortisol
konnte ein signifikanter Gruppenunterschied und eine Wirkung des
Pheromons nachgewiesen werden. Interessant wären weitere
Untersuchungen über individuelle Charakterunterschiede und
Stressanfälligkeit verschiedener Zuchtlinien, auch im Hinblick auf
die Nutzung als Sport- und Leistungspferd. Dies könnte auch ein
Ansatz sein im Rahmen weiterer Untersuchungen über Modifikationen
hinsichtlich Applikationsdauer und Applikationsart
(Verneblersysteme) nachzudenken.

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