Molekular gezielte Therapie des Mantelzelllymphoms - In Vitro Wirksamkeit von Flavopiridol in Mono- und Kombinationstherapie

Molekular gezielte Therapie des Mantelzelllymphoms - In Vitro Wirksamkeit von Flavopiridol in Mono- und Kombinationstherapie

Beschreibung

vor 13 Jahren
Das Mantelzelllyphom wird analog zu den indolenten NHL als nicht
kurabel eingestuft, weist jedoch ein signifikant verkürztes
medianes Gesamtüberleben auf und stellt somit für die Klinik eine
Kombination aus den negativen Eigenschaften von indolenten und
aggressiven Lymphomen dar. Das MCL stellt trotz intensiver Therapie
aufgrund seiner frühzeitigen Rezidive eine große Herausforderung an
die Medizin. Eine große Anzahl neuer Substanzen werden z.Z. auf
ihre Wirksamkeit beim MCL geprüft. Zwei dieser Stoffe sind
Flavopiridol, ein molekularer Serin/Threonin-Kinase-Inhibitor, und
Bendamustin, ein bereits in der Klinik etabliertes Zytostatikum.
Gegenstand dieser Arbeit ist zum einen die bessere
Charakterisierung der Wirkung beider Substanzen auf MCL-Zelllinien
in vitro, sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit
anderen Medikamenten. Hauptziel ist es, einen potentiellen
Synergismus der untersuchten Medikamente aufzudecken und den
genaueren Effekt auf die Tumorzellen zu charakterisieren. Die in
vitro Untersuchungen der vorliegenden Arbeit weisen eine dosis- und
zeitabhängige zytotoxische Aktivität von Bendamustin nach, und
spiegeln somit die hohe klinische Effektivität bei der Behandlung
des MCL wieder. Ebenso konnte anhand der hier gezeigten
Versuchsreihen demonstriert werden,dass der
Cyclin-abhängige-Kinasen-Inhibitor Flavopiridol als Monosubstanz
hochwirksam gegen MCL-Zelllinien in vitro ist. Nach Behandlung mit
Flavopiridol konnte in allen untersuchten Zelllinien in klinisch
realisierbaren Dosierungen Apoptose induziert werden,
Verringerungen der CDK-Expression nachgewiesen, und darüber hinaus
eine potente Inhibition des Zellzyklus im Sinne eines G1/S und G2/M
Arrest demonstriert werden. Die selektive Hemmung der CDKs stellt
somit einen attraktiven, zielgerichteten Ansatz in der
Tumortherapie dar, denn diese Enzyme sind in den meisten malignen
Zellen zur Aufrechthaltung einer unbegrenzten Proliferation
notwendig. Für die Kombination von Flavopiridol mit Enzastaurin und
Rad001 konnte, ins besonders in resistenten Zellreihen, ein mehr
als additiver Effekt gezeigt werden; diese Erkenntnis spricht für
eine Komplementarität in der antineoplastischen Wirkung dieser
Substanzen bei zeitgleicher Inhibition der jeweiligen zellulären
Zielstrukturen. Andererseits konnte für Kombinationen von
Flavopiridol mit antimetabolischwirkenden Chemotherapeutika und
Bendamustin, bei gleichzeitiger Anwendung, nur antagonistische
Effekte beobachtet werden. Hier scheint der durch Flavopiridol
verursachte potente Zyklusarrest am G1/SÜbergang der Grund für die
verminderte Wirksamkeit der verwendeten phasenspezifischen
Medikamente zu sein. Diese Resultate untersteichen die enorme
Bedeutung der Sequenz bei der Verabreichung von zytostatisch
wirkenden Stoffen in der Therapie von Malignomen. Die Erkenntnisse
über edikamentenwirkungen aus in vitro Experimenten lassen sich
allerdings nicht ohne weiteres auf komplexe Systeme in vivo
übertragen und müssen deshalb berücksichtigt werden. Folgende
Gründe sind hierfür ursächlich: Zum einen sind viele wichtige
antineoplastische Mechanismen in der Zellkultur nicht messbar bzw.
quantifizierbar, etwa eine Hemmung der Angioneogenese,
Veränderungen des Mikromilieus der Tumorzellen oder zelluläre
Immunantworten. Zum anderen sind die Biodistribution, die
Pharmakodynamik und die Pharmakokinetik in vivo entscheidend, ob
überhaupt eine Wirkung des Medikaments an der Tumorzelle entfaltet
werden kann. Die Auswirkungen dieser Faktoren in komplexen
biologische Systemen sind jedoch in vitro nicht einwandfrei zu
beurteilen und können, am Beispiel von Flavopiridol, zu falschen
Rückschlüssen bei der klinischen Anwendung eines Medikaments
führen.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15