Hölderlin: Die Liebe

Hölderlin: Die Liebe

2 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Die Liebe





Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr die Euern all,


O ihr Dankbaren, sie, euere Dichter schmäht,


  Gott vergeb' es, doch ehret


     Nur die Seele der Liebenden.





Denn o saget, wo lebt menschliches Leben sonst,


Da die knechtische jetzt alles, die Sorge, zwingt?


  Darum wandelt der Gott auch


     Sorglos über dem Haupt uns längst.





Doch, wie immer das Jahr kalt und gesanglos ist


Zur beschiedenen Zeit, aber aus weißem Feld


  Grüne Halme doch sprossen,


     Oft ein einsamer Vogel singt,





Wenn sich mählich der Wald dehnet, der Strom sich regt,


Schon die mildere Luft leise von Mittag weht


  Zur erlesenen Stunde,


     So ein Zeichen der schönern Zeit,





Die wir glauben, erwächst einziggenügsam noch,


Einzig edel und fromm über dem ehernen,


  Wilden Boden die Liebe,


     Gottes Tochter, von ihm allein.





Sei gesegnet, o sei, himmlische Pflanze, mir


Mit Gesange gepflegt, wenn des ätherischen


  Nektars Kräfte dich nähren,


     Und der schöpfrische Strahl dich
reift.





Wachs und werde zum Wald! eine beseeltere,


Vollentblühende Welt! Sprache der Liebenden


  Sei die Sprache des Landes,


     Ihre Seele der Laut des
Volks! 





Friedrich Hölderlin

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