Verlaufsstudie bei Melanompatienten nach Entfernung tumorbefallener Sentinel-Lymphknoten

Verlaufsstudie bei Melanompatienten nach Entfernung tumorbefallener Sentinel-Lymphknoten

Beschreibung

vor 13 Jahren
Der bisherige Konsens, dass bei melanompositivem SLN-Befund eine
CLND indiziert ist, wird zunehmend in Frage gestellt, da sich dabei
selbst mit aufwändiger Diagnostik nur in 15-30% der Dissektate noch
weitere Lymphknotenmikrometastasen finden lassen. Noch existiert
aber kein neuer Konsens, bei welchen Melanompatienten mit
SLN-Befall auf die erheblich morbiditätsbehaftete CLND verzichtet
werden kann. Die vorliegende Daten- und Verlaufsanalyse bei
insgesamt 276 Patienten mit jeweils mindestens einem
melanombefallenen SLN aus zwei großen deutschen Hautkliniken
(Augsburg und Göttingen) zielt darauf ab, geeignete
Entscheidungskriterien für oder gegen eine CLND bei künftigen
Melanompatienten zu erarbeiten. Als Voraussageparameter sowohl für
die CLND-Befunde als auch für die Metastasierungsverläufe erwies
sich die von Starz mikromorphometrisch definierte S-Klassifikation
der in der aktuellen AJCC-Klassifikation berücksichtigten Anzahl
der befallenen SLN als weitaus überlegen. Jeweils mindestens eine
Melanommikrometastase in den auch immunhistochemisch
aufgearbeiteten CLND-Dissektaten ließ sich nur bei 12% der S I
Patienten und bei 16% der S II Patienten nachweisen. Im Gegensatz
dazu lag bei S III der Prozentsatz der Dissektate mit
Mikrometastasen bei 50%. Bei insgesamt 76 S I / S II Patienten, die
sich nach ausführlicher Aufklärung gegen eine CLND entschieden
hatten, ergab die Kaplan-Meier-Auswertung für den
Nachbeobachtungszeitraum von fünf Jahren eine Manifestationsrate
regionärer Lymphknotenmetastasen von 14%. Dies entsprach fast exakt
den Erwartungen aus den o.g. histologischen
Non-SLN-Untersuchungsergebnissen der anderen S I / S II Patienten
mit CLND. Interessanterweise blieb aber auch diese Patientengruppe
trotz CLND nicht komplett verschont von regionären oder
postregionären Lymphknoten-metastasen im weiteren Verlauf. Die
5-Jahres-Rate betrug 10,5% und war im Log-Rank-Test nicht
signifikant niedriger als bei den S I / S II Patienten ohne CLND.
Die für denselben Zeitraum errechnete Fernmetastasierungsrate lag
für S I / S II Patienten ohne CLND bei 14%, für jene mit CLND bei
19,5%, die melanombedingte Sterberate ohne CLND bei 6%, mit CLND
bei 19%. Auch diese jeweiligen Unterschiede waren im Log-Rank-Test
nicht signifikant. Die Anzahl der S III Patienten ohne CLND ist mit
insgesamt elf aus beiden Städten für eine valide statistische
Aussage zu klein. In diesem Fall muss auf die Ergebnisse aus
laufenden multizentrischen Studien, speziell des Multicenter
Selective Lymphadenectomy Trial 2 (MSLT-2) und der ähnlich von der
Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) konzipierten
deutschen Studie, gewartet werden. Vorläufig spricht die o.g.
CLND-Datenlage mit einer Non-SLN-Metastasen-Detektionsrate von ca.
50% für eine Beibehaltung der CLND-Indikation bei dieser
Patientengruppe. Demgegenüber deuten die Erfahrungen bei S I / S II
Patienten auf einen zweifachen therapeutischen Effekt der nur
gering invasiven SLNE hin: 1. Sie erspart der Mehrzahl dieser
Patienten die spätere klinische Manifestation regionärer
Lymphknotenmetastasen und potentiell daraus sich entwickelnder,
meist fataler Fernmetastasen. 2. Sie kann ihnen mehrheitlich auch
die Morbidität einer radikalen regionären Lymphknotendissektion
ersparen.

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