LATEST EPISODE Bürgermeisterwahl 2024: Florian Kreibich im Kurz-Interview

LATEST EPISODE Bürgermeisterwahl 2024: Florian Kreibich im Kurz-Interview

Er ist 54 Jahre alt, umtriebig und trinkt lieber Bier statt Wein. Florian Kreibich ist „der Neue“ der ÖVP und will den Bürgermeistersessel im Schloss Mirabell erklimmen. Chancenlos ist er nicht, sein Bekanntheitsgrad wächst zusehend. SALZBURG24 hat den st
3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Monaten

Ein Lacher ist die erste Reaktion auf fast jede Frage, die wir
dem neuen Bürgermeisterkandidaten der ÖVP stellen. Kreibich gibt
sich beim Treffen mit SALZBURG24 (nein Herr Kreibich, das ist
nicht OE24!) gelaunt, offen und entspannt – wohl aber unter etwas
Zeitdruck („Haben wir das eh in einer halben Stunde“). Mit dem
Rückzug von Harald Preuner aus der Berufspolitik soll der um rund
10 Jahre jüngere Florian Kreibich die Stadt-Partei übernehmen –
und das am besten gleich als Stadtoberhaupt.
Kreibich läuft gegen Auinger und Dankl

Mit „Servus Flo“ stellte er sich auf Plakaten der
Stadtbevölkerung vor – inzwischen setzt man in der
Wahlkampfkampagne auf die von LH Haslauer propagierte „Kraft der
Mitte“ und den Slogan „Am 10. März Rot-Rot-Grün verhindern“ –
wobei beim ersten „Rot“ freilich die KPÖ Plus gemeint ist. Eben
diese mit Kay-Michael Dankl als Spitzenkandidat und die SPÖ unter
Bernhard Auinger sind es auch, die dem Bestreben des 54-Jährigen
einen ordentlichen Strich durch die Rechnung machen können. „Plan
A bis C ist es Bürgermeister der Stadt Salzburg zu werden. Plan D
ist es, Vizebürgermeister zu bleiben“, bringt Kreibich sein
Vorhaben „mit offenem Ausgang“ im S24-Interview in seinem erst
vor wenigen Tagen bezogenen Vizebürgermeisterbüro im ersten Stock
des Schloss Mirabell auf den Punkt. Zur Erinnerung: Die aufgrund
einer Erkrankung beurlaubte Barbara Unterkofler hatte dem
ÖVP-Spitzenkandidaten nur wenige Wochen vor der Wahl Funktion und
Ressort übergeben. Der Gemeinderat und Gaisberg-Koordinator
rückte damit am 7. Februar in die Stadtregierung.


„Das ist jetzt schon sehr ungewohnt. Wenn ich wo als
Vizebürgermeister begrüßt werde, fühle ich mich gar nicht
angesprochen“, schmunzelt Kreibich. Doch bis zum 8. Mai – also
dem Tag der Angelobung der neuen Stadtregierung – wolle er in
dieser Funktion im Planungsressort aber noch Initialzündungen
etwa im Bereich des REK (räumliches Entwicklungskonzept) oder dem
Bike-Share-System in Salzburg setzen, beteuert Kreibich. „Drei
Monate nichts zu machen, ist zu schade.“
Flo will Flo bleiben

Doch bis zur Wahl macht Kreibich – so wie alle anderen auch –
Wahlkampf. Und dabei geht es bei dem umtriebigen Juristen vor
allem ums Bekanntwerden. Während man in der Stadt Salzburg
Auinger seit 2017, Dankl seit 2019 kennt, ist Kreibich noch ein
eher unbeschriebenes Blatt. Und genau das könnte seiner Meinung
nach auch zum Erfolg führen: „Ich bin ein Unverbrauchter, eben
einer, der von Außen die Sichtweise besser erkennt“, lautet
Beschreibung über sich selbst. Als Bürgermeister wolle er einen
engen Kontakt mit der Bevölkerung pflegen, sich viel in den
Stadtteilen aufhalten und mit den Menschen viele Gespräche
führen. „Das ist mein Naturell. Da muss ich mich auch gar nicht
verstellen.“ Und auch als Bürgermeister sollen ihn ohnehin alle
einfach mit Flo ansprechen.
Konsens und Brücken bauen

Kreibich versteht sich selbst gerne als Brückenbauer und diese
Brücken brauch es bei den großen Herausforderungen beim Verkehr,
Wohnen und der Kinderbetreuung. „Ich habe mit den derzeitigen
Parteichefs ein gutes Auskommen und wir können menschlich gut
miteinander. Ich glaube, das hilft, wenn man wirklich was
weiterbekommen will.“ So wolle er sich nach der Wahl mit den
anderen Parteien zusammensetzen und abseits der
Parteienübereinkunft drei, vier oder fünf „Leuchtturmprojekte“
für die Stadt definieren, die in den nächsten fünf Jahren
umgesetzt werden sollen. Ein Konsens über alle Parteien hinweg
sei durchaus möglich, ist Kreibich optimistisch.
Stones-Fan sieht Salzburg nicht nur als Festspielstadt

Optimistisch gibt sich der Bürgermeisterkandidat auch in Sachen
Einlernphase fürs neue Amt. „Ich bin nicht allumwissend, aber ich
will mich in alle Bereich reinfuchsen und in die Tiefe gehen. Das
ist selbstverständlich“. Beginnen will er dabei etwa bei den
Sozialeinrichtungen der Stadt Salzburg. „Es gibt so viele Vereine
und Institutionen, die sich um das soziale Leben in der Stadt
kümmern. Die möchte ich alle kennenlernen.“ Aber auch um die
vielen kleinen Kulturinitiativen wolle er sich kümmern, sagt der
Rockmusik-Fan, mit dem es auch wieder Open Air-Konzerte am
Residenzplatz geben werden soll. „Ich weiß noch genau, wie Joe
Cocker, Tina Turner, Falco oder Sting hier aufgetreten sind. Ich
denke, dass das wieder möglich sein müsste“, sagt Kreibich. Wenn
er könnte, würde er sich übrigens die Rolling Stones oder AC/DC
mitten in die Festspielstadt wünschen. Doch dazu vermag wohl auch
ein Bürgermeister der Stadt Salzburg nicht…
Nur der Rettungssanitäter wird bleiben

Neben der Musik lässt der Interessensradius von Florian Kreibich
kaum einen Lebensbereich aus. So ist er – unter anderem –
Rettungssanitäter beim Roten Kreuz, Präsident des 1. Salzburger
Tennisclubs, evangelischer Pfarrgemeinderat, Miteigentümer des
Hotels Gersberg-Alm, Präsident der Romantik Hotels in Österreich,
Gaisberg-Koordinator, Funktionär im Landesfischereiverband und
mehrfacher Aufsichtsrat. Das alles werde er in naher Zukunft
natürlich massiv herunterfahren. „Letztendlich wird mir nur noch
der Rettungssanitäter beim Roten Kreuz bleiben. Das möchte ich
unbedingt weitermachen, denn es ist ein extrem gutes Korrektiv
zum normalen Leben“, sagt Kreibich. Die Arbeit in seiner Kanzlei
habe er bereits „schweren Herzens“ ruhend gestellt und auch den
Gaisberg-Koordinator werde er abgeben.
Florian Kreibich eigentlich „grün“ sozialisiert

Der Anwalt galt schon länger als Personalreserve der Stadt-ÖVP:
2014 war er als Stadtrat hinter dem damaligen Vizebürgermeister
Harald Preuner vorgesehen – mit dem Plan, diesem irgendwann
nachzurücken. Doch der Urnengang wurde für die Volkspartei zum
Fiasko, und Kreibich schaffte es mit Listenplatz 13 nicht einmal
als einfacher Gemeinderat ins Rathaus.


Auch wenn er aus keiner "typischen ÖVP-Familie" kommt, habe sich
Kreibich schon sehr früh für Politik interessiert. Eine Art
politische Sozialisierung sei durch seinen Onkel und
Grünen-Urgestein Herbert Fux erfolgt, "aber er hat es nicht
geschafft, dass er mich zu den Grünen bringt".


Bereits in der Hauptschule engagierte es ich als Schulsprecher,
während der Studienzeit dann in der ÖVP-nahen
AktionsGemeinschaft. Dann unterbrach er sein Studium für zwei
Jahre im Büro des Kärntner ÖVP-Landeshauptmanns Christoph
Zernatto ("der Mann meiner Cousine"). Später als Anwalt übernahm
er Funktionen im Wirtschaftsbund, von 2004 bis 2013 war er
Landtagsabgeordneter und seit 2019 gehört er dem Salzburger
Gemeinderat an. Letzteres übrigens wieder ungeplant, denn damals
war er eigentlich nur als "Urlaubsvertreter" für einen
beurlaubten Mandatar ins Rathaus nachgerückt.

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