07 Fragmentiertes Sein oder wie phantasiere ich mir eine Biographie

07 Fragmentiertes Sein oder wie phantasiere ich mir eine Biographie

Frau Dings Herr Bumms
48 Minuten

Beschreibung

vor 8 Jahren
Aus aktuellem Anlass wenden wir uns in unserer 7. Folge einem
geschichtsträchtigen Thema zu. Veranlasst haben uns dazu mehrere
aktuelle Begebenheiten: T-Shirts mit dem Aufdruck Stauffenberg 2.0
und geschwenkte Wirmer Flaggen sieht man immer häufiger bei AFD
Anhängern oder auch Pegida Demonstranten. Beides Insignien des
Widerstandes und Zeichen eines versuchten Neubeginns in Auflehnung
gegen den Faschismus - gegen ein Unrechtsregime. Diese Insignien
wiesen damals den Weg in eine parlamentarische Demokratie und nicht
in deren Auflösung. Über- „tragen“ bedeutet dies auf die heutige
Zeit, dass dieser Staat als Unrechtsstaat wahrgenommen und
überwunden werden soll. Aber als ob diese perfide, dumpfe und
menschenverachtende Umdeutung nicht reichen würde, werden nun auch
noch vermeintliche Heroinnen ins Rampenlicht gezerrt, von ihrer
braunen Vergangenheit chemisch tiefengereinigt und teils sogar als
Vorbild für die sich emanzipierende Frau herangezogen. Die Rede ist
von Leni Riefenstahl und Hannah Reitsch, die wir exemplarisch für
diesen neuen Zeitgeist vorstellen. Selbst die Emma entblödete sich
nicht, eine Spezialausgabe zu Leni Riefenstahl herauszugeben, auch
wenn dies schon einige Jahre her ist. Natürlich haben beide Frauen
teils außergewöhnliche Leistungen auf ihrem Gebiet gezeigt und
versucht ihre Talente zur Entfaltung zu bringen. Aber immer auch
dessen ungeachtet, wem sie sich anbiederten, bzw. welche Opfer es
gekostet hat. Wobei hierbei nicht die eigenen Opfer zu sehen sind,
sondern Opfer, die ihr egozentrisches und maßloses
Selbstverwirklichungsstreben auf Seiten junger Rekruten oder KZ
Häftlingen verursachten. Das Streben es den Männern gleich zu tun,
ließ sie in den gleichen Kadavergehorsam verfallen, ins Anbiedern
und ins Verleugnen der eigenen Mitschuld nach dem Krieg. Vielmehr
fragementierten sie ihre Emotionen und viele Aspekte ihrer
Persönlichkeit ab, um in der neuen Zeit leben und sich selbst
aushalten zu können. Hanna Reitsch und Leni Riefenstahl stellten
sich nicht ihrer Verantwortung und Schuld. Sie zeigten sich in
geschichtsverklärender Weise und schlimmer noch, durch die
Nicht-Annahme ihrer Verantwortung verhöhnten sie zynisch alle Opfer
des 3. Reiches. Als wäre dies nicht genug, so zeigt der Superlativ
ihrer Geschichtsumdeutung den heutigen Supergau. Wieder ziehen
Neonazi „Mädels“ durch die Straßen und nennen diese beiden Frauen
als ihre Vorbilder. Um zu verstehen was da mit jungen Menschen
passt, kann es hilfreich sein, aus der Vergangenheit für die
Zukunft zu lernen. Auch heute sind diese jungen Mädels wieder
Staffage eines archaischen Männerkultes. Wie schrieb der Spiegel so
schön: Außen „scheinbar“ modern, im Inneren - herrscht Mittelalter.
Und jetzt genug der Worte - viel Spaß beim Hören wünschen Herr
Bumms und Frau Dings

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